Schwarzfahren 2.0: Neue App soll Kontrolleure lokalisieren

Foto: Štěpánka Budková

Apps heißen die kleinen Programme fürs Smartphone. Diese nützlichen Helferlein ermöglichen es dem Besitzer, eine Menge Alltagsprobleme zu bewältigen. In Tschechien hat nun eine besondere App den nationalen Entwicklerpreis gewonnen. FareBandit hilft dabei, in den tschechischen Großstädten die Verkehrsbetriebe zu prellen.

Foto: Ľubomír Smatana,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Das Verkehrssystem in Prag basiert, wie in den meisten tschechischen Städten auf Vertrauen: Der Fahrgast erwirbt eine Fahrkarte, entwertet sie und steigt ein. Sperren oder Drehkreuze wie in Moskau oder Paris gibt es in der Prager Metro nicht. Allerdings ist das Vertrauen der Verkehrsbetriebe nicht grenzenlos, auch hier gilt: Kontrolle ist besser. In Prag gibt es zahlreiche Kontrollen, vor allem in den U-Bahn-Stationen. Und hier kommt FareBandit ins Spiel. Das Programm sagt dem Nutzer, wo gerade Kontrolleure stehen. Petr Pechoušek hat die App erfunden:

„Meine elektronische Dauerkarte, die Prager Opencard, war abgelaufen und ich hatte meine Karriere als Schwarzfahrer begonnen. Da kam mir der Gedanke, dass es doch sehr gut wäre zu wissen, wo die Kontrolleure gerade stehen.“

Foto: Štěpánka Budková
Die App ist für sieben tschechische Städte erhältlich, aber am meisten wird sie in den beiden größten Städten des Landes, in Prag und Brno / Brünn genutzt. Nach dem Herunterladen und Installieren des kostenlosen Programms können die Nutzer posten, wo sie Kontrolleure gesehen haben, wie viele es sind und welche Kleidung sie tragen. Daneben hat die App noch weitere Funktionen. Schwarzfahrer können zum Beispiel angeben, wie oft sie ohne zu bezahlen gefahren sind und wie viel Geld sie dadurch gespart haben – eventuelle Strafgelder werden dann wieder abgezogen.

Rechtsexperten sagen, dass die Nutzung des Programms keine geltenden Gesetze verletze. Und auch die Prager Verkehrsbetriebe zeigen sich gelassen, wie Zdeněk Stránský, der Leiter der Kontrolleure, sagt:

Illustrationsfoto: Tomáš Adamec,  Tschechischer Rundfunk
„Es gab schon mehrere ähnliche Versuche im Internet, bei denen die Menschen Ratschläge und Hilfen gepostet haben, wie man unsere Kontrollen umgehen kann. Diese App ist also nichts Neues, sie ist nur eine modernere Version. Wir nehmen das als Tatsache hin, was sollen wir sonst auch tun.“

Natürlich gründet sich die Ruhe des Oberkontrolleurs auch auf seiner Erfolgsquote. Die Prager Verkehrsbetriebe haben pro Tag etwa 150 so genannte Revisoren im Einsatz, im vergangenen Jahr haben diese über 280.000 Schwarzfahrer erwischt. Und das kommt teuer: Es kostet 1000 Kronen (40 Euro), ohne Fahrkarte unterwegs zu sein.

Foto: Ľubomír Smatana,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Da die App vor allem von der Mitarbeit aller Nutzer abhängig ist, wird sie wohl nie eine endgültige Sicherheit vor den Kontrolleuren bieten. Das weiß auch ihr Programmierer Pechoušek:

„Mit dem Risiko, eine Strafe zu erhalten, muss man einfach leben. Statistisch ist es sehr wahrscheinlich, erwischt zu werden. Aber der Versuch, den Kontrolleuren zu entgehen, bedeutet auch einen Adrenalinkick.“

Mit der neuen App mag dieser Prager Sport zwar recht lustig sein – ob er sich aber auszahlt, werden die Schwarzfahrer-Zahlen im nächsten Jahr zeigen.