Regierung will Weinsteuer einführen, Winzer sind dagegen
Eine der Sparmaßnahmen – oder besser: eine der neuen Einnahmequellen für den Staat – soll eine spezielle Steuer auf Wein sein. Gemeint ist der so genannte stille Wein, der im Gegensatz zum Schaumwein bisher nicht besteuert wird. Die Gesetzesvorlage dazu soll demnächst ins Parlament eingebracht werden. Die Idee von Finanzminister Kalousek ist dabei auch, über bestimmte Ausnahmen von der Steuer die tschechischen Winzer vor der ausländischen Konkurrenz zu schützen. Doch die Winzer befürchten, dass das Gegenteil der Fall sein wird.
Trotz Kalouseks Beteuerung sind die Winzer aufgebracht und denken bereits über Protestformen nach. Der Bund der Winzer hat bereits eine Petition verfasst. Heißt das, die Weinproduzenten wollen sich nicht schützen lassen? Das wohl nicht. Der Vorsitzende des Winzerbundes, Jiří Sedlo, ist davon überzeugt, dass die Regierung mit der Steuer viel mehr die tschechischen Winzer ins Abseits stellt:
„Da in keinem EU-Staat, in dem Wein produziert wird, eine Verbrauchssteuer auf Wein besteht, wird das für uns diskriminierend sein.“Sedlo glaubt unter anderem, dass die Verbraucher noch häufiger als bisher den legalen Import umgehen werden, selbst in die Nachbarländer Österreich, Deutschland, Slowakei und Ungarn fahren und dort ihren Wein direkt kaufen. Diese Option dürfte besonders für Weinkenner und grenznahe Anwohner interessant sein – und sie würde in ihrer Konsequenz gerade die tschechischen Winzer schädigen, die bessere Weine herstellen. Und das sind die kleineren Produzenten, die Kalousek eigentlich schützen will. Ohnehin hat sich der Minister noch nicht dazu geäußert, ab welchem Produktionsumfang ein Winzer schützenswert ist.
Auf der anderen Seite warnen Winzer und Verbände, dass auch der legale Import letztlich eher befördert wird. Martin Pýcha ist Vorsitzender des tschechischen Landwirtschaftsverbandes:
„Die größeren Winzerbetriebe, die nicht nur Qualitätswein, sondern auch billigeren Wein herstellen, konkurrieren mit den billigen Importweinen aus Spanien, Italien und anderen Ländern. Wird die Steuer eingeführt, dann werden unsere Weine, die leider teurer sind als die Importprodukte, in die Preisklasse der Qualitätsweine angehoben, obwohl sie deren Qualität gar nicht haben. Der Kunde wird dann logischerweise zu den billigeren Importweinen greifen und nicht so sehr darauf achten, dass es sich nicht um ein tschechisches Produkt handelt.“Winzer und Verbände befürchten Entlassungen in der Branche, mit negativen Folgen für ganze Regionen. Gerade die südmährischen Weinbaugebiete liegen nämlich in Gegenden mit hoher Arbeitslosigkeit.