Rollstuhl fahren in Prag – bislang noch mit Barrieren
Ende August beginnen dieses Jahr die paralympischen Spiele in London. Auch in der Hauptstadt Prag wurde eine Art Paralympics veranstaltet. Bei der Aktion „Olympisches Prag“ trafen sich Rollstuhlfahrer, um die Stadt auf Barrierefreiheit für zu testen. Mit dabei waren auch sportliche Größen wie der Kanute Vavřinec Hradilek und der Bogenschütze David Drahonínský.
„Wir sind ein Verein, der Menschen mit Behinderungen soziale Dienste anbietet. Wir sehen den Einfluss der Barrieren auf ihr Leben, so dass wir uns entschieden haben, daran etwas zu ändern.“
Die Gruppe bewegte sich in Richtung der U-Bahn-Station Jiřího z Poděbrad. Dort angekommen, trafen sie auf die erste Blockade: den Eingang zum U-Bahn Schacht. Ohne fremde Hilfe besteht keine Chance für Rollstuhlfahrer die Rolltreppe zu bewältigen, es gibt aber auch keinen Aufzug, der zu den Gleisen fährt. Erik Čipera bedauert:„Vor einem Jahr konnten wir noch zufrieden sein, da wir eine Menge Versprechen von Politikern bekommen haben. Nun hat sich gezeigt, dass das nur leere Versprechen waren. Jetzt bemühen wir uns um deren Einlösung.“
Auch der Olympionike David Drahonínský lässt sich davon nicht entmutigen:„Ich habe vor vier Jahren in Peking bei den Paralympics Gold im Bogenschießen gewonnen. Der Organisator hat mich gefragt, ob ich an dieser Aktion teilnehmen will. Diese Aktion ist super, die Rollstuhlfahrer sitzen nicht nur zu Hause und reden, sondern unternehmen auch etwas, damit es besser wird. Vielleicht kann ich bei dieser Sache helfen, weil ich ein bisschen bekannter bin. Ich werde in 14 Tagen in London die Tschechische Republik vertreten. Für andere Rollstuhlfahrer, die keine Sportler sind, ist trotzdem jeder Tag in Prag sportlich, denn sie müssen gegen Barrieren ankämpfen. Deshalb hat der Organisator die Aktion „Olympisches Prag“ genannt.
Auch Vavřinec Hradilek, der dieses Jahr die Silber Medaille im Einer-Kanu-Slalom in London gewann, setzte sich für die Aktion in den Rollstuhl um sich solidarisch zu zeigen:„Ich kenne den Hauptorganisator, Erik Čipera, schon länger und es freut mich, dass er mich auf diese Veranstaltung eingeladen hat. Er hat mir die Möglichkeit gegeben, zu zeigen, dass das Leben für Rollstuhlfahrer in Prag nicht immer leicht ist.“
2007 hat sich Prag als Austragungsort für die olympischen Spiele im Jahr 2016 beworben. Erik Čipera sieht die Ausgaben für diese Bewerbung skeptisch:
„Das olympische Prag, das war ein Projekt, das 70 Millionen Kronen kostete – vielleicht hätte das Geld irgendwie besser und sinnvoller investiert werden können. Darauf spielen wir in der Aktion auch an, denn wir haben auch einige Logos mit neuen Disziplinen kreiert, wie das Kinderwagenstemmen oder der Weitsprung im Rollstuhl – also das, was die Menschen in Prag jeden Tag erleben. Eines Tages werden hier alle Barrieren verschwunden sein – das ist klar. Daran besteht kein Zweifel. Es geht es aber darum, wann. Ich verstehe nicht, warum Prag da so zaudert.“