Radio Praha ist das erste, was ich in der Früh als Internetseite aufmache…

Günther Krumpak (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag)

Ein Interview mit einem treuen Leser unserer Webseiten und Post zum 80. Gründungsjubiläum von Radio Prag. Sie hören gleich mehr im Hörerforum.

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Wir möchten uns ganz am Anfang für Ihre Briefe, E-Mails und Empfangsberichte bedanken. Der 80. Geburtstag unseres Senders und die einmalige Rückkehr auf die Kurzwelle haben dazu beigetragen, dass wir einen riesigen Haufen Post in den vergangenen zwei Wochen bekommen haben. Wir werden einige der Zuschriften im zweiten Teil der Sendung zitieren. Nun bringen wir aber das letzte Hörerinterview aus unserer Serie zum Geburtstag von Radio Prag. Günther Krumpak musste keinen langen Weg zum Hörertreffen in unserem Funkhaus wagen:


Herr Krumpak, Sie sind zu dem Hörertreffen zum 80. Geburtstag von Radio Prag gekommen. Sind Sie ein langjähriger Hörer unserer Sendungen?

Günther Krumpak  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag)
„Ich bin ein regelmäßiger Leser Ihrer Webseiten. Ich lese Sie sehr regelmäßig, in vier Sprachen, weil es in jeder Variante – Deutsch, Englisch, Französisch, Tschechisch – andere Inhalte gibt, die mich alle sehr interessieren.

Wie ich schon erfahren habe, kommen Sie aus Wien. Sie leben aber derzeit in Prag. Was hat Sie nach Prag geführt?

„Das ist ganz witzig, es war ein Microsoft-Kongress. Ich komme ursprünglich aus der Informationstechnologie. Ich kam nach vielen Jahren wieder nach Prag. Ich war das erste Mal hier im Jahre 1986, da hat es noch ganz anders ausgesehen. Und ich muss ganz ehrlich sagen, ich war ein typischer Österreicher, mich hat nichts besonders interessiert. Und dann kam ich 2005 hierher und habe die Augen aufgesperrt und gesehen, was alles sich hier verändert hat. Ich war total begeistert und habe dann begonnen, öfter herzukommen und mir zu überlegen, wie es denn wäre, in einem postkommunistischen Land zu leben. Das war ein Anlass, und 2007 bin ich dann übersiedelt.“

Sie betreiben nun ein interessantes Unternehmen in Prag…

„Ich bin letzten Herbst durch Zufall von einem Freund angesprochen worden, der ein Gästehaus geführt hat. Er hat mich gefragt, ob ich es nicht übernehmen will. Vor allem weil er wusste, dass ich mich für Tourismus und Kultur interessiere. Ich habe nicht lange gezögert, und habe ja gesagt. Ich versuche es jetzt zu einem kleinen Kulturzentrum umzuwandeln, mit einem Schwerpunkt auf Geschichte und Kultur und alles, was die üblichen Touristen, sage ich jetzt mal, über Prag nie erfahren.“

Und bei der Suche nach solchen Tipps und Informationen hilft Ihnen auch Radio Prag?

„Radio Praha ist, ich würde mal sagen, meine erste Informationsquelle für Inhalte. Es gibt natürlich viele andere Informationsquellen, in der Zwischenzeit bin ich sehr spezialisiert, kann auch Tschechisch, aber Radio Praha ist das erste, was ich in der Früh öffne, also was ich als Internetseite aufmache.“

Welche Themen interessieren Sie am meisten? Sie hängen sicher mit ihrer Tätigkeit zusammen.

„Kultur, Geschichte, aber natürlich auch Tagesgeschehen. Wobei ich sage, Kultur heißt nicht unbedingt vergangene Jahrhunderte, sondern auch Gegenwartskultur – Ausstellungen, neue Kunst, neue Musik, das, was sehr vielen Leuten, die nicht Tschechisch können, auch nicht zugänglich ist – alternative Klubs, alternative Bands, Galerien und Museen.“

Radio Prag feiert Geburtstag, hätten Sie einen Geburtstagswunsch für den Sender?

„Dass es Radio Prag noch sehr lange gibt, dass das Angebot weiterhin so gut bleibt, wie es ist. Da müsste ich jetzt nachdenken – also ich bin fast wunschlos glücklich. Auf jeden Fall wünsche ich dem Sender alles Gute und finde es toll, was gemacht wird.“


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Viele von Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer, haben uns zum 80. Geburtstag gratuliert. Vielen Dank für alle Glückwünsche. Für manche war das Jubiläum auch ein Anlass, sich an ihre eigenen Anfänge mit Radio Prag zu erinnern. Wir möchten nun einige Angaben zitieren. Die Zeit, die Sie bereits mit uns verbracht haben, verdient Beachtung: Karl-Heinz Grüttner aus Nobitz war 18 Jahre alt, als er 1971 unsere Sendungen zu hören begann. Fritz-Walter Adam aus Bernburg an der Saale hört uns seit 1970, ebenso wie Rudolf Sonntag aus Gilching. Peter Vaegler aus Stralsund und Kurt Ringel aus Wiesbaden empfangen Radio Prag seit 1967, Ralf Urbanczyk aus Eisleben seit 1977. Ende der Siebziger Jahre hat auch Andreas Mücklich aus Berlin – noch als Kind – damit angefangen. Seit mindestens über 40 Jahren ist Dieter Feltes aus Pyrbaum und seit knapp zwanzig Jahren Oliver Fülla aus Fachbach unser Hörer. Die Impulse und Gründe können unterschiedlich sein. Und wie das alles anfangen kann, dazu ein Beitrag von Frank Unglaube aus Hamburg. Er begann sein DX-Hobby mit Radio Prag im Jahre 1972:

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
„Damals wohnte ich natürlich noch bei meinen Eltern. Als ich eines Tages von meiner Mutter dazu aufgefordert wurde, doch endlich wieder einmal mein Zimmer zu putzen, tat ich dies. Aber nicht ohne das Radio einzuschalten. Diesmal ging ich auf die Kurzwelle. Warum, weiß ich heute auch nicht mehr. Das erste deutsche Wort, das ich damals hörte, kam von Radio Prag. Ganz gespannt lauschte ich der Sendung und schrieb Ihnen dann auch einen Brief. Was dann aus der Reinigungsaktion in meinem Zimmer wurde, weiß ich leider nicht mehr. Aber so fing alles an.“

Die Sendung auf Kurzwelle am Geburtstag hat viele von Ihnen veranlasst, sich Gedanken über das Verhältnis von Internet zur Kurzwelle zu machen. Stellvertretend für alle Ansichten und Kommentare zitieren wir nun einen schönen Vergleich von Georg Günther aus Eisenach:

„Die KW ist sportlich, herausfordernd und immer wieder überraschend! Es ist wie beim Bergsteigen… Um den Gipfel zu erreichen (die Sendung der Radiostation zu hören), muss man sich bewegen, Hindernisse überwinden (Signalschwund Rauscheinbrüche, Störgeräusche), um das Ziel zu erreichen. Das Internet hingegen ist bequem, einfach mit der Gondel im Sitzen den Gipfel zu erreichen. Das Internet hat auch zweifelsohne seine Vorteile, aber ich mag die Herausforderung mehr, und KW kann man überall hören, ob im Auto, der Wüste, in der Arktis oder auf dem Meer.“

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Björn Quäck aus Dortmund schreibt selten an Radio Prag. Dies hat er einleitend zugegeben: Seine erste Post nach Prag sei auch zu einem Jubiläum auf die Reise gegangen – das war 1981, damals war der Sender gerade mal 45 Jahre „jung“. Er ging auf ein paar Aspekte ein, die in der Sondersendung angeschnitten wurden. Wir wählen einen davon aus:

„Hat Radio noch seine Berechtigung? Das ist eine Frage, die sich nicht nur Auslandssender, sondern Radiostationen allgemein stellen müssen. Manche Dinge, wie etwa die schnelle Informationsvermittlung können Websiten vielleicht besser. Aber das Radio ist und bleibt da stark, solange es sich auf das besinnt, was es einmalig macht – es ist lebendig und schafft Hörerlebnisse. Also anstatt des vorgelesenen Manuskripts das lockere Gespräch und eine akustische Atmosphäre, die etwas von dem Land vermittelt, für das ein Auslandsradio Botschafter ist.“


Foto: Štěpánka Budková
Soweit einige Hörerstimmen. Abschließend möchten wir Ihnen noch unsere Quiz-Frage für den September stellen:

Wie viele Medaillen haben die tschechischen Sportlerinnen und Sportler dieses Jahr bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro geholt?

Schreiben Sie uns die Zahl an [email protected]. Im August haben wir gefragt In welcher der Sprachen – Persisch, Suaheli und Armenisch – Radio Prag früher unter anderem gesendet hatte? Und die richtige Antwort lautet Persisch und Suaheli. Ein T-Shirt schicken wir diesmal Ulf Mademann aus Deutschland.

Und das war’s schon für heute. Schreiben Sie uns bitte weiter, und zwar an: Radio Prag – Deutschsprachige Redaktion, Vinohradská 12, 120 99 Prag 2, Tschechische Republik, oder per E-Mail an: [email protected].