Redliche Suche der Schüler nach ihrer eigenen Meinung zum Irak-Krieg

Amerikanischer Soldat in Bagdad (Foto: CTK)

Im Rahmen unserer Miniserie "Meinungen zum Irak-Krieg" haben wir heute eine Mittelschul-Lehrerin vors Mikrophon gebeten. Nicht nur ihre persönliche Ansicht, sondern auch die Entwicklung der Meinungen ihrer Schüler haben uns dabei interessiert. Hören Sie mehr dazu von Markéta Maurová.

Amerikanischer Soldat in Bagdad  (Foto: CTK)
Über die Behandlung des Irak-Themas in einer Prager Schule, genauer im Tanzkonservatorium Duncan Centre habe ich mich mit der Lehrerin Ludmila Cejkova unterhalten. Sie unterrichtet dort Tschechisch und Bürgerkunde und bestätigt, dass der Irak-Krieg nicht das erste politische Thema ist, dass sie mit ihren Schülern erörtert hat. Im Herbst widmeten sie sich z.B. der Problematik in Tschetschenien und Afghanistan. Und wie sah es also mit dem Irak aus?

"Bereits vor Kriegsbeginn habe ich in einer Stunde der Bürgerkunde absichtlich ein Diskussionsforum veranstaltet, in dem ich die Frage stellte, ob ein Krieg gerecht sein kann - ja oder nein, ich wollte die Diskussion zuspitzen. Und die meisten Studenten vertraten die Meinung, dass ein Krieg unsinnig ist, dass er nie gerecht sein kann, dass er nie helfen kann. Wir haben auf der allgemeinen Ebene angefangen. Dann jedoch, als der Krieg begann, konnte man nicht mehr sagen, dass die Studenten eine einheitliche Ansicht hatten. Es hat mich aber sehr erfreut, dass sie sich redlich bemühten, sich ihre eigene Meinung zu bilden. Sie suchten nach Informationen, haben etwas über Saddam Hussein nachgeforscht, haben festgestellt, dass es im Irak ein Problem mit der Kurdenbevölkerung gibt, sie versuchten herauszufinden, wie viele Opfer das Saddam-Regime forderte. Sie bemühten sich auf einmal, ihren Blick zu objektivieren, was mich sehr erfreute."

Die ursprünglich eindeutig pazifistische Stellungnahme verwandelte sich also mit den neuen Informationen und in der Klasse fanden sich allmählich auch Argumente für den Krieg, eine realistischere Betrachtung der Sache, bestätigt Ludmila Cejkova. Und ihre persönliche Meinung?

"Ich stimme gewissermaßen der Möglichkeit zu, Gewalt anzuwenden. Wir haben gesehen, dass der militärische Eingriff in Afghanistan oder in Bosnien-Herzegowina geholfen hat. Natürlich kann ich aber kaum beurteilen, ob der Eingriff zeitlich gut geplant und auf richtige Weise durchgeführt wurde. Denn obwohl ich mich bemühte, viele Informationen zu gewinnen, scheint es mir, dass wir die wichtigsten Informationen doch nicht bekommen haben. Aber ich konnte mich den sehr pazifistischen Launen, den Antikriegsdemonstrationen noch vor dem Krieg keinesfalls völlig anschließen. Es schien mir nämlich, dass Saddam Hussein dabei fast wie ein Held aussah. Und ich bin der Meinung - ich weiß nicht, ob er noch lebt oder nicht mehr-, dass er sicher ein großer Diktator war und seinem Land nichts Gutes brachte."