Schriftsteller Pavel Kohout feierte 75. Geburtstag

Pavel Kohout

Vom Kommunisten über einen Regimegegner bis zum Vermittler zwischen der tschechischen, deutschen und österreichischen Kultur. Mit diesen Worten kann man den Werdegang des Schriftstellers Pavel Kohout zusammenfassen, der am vergangenen Sonntag das 75. Lebensjahr vollendete. Ein Porträt des Schriftstellers hören Sie im folgenden Beitrag von Markéta Maurová.

Die Theaterstücke "Septembernächte", "So eine Liebe", "August, August", die Romane "Die Henkerin", "Wo der Hund begraben liegt", "Tanz - und Liebesstunde", "Ende der großen Ferien", "Die lange Welle hinterm Kiel" - soviel nur einige der Titel, die das Werk von Pavel Kohout umfasst. Geboren wurde Kohout am 20. Juli 1928. Als glühender Anhänger des Kommunismus arbeitete er von 1949 an zwei Jahre bei der tschechoslowakischen Botschaft in Moskau. Danach war er in Prag publizistisch tätig, arbeitete als künstlerischer Leiter des Julius-Fucik-Ensembles, als Theater- und Filmregisseur und als Rundfunkreporter. Sein Durchbruch als Dramatiker gelang ihm 1955 mit dem Stück "Septembernächte". Auch das Folgestück "So eine Liebe" (1958) wurde ein internationaler Erfolg. Bis zum Prager Frühling war Pavel Kohout der meistgespielte tschechoslowakische Autor. 1967 verlas er auf dem IV. Kongress der tschechoslowakischen Schriftsteller Alexandr Solschenizyns Brief an das Präsidium und trat für einen "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" ein. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings wurde er aus der kommunistischen Partei ausgeschlossen und erhielt Publikationsverbot.

Kohouts Stücke wurden jedoch im Ausland weiter aufgeführt, und heute gilt er als international meistgespielter tschechischer Theaterautor. Seine Freundschaft zu einem anderen Prager Dramatiker, Vaclav Havel, mündete 1977 in die Gründung des Demokratieforums "Charta 77". Dieser folgten jedoch weitere Repressalien seitens des Staates und 1978 die Ausbürgerung und der Umzug nach Wien. Seit der politischen Wende von 1989 pendelt Kohout zwischen Prag und Wien. Prag bezeichnet er als seine Urheimat, und von Wien sagt er, diese Stadt wurde von der Zwangsheimat zur Wahlheimat.

In der tschechischen Hauptstadt war er an der Entstehung des Theaterfestivals deutscher Sprache beteiligt, das 1996 erstmals Spitzenbühnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz präsentierte. Über dieses sein Liebkind sagte Pavel Kohout gegenüber Radio Prag anlässlich des letzten, 7. Festivals:

"Prag hat eigentlich eine uralte Tradition des deutschen Theaters. Es muß gesagt werden, dass das Deutsche Theater früher in Prag professioneller spielte, als das tschechische Theater Aber dann gab es das goldene 19. Jahrhundert, wo diese beiden Sprachen theatralisch ihren Höhepunkt erreicht haben, nach dem Bau des Nationaltheaters auch die Deutschen in Prag das Neue Deutsche Theater gebaut haben, das ist die heutige Staatsoper. Ich selbst wurde groß in einer Stadt, die zweisprachig war und drei Kulturen beinhaltete, auch die jüdische Kultur. Das hat mir natürlich dann viel, viel, viel später gefehlt. Weil Sie wissen, eigentlich in Prag ...fand der größte Bevölkerungsumschlag statt, nachdem die Deutschen die Juden vernichtet und die Tschechen die Deutschen also aus dem Lande verwiesen haben. Und plötzlich war hier eine Monokultur. Und das ist keine monokulturelle Stadt. Man muß sich die Stadt nur anschauen und man sieht das eigentlich der große Geist dieser Stadt Karl der IV., schon damals vor 600 Jahren nach der Qualität und nicht nach der Nationalität die Aufgaben vergab. Und wir wollten es wieder lebendig machen und es war plötzlich in der Luft, dass so etwas möglich sein kann. Zum Glück ist es gelungen so etwas zu starten und jetzt sind wir dabei alles zu versuchen, dass dieses Projekt nicht stirbt."