Schloss Nemilkov: Neue Besitzer retten das Baudenkmal

Schloss Nemilkov (Foto: Lukáš Milota, Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Nemilkov / Nemelkau liegt etwa 17 Kilometer westlich von Sušice / Schüttenhofen. Viele kennen das Dorf nur von der Durchfahrt bei Ausflügen durch den Böhmerwald. Damit verpasst man aber das schöne Schloss, das derzeit in Stand gesetzt wird.

Bahnhof Nemilkov  (Foto: Marie Čcheidzeová,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0)

Nemilkov hat rund 160 Einwohner. Das Dorf gehört zum nahe gelegenen Ort Velhartice. Eisenbahnfreaks kennen vermutlich Nemilkov, denn der dortige Bahnhof ist nicht zu übersehen. Vor acht Jahren kam das Gebäude im Wettbewerb um den schönsten Bahnhof Tschechiens ins Finale und erkämpfte schließlich den Titel „Märchenhafter Bahnhof“. Im Dorf versteckt befindet sich jedoch ein weiteres Baudenkmal, das mehrere Hundert Jahre älter ist: das dortige Schloss. Es steht am Südrand von Nemilkov. Viele Jahre lang war es verlassen und verfallen, und seine Zukunft war unsicher. Dann kaufte das Ehepaar Kaplan aus Prag die Schlossruine und verwandelte sie allmählich in eine Sehenswürdigkeit. Markéta Kaplanová erzählt:

Schloss Nemilkov  (Foto: Václav Štorek,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0)

„Das Schloss ist aus zwei Gründen beachtenswert. Erbaut wurde es anstelle einer gotischen Festung, die hier seit dem Ende des 14. Jahrhunderts gestanden hatte. Im Laufe der Zeit wurde das Schloss einige Mal umgebaut, aber der Umbau wurde nie zu Ende geführt, sodass die Residenz bis heute Spuren von Gotik, Renaissance, Barock sowie Klassizismus hat.“

Anstelle der früheren gotischen Festung entstand im 16. Jahrhundert ein Renaissancebau. Ende des 18. Jahrhunderts wurde er erweitert. Die letzten Umbauten stammen aus dem 19. Jahrhundert.

Schloss Nemilkov 2016  (Foto: Archiv des Ehepaars Kaplan)

„Während des kommunistischen Regimes hatte der Nationalausschuss (Gemeindeamt, Bem. d. Red.) Nemilkov seinen Sitz in dem Schloss. Als wir Jahrzehnte später die Räumlichkeiten betraten, waren die Wände voller Schimmel, auf dem Boden stand das Wasser, und überall herrschte eine unglaubliche Unordnung. Alles Mögliche lag hier herum. In das Schloss konnte man im Prinzip von verschiedenen Seiten gelangen – sogar durch den Kamin oder auch den Keller.“

Den Kaplans ist es mittlerweile gelungen, einige der Räumlichkeiten zu restaurieren. In vollem Glanz steht bereits die Schlossküche.

Foto: Archiv des Ehepaars Kaplan

„Wir wollen, dass es hier so aussieht, als ob jemand gerade das Zimmer verlassen hätte. Denn wir haben keine wertvollen Exponate, die wir ausstellen können. Stattdessen möchten wir zeigen, wie das Alltagsleben hier aussah. Und die Ausstattung soll nur eine Vorstellung davon vermitteln. Dazu muss ich anmerken, dass mein Mann alles Mögliche sammelt. Die Gegenstände im Schloss stammen aber nicht nur von ihm, sondern auch von unseren Freunden, die uns einiges zur Verfügung gestellt haben. Ich habe einmal gesagt, dass mein Mann alles Alte und Abgenutzte möge. Das war ein Volltreffer…“

Schlafzimmer  (Foto: Václav Štorek,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0)

Die Führung geht weiter durch die Schlafzimmer des Schlosses. Michal Kaplan hat früher als Immobilienmakler gearbeitet. Er erinnert sich an die Anfänge in Nemilkov.

„Es war meine Idee und eigentlich mein Traum, so etwas zu kaufen. Wir wollten eine der Sehenswürdigkeiten erwerben, die auf der Liste der gefährdeten Baudenkmäler steht. Zu der Region hier hatten wir zuvor keine besondere Beziehung. Aber das Schloss hat uns gefallen, und daher haben wir uns entschieden, unseren Verdienst hier hineinzustecken. Ich hatte ein Immobilienbüro, und wir haben in Prag drei Mietshäuser renoviert. Diese haben wir verkauft, um in das Schloss investieren zu können.“

Schloss Nemilkov  (Foto: Lukáš Milota,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Markéta Kaplanová arbeitete zuvor als Schwimmtrainerin.

Foto: Archiv des Ehepaars Kaplan

„Auf das Trainerleben musste ich verzichten. In den Jahren zuvor habe ich die Mitglieder der tschechischen Nationalmannschaft trainiert. Einige meiner Zöglinge haben an olympischen Spielen teilgenommen, allerdings ohne Medaillen zu gewinnen. Ich habe mich für einen Wandel in meinem Leben entschieden.“

Foto: Archiv des Ehepaars Kaplan

Bei der Rettung des historischen Baudenkmals hilft auch die Verwaltung des Kreises Plzeň / Pilsen. Die Kaplans hoffen zudem auf staatliche Unterstützung. Ihre ganze Familie ist an der Instandsetzung des Schlosses beteiligt, also auch Sohn David und Tochter Tereza mit ihrem Mann John. Selbst das gemeinsame Weihnachtsfest stand schon im Zeichen des Vorhabens:

„2019 haben wir im Schloss ein herrliches Weihnachtskonzert veranstaltet. 150 Menschen drängten sich in den Räumlichkeiten, weitere 50 standen draußen.“

Foto: Václav Štorek,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0

Auch weitere kulturelle Veranstaltungen wurden bereits in dem Baudenkmal abgehalten. Wegen der Corona-Pandemie ist dies derzeit aber nicht möglich. Zum Ausgleich haben die Kaplans wenigstens einen Weihnachtsbaum im Dorf aufgestellt und die anderen Bewohner aufgefordert, diesen mitzuschmücken. Aber sobald dies wieder möglich ist, wollen sie das Schloss für Besucher erneut öffnen.

„Unser Ziel ist es, irgendwann das Schloss und das ganze Areal für die breite Öffentlichkeit zugänglich zu machen, damit alle es genießen können. Es soll für Kultur- und Bildungsprogramme und schließlich auch für den Sport genutzt werden.“

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