Referendums-Depression bei den Euroskeptikern

Das nicht!

Nicht überall klirrten die Sektgläser, als am Wochenende die Ergebnisse des Beitritts-Referendums zur Europäischen Union bekanntgegeben worden sind. Wenig Grund zum Feiern hatten die Mitglieder der Euroskeptischen Initiative, die sich in den vergangenen Wochen mit Anti-EU-Kampagnen hervorgetan hatte.

Grund zur Selbstgeißelung habe er nicht, sagte Vilem Barak von der so genannten Eurospektischen Initiative im Gespräch mit Radio Prag. Keine Party, aber auch keine Frust-Runde habe er mit seinen Mitstreitern am Samstag abend nach dem Referendum veranstaltet - dass die Stimmung dennoch reichlich verhagelt gewesen sein dürfte, kann man aus den nur knapp über 22 Prozent Nein-Stimmen ablesen, die die Euro-Gegner mobilisieren konnten. Vilem Barak dazu:

"Wir sehen das nicht wie einen politischen Wahlkampf, nach dem großer Triumph bei den Gewinnern und Niedergeschlagenheit bei den Verlierern herrscht. Wir wollten einfach etwas für die Öffentlichkeit tun, aber die hat sich eben anders entschieden!"

In einer ersten Analyse des Wählerverhaltens macht Barak zwei Gründe für die eurofreundliche Abstimmung in Tschechien verantwortlich: Zum einen habe die Regierung zusammen mit der EU sehr viel Geld für die Beitrittskampagne ausgegeben, so dass viele Bürger beeinflusst worden seien. Zum zweiten herrschte eine sehr unausgewogene Stimmung:

"Selbst die Großmütter aus dem Dorf haben sich für ein Ja entschieden. Die öffentliche Meinung besagte ganz einfach, dass die EU ein notwendiger Fortschritt sei. Alle, die dagegen stimmen, werden für Ewiggestrige, für Kommunisten und Extremisten gehalten. Das ging so weit, dass wir quasi keine Finanzmittel für unsere Gegen-Aktionen hatten, weil uns keine Firma etwas spenden wollte. Alle Zuwendungen kamen von Privatleuten. Wenn man sieht, dass wir fast kein Geld hatten, war unser Erfolg doch recht groß!"

Die Euroskeptische Alternative wollte vor allem mit Informationen über die angeblichen Nachteile der Europäischen Union bei den Bürgern punkten. Genau diese allerdings, so kommentiert Vilem Barak wörtlich, hätten die Leute aber schlicht nicht kapiert. Das Beispiel Polen zeige, dass sich die öffentliche Meinung in der Zeit unmittelbar nach dem positiven Referendums-Ergebnis noch einmal ändere, wenn mehr Informationen veröffentlicht würden. Für ihn und seine Mitstreiter jedenfalls sei die Arbeit nach dem Referendum noch lange nicht abgeschlossen, wie er betonte:

"Auf unseren Internet-Seiten werden wir genau mitverfolgen, wie sich die Realität im Vergleich mit den Versprechen der Politiker entwickelt. Außerdem werden wir darauf weiterhin Analysen und Einschätzungen veröffentlichen und in diesem Sinne an unserem Projekt weiterarbeiten."