Restaurierte Kunstschätze aus den Sammlungen des Vysehrader Kapitels werden auf der Prager Burg ausgestellt

Das Vysehrader Kapitel des Hl. Peter und Paul gehört zu den ältesten und historisch wichtigsten kirchlichen Institutionen in Tschechien. In der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts und im 11. Jahrhundert war der Vysehrad eine bedeutende Burg der böhmischen Premysliden-Fürsten. Die Blütezeit erlebte der Vysehrad unter dem böhmischen Fürsten und dem späteren ersten böhmischen König Vratislav im letzten Drittel des 11. Jahrhunderts. Streitigkeiten mit seinem Bruder, dem Bischof Gebhart, bewogen Vratislav zur Übersiedlung von der Prager Burg auf den Vysehrad, wo er ein Kapitel errichtete, das nicht dem Prager Bischof sondern direkt dem Papst untergeordnet war. Das Vysehrader Kapitel gilt als die älteste juristische Person in Tschechien. Dazu der Kanoniker des Vysehrader Kapitels Daniel Herman:

Seit seiner Gründung schenkte das Vysehrader Kapitel große Aufmerksamkeit der bildenden Kunst und der Pflege des ihm anvertrauten Kulturerbes. Seine nicht sehr umfangreiche Sammlung von Kunstwerken, die übrigens in der Vergangenheit wiederholtt wurde, hat trotzdem einen hohen künstlerischen Wert. Am Dienstag wurde im Lobkovic-Palais auf der Prager Burg, eine Ausstellung mit dem Titel "Gerettete Kunstschätze des Vysehrader Kapitels" eröffnet. Darin werden einige in der letzten Zeit restaurierte Kunstwerke aus den Sammlungen des Kapitels zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt. Jan Kotouz vom Vysehrader Kapitel hält das Bild des leidenden Christus für das wertvollste Exponat der Ausstellung. Bei der Restaurierung dieses Gemäldes zeigte sich, das seine Datierung falsch war und dass das Bild bedeutend älter ist, als man bislang angenommen hat. Es stammt aller Wahrscheinlichkeit nach vom holländischen Maler Maarten van Heemskerck, der in den 30er Jahren des 16. Jahrhunderts in Rom weilte und höchstwahrscheinlich auch von Michelangelo beeinflusst worden war. Ein interessantes Schicksal hat ein anderes Exponat - die sog. Klattauer Madonna. Das Gemälde, das laut Katalog dem Vysehrader Kapitel gehört haben soll, wurde vor zwei Jahren auf dem Dachboden der Kirche in Zitenice/Schüttenitz in Nordböhmen gefunden.

Das Vysehrader Kapitel hat in Zusammenarbeit mit dem Nationalmuseum inzwischen mehrere Ausstellungen organisiert, die entweder die Kunstsammlungen oder eine Persönlichkeit vorstellten, die mit dem Kapitel verbunden sind. Künftig wird es jedoch eine ständige Exposition über die Geschichte des Kapitels direkt auf dem Vysehrad geben. Dazu noch einmal Daniel Herman: