Regierung plant Ende kleiner Standesämter
Auf dem Land könnte bald schwierig werden zu heiraten. Die Regierung will kleine Standesämter nämlich schließen.
„Der Staat muss sich überlegen, ob er das Geld nicht für andere Vorhaben einplanen könnte. Mit der Schließung der Standesämter würden wir 150 Millionen Kronen (5,9 Millionen Euro, Anm. d. Red.) sparen.“
Erwartungsgemäß trifft der Vorstoß aus Prag auf wenig Gegenliebe in den betroffenen Gemeinden. Dabei geht es ihnen in erster Linie nicht um die Kürzung von Mitteln. Zdeněk Peša ist Bürgermeister von Olešnice / Oels, einem 1700-Seelen-Nest an der böhmisch-mährischen Grenze:„Die Standesämter hier haben eine jahrhundertealte Tradition, es gibt sie hier seit schon über 500 Jahren. Diese Tradition jetzt aufzugeben, also an der Schwelle zum 21. Jahrhundert, das ist schon sehr mutig von den zuständigen Beamten.“
Der 55-jährige Dorfoberste, verdeutlicht das an seinem eigenen Beispiel. „Hier ist zum Beispiel eine Eintragung zu meinem Großvater. Das Ganze ist sehr wertvoll, und man sollte es nicht so einfach aus der Hand geben“, sagt Peša stolz, während er in einem vergilbten, großformatigen Band blättert.
Immerhin, Standesämter gibt es in Böhmen und Mähren bereits seit dem 17. Jahrhundert. Zunächst wurden diese von den Kirchen geführt, später übernahm das der Staat.Dass man durch die Schließung der kleinen Standesämter tatsächlich etwas einsparen würde, bezweifeln die Beamten in den größeren Städten. Die wären mit der Reform für ein viel größeres Gebiet zuständig und müssten ihr Personal aufstocken. Das bestätigt auch Veronika Slámová, sie ist Sprecherin der Gemeinde Slavkov / Austerlitz bei Brno / Brünn:
„Wir müssten mindesten einen neuen Mitarbeiter einstellen. Zudem müssten wir irgendwo zusätzlichen Platz in unserem Rathaus finden, sei es nun für die Aktenordner oder die neue Kundschaft.“
Zahlreiche Bürgermeister haben bereits beschlossen, ihre Standesämter auch weiterhin betreiben zu wollen – und zwar unabhängig vom Geld aus Prag.