Regina-Ziegler-Filmreihe wurde in Prag eröffnet

Im Rahmen der in Prag stattfindenden Berliner Wochen wurde gestern die Regina-Ziegler-Filmreihe eröffnet. In Anwesenheit der Produzentin und ihrem Mann, dem Regisseur Wolf Gremm, konnte im Kino Aero über die Kästnerverfilmung "Fabian" sowie über drei Teile der "Erotic Tales" gesprochen werden. Silja Schultheis und Jörn Nuber waren bei der Eröffnung dabei:

1973 gründete Regina Ziegler in Berlin ihre Produktionsfirma Ziegler-Film. Nach knapp einem viertel Jahrhundert kann sie auf über 200 Film- und Fernsehproduktionen zurückblicken, und nicht wenige davon wurden mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet. Petr Zelenka, Mika Kaurismäki und Wolf Gremm sind nur einige der Namhaften Regisseure, mit denen sie zusammengearbeitet hat, und deren Werke in der laufenden Filmreihe zu sehen sind. Bei der reichen Auswahl griffen die Organisatoren auch auf Arbeiten zurück, die die Kooperation der Produktionsfirma insbesondere mit Polen dokumentiert. Denn die resolute Produzentin verbindet mit ihrem Besuch in Prag eine Aufforderung: Sie sieht in der heutigen Situation die Chance für einen zukünftigen europäischen Film:

"Ich glaube, dass der europäische Film sich jetzt erst entwickelt. Früher hat man versucht, den europäischen Film sozusagen zusammenzubasteln, indem man nach Nationalität besetzt hat: Für diese Rolle einen Franzosen, für diese einen Italiener, damit auch RAI noch dabei ist... das hat nicht funktioniert -Gott sei Dank- denn diesen Europapudding wollte gar keiner sehen. Ich glaube -und so verstehe ich mich auch als Berliner Produzentin- dass Berlin der Brückenschlag zwischen Ost und West ist. Und jetzt ist eine Zeit, wo man den Brückenschlag nach Osteuropa vielmehr intensivieren kann, weil z.B. der Produktionsstandort Prag auch in Deutschland den Ruf und das Image von einem perfekten Produktionsstandort hat. Was man braucht, um Filme zu produzieren, ist Professionalität -ohne die geht es nicht- und wenn die gewährleistet ist, dann kann man auch ganz optimistisch sein."

Auch der Organisator der Berliner Wochen, Berlins ehemaliger Kultursenator Volker Hassemer, weiß wie attraktiv die Stadt Prag als Filmstadt zur Zeit ist. Er möchte den Besuch Zieglers und Gremms als Zeichen verstanden wissen, dass Berlin bereit ist, sich gemeinsam mit Prag der Konkurrenz aus den USA und Westeuropa zu stellen:

"Berlin allein ist zu schwach, aber auch Prag allein ist zu schwach, um in der Konkurrenz der großen Produktionsnationen eine bedeutende Rolle zu spielen. Ich bin davon überzeugt, dass wir gegenüber dem westlichen Europa aber auch gegenüber den USA die Chance haben, ein weltweit bedeutender Produktionsort zu werden, wenn wir gemeinsam arbeiten."

Der besonderen Beziehung Wolf Gremms zu Rainer Werner Fassbinder, der übrigens Zeitweise bei der Familie Gremm-Ziegler wohnte, wird in der von Gremm gedrehten Dokumentation "Das letzte Jahr" und in dem Spielfilm "Kamikaze 1989" Rechnung getragen, die im Rahmen der Filmreihe gezeigt werden. Der polnische Filmemacher Wajda wird in der Dokumentation "Signiert: Andrezdej Wajda" portraitiert und in dem Film "Korczak" ist der Lebensweg des polnischen Schriftsteller und Arztes Janusz Korczak gezeichnet, der sich im Warschauer Ghetto um Waisenkinder kümmerte.