Paralympics: Goldmedaille macht Ježek zum erfolgreichsten behinderten Radfahrer aller Zeiten
Es dauerte sieben Wettkampftage: Die erste Goldmedaille für Tschechien bei den Paralympics in London gab es erst am Mittwoch. Gewonnen hat sie der beinamputierte Radfahrer Jiří Ježek. Dank dieses Erfolgs ist der 37-Jährige jetzt zudem der erfolgreichste Radfahrer der Paralympics aller Zeiten.
„Um ehrlich zu sein, ich bin in den Wettkampf gegangen mit dem Ziel, Silber zu holen. Ich dachte, mein größter Gegner, der Rumäne Carol Eduard Novak, sei besser als ich. Im vergangenen Jahr hat er mich über eine ähnliche Distanz um anderthalb Minuten geschlagen. Vielleicht bin ich deswegen aber ohne Druck mein eigenes Rennen gefahren. Niemand hat mir die Zwischenzeiten gesagt, aber ich habe geahnt, dass ich schnell unterwegs bin. Selbst den Fahrer, der zwei Minuten vor mir gestartet war, habe ich überholt. Dass ich aber um Gold kämpfe, wusste ich nicht. Als der Kommentator dann verkündete, dass ich Gold gewonnen habe, habe ich mich riesig gefreut.“
Mit insgesamt sechsmal Gold, viermal Silber und einmal Bronze ist Jiří Ježek nun der erfolgreichste Radfahrer aller Zeiten bei den Paralympics. Die Goldmedaille von London bedeute ihm aber besonders viel, sagt der sympathische Sportler:„Das liegt an der Schönheit des unerwarteten Sieges, auch wenn ich bereits fünf Goldmedaillen von den Paralympics hatte und zudem sechsmal Weltmeister geworden bin. Die Medaille bedeutet, dass sich das harte Training für den Sport in den vergangenen rund 15 Jahren gelohnt hat. Ich bin wohl auch der einzige behinderte Radfahrer, der Gold bei vier Paralympics nacheinander gewonnen hat. Das ist nicht nur ein Riesenerfolg für mich, sondern auch für die Leute in meinem Umfeld: für meinen Trainer und auch für meine Frau, die mich immer unterstützt hat.“
Jiří Ježek ist im Übrigen seit 2004 Profi-Radsportler. Regelmäßig trainiert er mit anderen Radfahrern ohne Behinderung. Im Jahr sitzt er mittlerweile 27.000 bis 30.000 Kilometer im Sattel und nimmt an bis zu 75 Rennen teil. Wie fühlt man sich nun aber als Legende unter den Radfahrern der Paralympics? Ježek wiegelt ab:„Ich empfinde das gar nicht so. Wenn ich seit den Paralympics in Sydney rechne, hat es noch viele weitere erfolgreiche Sportler gegeben. Es ist für mich eine Genugtuung, zu ihnen zu gehören. Mich freut einfach, dass wir Top-Athleten das Niveau des paralympischen Radfahrens in den Rang der absoluten Professionalität gehoben haben. Ich bin stolz auf das, was ich in diesem Sport erreicht habe. Aber ich bin auch meinen Gegnern dankbar, weil sie mich zwingen, immer besser zu werden.“
Vor einiger Zeit hat Ježek auch seine Begeisterung für Langstreckenläufe entdeckt. So nahm er zum Beispiel im April 2011 am Prager Halbmarathon teil. Die schwarzmetallene Prothese für sein rechtes Bein hat er dabei selbst entworfen und hergestellt: Früher hat er schließlich als Orthopädietechniker gearbeitet.