Radio - E- Treffen in Bonn
Und nun, wie an jedem Donnerstag, steht eine neue Folge unserer Sendereihe "Begegnungen" auf unserem Programm. Am Mikrophon ist Jitka Mladkova, die diesmal über das jüngste Radio-E-Treffen berichten wird:
"Ich glaube, Radio E hat in den vergangenen Jahren, nachdem es ursprünglich als eine rein technologische Arbeitsgruppe gedacht war, unter den Beteiligten - die Gründungsmitglieder waren RFI, BBC, Radio Netherlands und die Deutsche Welle - immer mehr Begeisterung gefunden, weil es Programme auf andere Art und international auf dem Weg der Zusammenarbeit gestaltet. Das hat den Programmmachern gefallen, aber es hat sich auch gezeigt, dass auch unsere Hörer diese Form von Programm sehr geschätzt haben. Insofern glaube ich, nachdem in den letzten Jahren der Umfang der Partizipation immer mehr zugenommen hat, dass das ein guter Weg ist. Wir sollten ihn unbedingt fortsetzen."
Sie sagen, so ein Programm ist attraktiv für die Hörerschaft. Man spricht viel über vereintes Europa, namentlich im Zusammenhang mit der jüngsten EU-Erweiterung. Immerhin, unsere Sender sind auch in Gefahr. Dabei ist so ein Radiosender das beste Medium, dass die Völker verbinden kann!
"Wir teilen natürlich dieses Schicksal, das ein Schicksal im Augenblick so gut wie aller Auslandsrundfunkanstalten ist. Wir gelten gelegentlich als entbehrlich. Anders gesagt, wir gelten als Anstalten die auch mit immer weniger Geld auskommen müssen. Das ist für uns in vieler Hinsicht fatal. Es bedeutet, dass wir immer mehr z.B. Fremdsprachenprogramme in den einzelnen Auslandsrundfunkanstalten streichen müssen. Das sind keine guten Aussichten für die Zukunft. Trotzdem will ich da die Hoffnung nicht aufgeben."
An dieser Stelle führte Herr Lenz aus, dass in einer Zeit, in der große Teile Europas Schwierigkeiten mit der Konjunktur und beim Ausgleich ihrer Haushalte haben, natürlich auch ein Auslandsrundfunk sich nicht außerhalb stellen und sagen kann, überall wird gespart, aber bei uns nicht. Trotzdem sei es an der Zeit für ein klares Signal, meinte der DW-Programmdirektor:
"Nur nach vielen Jahren - es geht uns ja seit einigen Jahren so - wird es auch einmal wieder Zeit, für uns ein neues Signal zu setzen. Wann das sein wird, weiß ich nicht. Ich hoffe bald. Die europäische Zusammenarbeit bzw. das Zusammenwachsen Europas ist wichtig. Dafür leisten auch die Auslandsrundfunkanstalten sehr viel."
Abschließend noch eine Erläuterung in Bezug auf das Grußwort an die Teilnehmer des Bonner Treffens:
"Ich habe mich beim Thema Radio E zurückgehalten, jetzt ausgesprochen darauf hinzuweisen, dass wir als Deutsche Welle, aber auch andere Partner von uns, damit den Gedanken Europa weiter fördern wollen. Ich habe mich deshalb zurückgehalten, weil nicht alle Auslandsrundfunkanstalten da gleichermaßen überzeugt sind. Sie wissen, dass BBC auch aus journalistischen Gründen sich vor all dem hütet, was man in irgendeiner Weise als missionarisches Wirken bezeichnen könnte. Sie sind sehr zurückhaltend, aber begleiten zumindest den Prozess der europäischen Einigung journalistisch sehr intensiv."
Mit anderen Worten gesagt: Man sollte das Radio-E-Projekt weiter fördern, damit es auch ins Bewusstsein der politischen Kreise eindringt!
"Unbedingt."
Unsere Radio-E-Runde begrüßte auch Barbara Gessler, Leiterin der deutschen Delegation der Europäischen Kommission mit Sitz in Bonn. Ans Mikrophon bat ich sie gemeinsam mit meinem ungarischen Kollegen Csaba Banky, der zur Einleitung wissen wollte, wie sich die Präsenz der neuen Länder im Europäischen Parlament bemerkbar macht:
"Auf jeden Fall bemerkt man das schon. Es gibt einen frischen Wind in der EU, der sich dadurch bemerkbar macht, dass die Kolleginnen und Kollegen aus den neuen EU-Staaten in der Administration mitarbeiten, aber ich weiß das auch von anderen Institutionen im Europäischen Parlament. Man merkt schon, dass das, was wir über Jahrzehnte gewohnt waren, jetzt einfach neu gemischt wird und auch neue Fragen gestellt werden."
Sie sind oft bei der Deutschen Welle zu Gast und soviel ich weiß, kennen sie auch jene Programme, die hier in Zusammenarbeit mit anderen europäischen Staaten, darunter auch mit den neuen Beitrittsländern angefertigt werden. Glauben Sie, dass dieses Medium Rundfunk und diese Art von Zusammenarbeit von etwa zehn Rundfunkstationen eine Zukunft hat und ob sich da weitere Möglichkeiten in Richtung gesamteuropäisches Radio eröffnen?
"Ich kann nur sagen, dass in diesen Seitengesprächen auf dieser Konferenz natürlich immer wieder deutlich geworden ist, dass es hier von Seiten der Rundfunkstationen den Wunsch und die Bereitschaft gibt, das zu machen und gemeinsam zu arbeiten und dies möglicherweise in Richtung europäische Rundfunkanstalt auszubauen. Das ist natürlich ein zukunftsweisender Weg. Wir müssen in unserer Kommunikation auch professioneller werden und dazu gehören auch Bilder, aber dazu gehören meines Erachtens auch Stimmen. Ich halte das Radio sowieso für ein wichtiges Medium heutzutage. Es und ist noch nicht komplett ersetzt durch das Fernsehen, wie man uns manchmal glauben machen möchte. Daher kann alles was in Richtung Zusammenarbeit bzw. Austausch geht, nur dazu beitragen, dass wir uns besser kennen lernen und dass wir tatsächlich auch die Situation in den Mitgliedsstaaten besser kennen lernen. Dadurch kann Europa natürlich besser zusammenwachsen, wenn so etwas funktioniert."
Warum ist das immer noch Zukunftsmusik? Man könnte meinen, wenn sich jetzt die EU auf insgesamt 25 Mitglieder erweitert hat, dass es dann auch selbstverständlich ist, dass diese Gemeinschaft von Radio E ein gemeinsames Sprachrohr hat?
"Das wäre schön, wenn es eine Selbstverständlichkeit wäre, aber Sie kennen natürlich sehr viel besser die Situation bzw. die Organisation der nationalen Medienlandschaft, die - wie wir sagen - eine immer subsidiär angelegte Angelegenheit ist. Die Mitgliedsstaaten sind allein dafür verantwortlich, wie sie das zu Hause organisieren. Wir haben einige Instrumente, die für manche Prinzipien stehen, z.B. die Fernsehen-ohne-Grenzen-Richtlinie und andere, die dafür sorgen, dass Jugendschutz umgesetzt wird, dass Minderheiten zum Ausdruck kommen etc. Aber ansonsten ist es eine Sache des politischen Willens der Mitgliedsstaaten so etwas umzusetzen. Ich würde natürlich raten mit den Europa-Abgeordneten darüber zu reden, dass dies ein gutes Modell für die Basis einer europäischen Identität wäre."
Können vielleicht auch die EU-Vertretungen in den einzelnen Mitgliedsländern eine Lobby-Arbeit in dieser Richtung leisten?
"Wir haben jetzt die tolle Situation, dass Deutschland die EU-Kommissarin für Kommunikation stellen wird, die zugleich auch als Vizevorsitzende der Kommission an prominenter Stelle sein wird, und die von sich aus gesagt hat, dass sie einiges auf eine neue und professionellere Weise machen möchte. Ich halte das für eine Chance. Und wir sind jetzt gerade als Leiter der Vertretungen dabei, auch unsere Ideen zu formulieren, die Hindernisse darzustellen, die es bisher gab. Aber eben auch ganz neue Ideen können jetzt eingespeist werden. Jetzt ist der richtige Moment für die Formulierung neuer Ideen, und das nehme ich sicher mit!"
Dann, glaube ich, sind Sie die richtige Fürsprecherin für Fragen des europäischen Rundfunks!
"O.K. Das bin ich gerne.!"
Soweit, liebe Freunde, der Bericht von Jitka Mladkova über das Radio E-Treffen in Bonn. Wollen wir hoffen, dass das Zusammenwachsen Europas künftig auch von einem europäischen Radio begleitet werden kann.