Relaunch bei Jádu: Jetzt auch auf Slowakisch – und mit neuer Website

Daniel Ryba, Tereza Semotamová und Patrick Hamouz (Foto: Archiv Jádu)

Jádu, das ist ein deutsch-tschechisches und, seit einigen Monaten, auch slowakisches Onlinemagazin des Goethe-Instituts. In diesem Jahr hat es sich einem Relaunch unterzogen.

Online-Magazin Jádu

Es geht zum Beispiel um das bedingungslose Grundeinkommen, ein Strafverfahren gegen einen Publizisten in der Slowakei oder Künstler in Quarantäne. Das Online-Magazin Jádu gibt es seit 2011, und die Themenpalette dort ist breit. Seit diesem Jahr erscheint es sogar dreisprachig: Deutsch, Slowakisch und Tschechisch. Zudem hat die Website ein neues Gesicht bekommen. Patrick Hamouz ist Chefredakteur und Leiter der deutschen Redaktion:

„Wir haben acht Jahre lang als deutsch-tschechisches Online-Magazin funktioniert. Das hat viele Leute überzeugt, so dass wir dann den Wunsch hatten, das zu erweitern.“

Trnava  (Foto: Radovan Bahna,  Wikimedia Commons,  CC0)

Neben Patrick Hamouz ist Tereza Semotamová einer der Köpfe hinter Jádu. Sie ist zuständig für die tschechischsprachige Redaktion. Für die Slowakei ist jetzt auch Daniel Ryba mit dabei. Er hat sein Büro in Trnava / Tyrnau.

Dass das Nachbarland im Osten mit an Bord geholt wurde, hat unter anderem einen praktischen Grund. Denn die Texte müssen nicht vom Tschechischen ins Slowakische oder in die andere Richtung übersetzt werden.

„Die lange gemeinsame Geschichte von Tschechien und der Slowakei sorgt dafür, dass sich die Länder gut verstehen und nicht übersetzt werden muss. Wir haben uns auf der einen Seite aus Kostengründen entschieden, nicht zu übersetzen. Auf der anderen Seite ist das aber auch unser Zeichen gegen die Spaltung. Wer Artikel lesen will, muss sich damit abfinden. Wir hoffen, dass uns das nicht übelgenommen wird.“ so Hamouz.

Online-Magazin Jádu

Bisher wird ihnen das wohl nicht übel genommen. Denn das Online-Magazin kommt gut an, und die Leser, Leserinnen und Autoren sind in den vergangenen Jahren zusammen mit Jádu erwachsen geworden. Dazu passt auch das neue Gesicht der Website.

„Wir haben lange die jüngeren Zielgruppen angesprochen, für die dann auch jüngere Autoren geschrieben haben. Die sind dann mit uns gewachsen und haben sich weiterentwickelt. Mit dem neuem Layout tragen wir dem Rechnung. Die Website sieht jetzt ernstzunehmender aus, und wir freuen uns riesig darüber.“

Aber ganz egal, ob Jung oder Alt: Jádu kann und soll eigentlich jeder lesen.

„Als Zielgruppe liegen uns Leute am Herzen, denen es nicht gleichgültig ist, was in Gesellschaft, Kultur oder Politik passiert. Das sind wir, und das ist auch unsere Zielgruppe: nicht gleichgültig, sondern interessiert!“ erzählt Hamouz.

Jádu versucht sich bei den Themen immer nah am gesellschaftlichen Diskurs zu bewegen. Dabei sollen zudem neue Perspektiven aufgezeigt werden. Corona ist natürlich nicht spurlos an der Redaktion des Magazins vorübergegangen. In der Berichterstattung haben die Autoren versucht, neue Aspekte und Blickweisen anzubieten.

YouTube Kanal von Jádu

„Wir wollten einen Ansatz finden, der über die eigentliche Corona-Situation hinausgeht. Es gibt ja auch die Frage: Wozu ist die Erfahrung gut? Also zum Beispiel bezüglich Klimaschutz, Umweltschutz oder Solidarität in kleinerem Rahmen. Ich denke, jeder hat erfahren, dass sich plötzlich die zwischenmenschlichen Beziehungen verändert haben. Es wurde mehr aufeinander Acht gegeben. Was wird davon vielleicht bleiben? Das war in diesem Zusammenhang eine der Fragen, die uns sehr interessiert haben.“ beschreibt Hamouz.

So ging es zum Beispiel darum, wie sich der Lockdown für introvertierte Menschen angefühlt hat, und um Dating oder Musiker in der Coronakrise. Auch die Auswirkungen der Pandemie auf den Klimawandel beleuchtet das Online-Magazin.

Iveta Radičová  (Foto: Archiv der Europäischen Volkspartei,  Flickr,  CC BY 2.0)

Die Themen sind oft durchaus direkt auf Deutschland, die Slowakei oder Tschechien bezogen. Und es lassen sich auch viele Interviews mit Gesprächspartnern aus den drei Ländern finden.

Zum Beispiel hat Jádu mit Iveta Radičová gesprochen. Sie ist Soziologin und ehemalige slowakische Premierministerin. In dem Interview geht es um Medien im Zeitalter des Internets.

„Als das Internet aufkam, dachten wir, wie gebildet wir alle sein würden. Und was ist heute los? Wir erklären, dass die Erde keine Scheibe ist! Ja, es ist auch Raum für Missbrauch entstanden, für Populismus und Verschwörungstheorien, für ekelhafte Manipulation bis hin zum Cyberkrieg. All das sind neue Dimensionen, deren negative Auswirkung man in dieser Größenordnung nicht hat kommen sehen. Und gegen eine noch stärkere Ausbreitung muss nun angekämpft werden.“ erläutert Radičová in dem Interview.

In diesem Zusammenhang wird dann über nötige Abwägung gesprochen: die Meinungsfreiheit auf der einen Seite und das Unterbinden von Hass und Rassismus sowie den Schutz der Persönlichkeitsrechte auf der anderen Seite.

Jádu kann man aber nicht nur lesen, sondern auch hören. Dafür gibt es einen monatlichen sogenannten Popcast. Dort werden deutsche Neuerscheinungen aus Pop, Rock, Electro oder Hip-Hop vorgestellt – ganz abseits des Mainstreams.

Japan  (Illustrationsfoto: Philippsaal,  Pixabay / CC0)

Ein anderes Themengebiet ist Tereza Semotamová im Gedächtnis geblieben. Denn auch mit gesellschaftlichen Tabus beschäftigt sich das Online-Magazin.

„Wir hatten mal das Thema ‚Tod und Verfall‘. Das mochte ich. Es hieß ‚Der Zahn der Zeit‘, und dazu konnten wir wirklich viel machen. Auch Aspekte, die man so noch gar nicht kannte. So habe ich mich zum Beispiel mit Selbstmorden in Japan beschäftigt.“ so Semotamová.

Dass das inhaltliche Spektrum so breit ist, hat Jádu vor allem den vielen Autoren und Autorinnen zu verdanken, erläutert Hamouz:

„Sie sind unsere Sonden in die Gesellschaft. Wir sind nicht zum Beispiel auf Prag oder Berlin spezialisiert, sondern die Autoren sitzen überall im Land beziehungsweise in den Ländern. Sie nehmen also viel mehr wahr, als wir es allein aus unserem Büro könnten.“

Webseite des Online-Magazin Jádu

Der Name Jádu funktioniert übrigens in allen drei Sprachen des Online-Magazins.

„Das ist ein Wortspiel. Wer Deutsch spricht, der weiß: ‚Ja, Du, ich meine dich‘. Auf Tschechisch bedeutet das deutsche ‚Ja‘ hingegen ‚Ich‘. Man kann also den Namen auch als ‚Ich und Du‘ lesen. Rein vom Klang würde ein Tscheche noch etwas anderes verstehen, nämlich: ‚Ich gehe.‘ Und im Slowakischen ist es ähnlich.“ so Hamouz.

Die Web-Adresse des Online-Magazin Jádu ist www.goethe.de/prj/jad/de.