Regierung: Impfung gegen Schweinegrippe weiter freiwillig – Präsident Klaus: Lasse mich nicht impfen
Über das Auftreten der Schweinegrippe in Tschechien war seit Jahrsbeginn nicht viel zu hören. Bis Mitte vergangener Woche, als der nationale Sicherheitsrat ohne Umschweife empfahl, dass sich 16.000 tschechische Soldaten einer Pflichtimpfung gegen die Krankheit unterziehen sollten. Am Freitag wurde diese Zahl zwar auf 8000 halbiert, die Diskussion über das Für und Wider einer Pflichtimpfung gegen die Schweinegrippe aber ist erneut entfacht.
Seit Ende Oktober sind in Tschechien 95 Menschen an der Schweinegrippe gestorben. Bis Anfang dieser Woche waren an ihr zirka 2400 Personen erkrankt. Auf 100.000 Einwohner entfielen bisher maximal rund 1000 Krankheitsfälle, das Auftreten einer Epidemie ist erst bei der doppelten Anzahl erreicht. Von einer Epidemie ist man also noch ein Stück entfernt. Das Kabinett hat am Montag bestätigt: Der Leiter des Staatlichen Hygiene-Amtes, Michael Vít, hat weiterhin die Entscheidungsgewalt über eine mögliche Pflichtimpfung. Sollte er die Anordnung dazu geben, dann wären neben 8000 Soldaten auch all jene Personen davon betroffen, die für den Fortgang der staatlichen Geschäfte wichtig sind. Zu diesen Personen gehört auch Präsident Václav Klaus. Der hat jedoch letzte Woche schon klipp und klar geäußert, eine Impfung käme für ihn nicht in Frage:
„Ich bin dagegen, dass man wegen einer solch unerheblichen Krankheit wie der Schweinegrippe jemandem einfach etwas anordnet. Damit würden die grundlegenden Menschenrechte mit Füßen getreten. Es besteht kein Grund dazu. Das ist keine fatale Krankheit.“
So wie der Präsident denken offenbar auch die meisten Bürger des Landes. Von den 238.000 Impfstoff-Dosen, die der Staat zur Vorbeugung geordert hat, ist erst rund ein Viertel verbraucht. Nichtsdestotrotz ist Helena Jiřincová vom staatlichen Labor für Grippe-Erkrankungen der Meinung, dass eine Pflichtimpfung für Staatsrepräsentanten und Staatsdiener durchaus Sinn mache:„Das ist ein richtiger Gedanke, denn vorbeugen ist immer noch besser als heilen. Zudem verursacht eine Pflichtimpfung entschieden weniger Kosten als die Heilung der Krankheit.“
Unter den Gesundheitsexperten des Landes wird befürchtet, dass mit einer neuen Grippewelle, die das derzeit wechselhafte Winterwetter entfachen könnte, auch die Zahl der Schweinegrippe-Fälle sprunghaft steigen dürfte. Gesundheitsministerin Dana Jurásková aber hofft, dass es soweit nicht kommen wird. Nach der Kabinettssitzung am Montag hat sie nämlich noch verkündet:
„Eine Pflichtimpfung wurde nicht beschlossen. Die Kompetenz, sie anzuordnen, hat der Leiter des Staatlichen Hygiene-Amtes. Die Regierung aber hat sich das Recht vorbehalten, darüber zuvor informiert zu werden.“
Die Entscheidung, erst bei der nächsten Schweinegrippewelle mit der Impfung zu beginnen, haben mittlerweile renommierte Epidemiologen als „nicht korrekt“ kritisiert. Das Pikante dabei ist, dass sich ihr Spitzenvertreter, Hygiene-Amtschef Michael Vít, inzwischen selbst mit dem H1N1-Virus angesteckt hat. Die Diskussion über Sinn oder Unsinn einer Pflichtimpfung hat also wieder neue Nahrung erhalten. Und eine ganz spezielle obendrein.