Radio Free Europa/Radio Liberty von Schützenpanzern bewacht
Der Krisenstab der tschechischen Regierung hat aufgrund der Terroranschläge in den USA den Schutz amerikanischer Einrichtungen in Tschechien verstärkt. Den sichtbarsten Einschnitt in das gewohnte Straßenbild und eine spürbare Hürde für Straßenverkehrsteilnehmer stellen wohl die Sicherheitmaßnahmen dar, die vor dem Gebäude des Radiosenders Radio Free Europa/Radio Liberty getroffen wurden. Silja Schultheis berichtet.
Seit Donnerstagabend wird das Gebäude von Radio Free Europe/Radio Liberty, das sich in unmittelbarer Nähe des Wenzelsplatzes und der Autoschnellstraße mitten durch Prag - der sog. Magistrale - befindet, von Polizisten, Schützenpanzern und Fallschirmjägern der tschechischen Armee bewacht. Die Panzer sollen nach den Vorstellungen der Polizei, unter deren Befehl die Maßnahme steht, als Barrieren gegen eventuelle Selbstmordanschläge dienen.
Ob sich die erhöhten Sicherheitsmaßnahmen auch auf den Arbeitsablauf im Sender auswirken, fragte ich die Pressesprecherin von Radio Liberty, Sonia Winterova:
"Heute ist der 1. Arbeitstag seit Beginn der Bewachung, denn Freitag war hier staatlicher Feiertag. Es ist ein Tag wie jeder andere heute. Alle Mitarbeiter, die in diesem Gebäude arbeiten, sind da und wir konzentrieren uns auf unsere Hauptaufgabe, den Sendebetrieb. Bislang verläuft alles normal. Wir hatten ohnehin auch sonst, bereits vor dem 11. September, erhöhte Sicherheitsstandards, das merkt jeder, der dieses Gebäude betritt: man muss wie auf dem Flughafen Kontrollen passieren, und daran hat sich natürlich auch jetzt nichts geändert."
Über einen Umzug des Senders, wie ihn Verteidigungsminister Jaroslav Tvrdik am Donnerstag in Erwägung gezogen hatte, denken die Mitarbeiter von Radio Free Europa/Radio Liberty bislang nicht ernstlich nach. Die Notwendigkeit einer besonderen Bewachung schätzt Sonia Winterova jedoch ebenso hoch ein wie es am Wochenende verschiedene tschechische Politiker getan hatten:
"Wir sind ein Symbol Amerikas. Wir wurden 1995 von Präsident Vaclav Havel eingeladen, von München - unserem früheren Sitz aus - hierher umzusiedeln. Dies hatte eine politische und symbolische Bedeutung. Ich denke, dass seit dem 11. September für alle amerikanischen Institutionen im Ausland erhöhte Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden müssen."
Ob bald auch die amerikanische Botschaft in Prag von Panzerwagen der tschechischen Armee bewacht wird, hängt von der noch fehlenden Zustimmung des Magistrats des ersten Prager Stadtbezirks ab, erklärte Verteidigungsminister Jaroslav Tvrdik am Wochenende.