Segler Teplý will Landsfrau Kozelská Fenclová zu Olympia in Rio begleiten

Foto: Martina Barnetová, Archiv des Tschechischen Segler-Verbandes

Sommer – Sonne – Segeln. Mit dem Segeln assoziiert man am ehesten eine Sommersportart, auch wenn das Lenken eines Bootes eigentlich vom Wind und nicht von der Sonne beeinflusst wird. In jedem Fall wird diese Sportart oft weit weg von den großen Ballungszentren und an den verschiedensten Küsten dieser Welt ausgetragen, deswegen tritt sie oft nur bei den Olympischen Spielen ins mediale Rampenlicht. Wer bei den Spielen dabei sein will, muss sich spätestens bei den Weltmeisterschaften im Jahr zuvor dafür qualifizieren. Das will in den nächsten Tagen auch ein junger Tscheche schaffen. Darüber hinaus baut der hiesige Segel-Verband bereits seine aussichtsreichsten Kandidaten für die Spiele im Jahr 2020 auf.

Veronika Kozelská Fenclová  (Foto: Archiv des Tschechischen Segler-Verbandes)
Spätestens seit der olympischen Silbermedaille von Lenka Šmídová 2004 in Athen hat das Segeln auch hierzulande an Zugkraft gewonnen. Veronika Kozelská Fenclová versucht seit jüngster Zeit in die Fußstapfen von Šmídová zu treten. Die 34-jährige Pragerin hat zum Beispiel im Vorjahr die Segelregatta bei der Warnemünder Woche in der Laser-Radial-Klasse gewonnen, und sie hat sich in ihrer Klasse auch bereits für die Spiele 2016 in Rio de Janeiro qualifiziert. Als bisher einzige tschechische Seglerin. Der 24-jährige Viktor Teplý aber will es ihr gleichtun und in der Laser-Standard-Klasse auch in Rio dabei sein. Dazu muss er eine vordere Platzierung bei den Anfang Juli anstehenden Weltmeisterschaften auf dem kanadischen Ontario-See erreichen:

Viktor Teplý  (Foto: Archiv des Tschechischen Segler-Verbandes)
„Ich muss bis auf Platz neun unter die Teilnehmer aus den Ländern kommen, die noch nicht für die Spiele qualifiziert sind. Ich gehe davon aus, dass 150 bis 160 Boote am Start sein werden, und wenn ich am Ende unter den 40 besten ins Ziel fahren würde, sollte es für den olympischen Startplatz reichen. Möglicherweise genügt auch eine etwas schlechtere Platzierung, doch das würde dann bestimmt sehr eng werden.“

Zu der von ihm angestrebten Platzierung sollten ihm auch die Bedingungen verhelfen, die auf dem Ontario-See allgemein vorherrschen:

Kingston  (Foto: Kevin MacKinnon,  Wikimedia CC BY-SA 3.0)
„Ich habe mit Kanadiern gesprochen, und sie sagten mir, dass dort in der Regel ein thermischer Wind von etwa sechs Metern pro Sekunde herrscht, und das ist doch recht angenehm zum Segeln. Gelegentlich verbindet sich die Thermik mit dem Wind aus den Wolken, und über Kingston, von wo aus die Wettfahrten ausgetragen werden, sagt man, es sei eine echte Windstadt. Es weht also schon recht ordentlich dort.“

Ansonsten bevorzuge er klimatische Bedingungen, wie sie in Tschechien vorherrschten, also wechselhaftes Wetter, und eher weniger die steifen Brisen bei Regatten vor Städten direkt am offenen Meer, ergänzt Teplý. Da die Tschechische Republik indes ein Binnenland ist, müssen er und seine segelnden Landsleute ihr Training größtenteils in anderen Ländern absolvieren, bemerkt der Segler vom Jachtklub aus dem mährischen Brno / Brünn:

Štěpán Novotný  (Foto: Archiv des Tschechischen Segler-Verbandes)
„In Tschechien trainiere ich kaum, gelegentlich bestreite ich hier mal ein Rennen, ansonsten aber trainiere ich im europäischen Süden. Im vergangenen Winter war ich so mit Štěpán Novotný wieder in Valencia, wo wir praktisch unser Trainingscamp haben. Ab dem Frühjahr trainieren wir dann stets an den Orten, an denen auch die Wettfahrten stattfinden.“

Im vergangenen Jahr waren dies zum Beispiel die Regattastrecken vor der kroatischen Adriastadt Split und der spanischen Stadt Santander an der Biskaya.

Seine bisher besten Platzierungen erzielte Teplý 2008 mit dem vierten Rang bei der Junioren-Europameisterschaft und ein Jahr später als Zwölfter der Weltmeisterschaft bei den Senioren. Als 21-Jähriger feierte er dann vor drei Jahren seine olympische Premiere in London. Deswegen wäre eine Nichtteilnahme bei den kommenden Spielen in Rio für ihn auch eine Enttäuschung, betont Teplý:

Viktor Teplý  (Foto: Martina Barnetová,  Archiv des Tschechischen Segler-Verbandes)
„In London war ich noch ein olympischer Neuling, und ich war noch sehr jung. Seitdem habe ich, so finde ich, durchaus einige Fortschritte gemacht. Leider wurde inzwischen das System der Olympiaqualifikation verändert. Früher fuhr derjenige zu den Spielen, der sich unter allen Bewerbern auch dafür qualifiziert hat. Jetzt aber bemüht sich der internationale Segelverband, die Startplätze unter den Kontinenten aufzuteilen, von daher werden mehrere Plätze auch für Sportler aus eher exotischen Ländern freigehalten. Das wiederum schlägt negativ für Europa zu Buche, denn von hier kommen die meisten Wettkämpfer.“

Viktor Teplý  (Foto: Martina Barnetová,  Archiv des Tschechischen Segler-Verbandes)
Dennoch ist Teplý optimistisch, dass die von ihm angesprochenen Fortschritte ausreichen werden, um sich auch in der besonders für Europäer harten Konkurrenz durchzusetzen. Er selbst glaubt, sich in allen Teilbereichen seines Sports verbessert zu haben, konkretisiert dann aber:

„Dort, wo ein starker Wind weht, ist vor allem eine gute Physis gefordert, darin habe ich mich seit London gewiss verbessert. Dort, wo nur ein schwacher Wind herrscht, entscheiden vor allem Taktik und Strategie. Dieses Mittel ist jedoch weitgehend ausgereizt, darin kann man sich nur schwer verbessern.“

Die Weltmeisterschaften auf dem kanadischen Ontario-See finden vom 1. bis zum 8. Juli statt.

Talent Audyová hofft auf ihre Stunde bei den Spielen 2020 in Tokyo

Markéta Audyová  (Foto: Archiv des Tschechischen Segler-Verbandes)
Eine junge tschechische Seglerin, die in Rio noch nicht dabei sein wird, indes aber als eine große Hoffnung für die Olympischen Spiele 2020 in Tokyo gehandelt wird, ist die 23-jährige Markéta Audyová. Wie Viktor Teplý ist sie Mitglied im Jachtklub Brno, und auf dem Stausee der Brünner Talsperre hat sie einst auch das Segeln erlernt:

„Ich bin durch meinen Bruder zum Segelsport gekommen, denn als kleines Mädchen habe ich noch Schwimmen und Volleyball betrieben. Mein Bruder aber war zu der Zeit schon als Segler aktiv. Dieser Sport hat meinen Eltern von Anfang an gut gefallen, denn das ist ein Sport, der in freier Natur durchgeführt wird. Zudem haben sie ständig eine Möglichkeit gesucht, die Hobbys von meinem Bruder und mir zu verbinden. Daher steckten sie mich zunächst auf ein kleines Boot, ein Segelboot der Klasse Optimist. Da war ich zwölf Jahre alt.“

Brünner Stausee  (Foto: Dezidor,  Wikimedia Public Domain)
Markéta Audyová zeigte schon bald darauf, dass sie wahrlich Talent für das Segeln hat. Vom Brünner Stausee aus ging es peu à peu auch zu Wettkämpfen im In- und Ausland, und mit 16 Jahren bestritt sie ihre erste Regatta vor einer Meeresküste. Und das war gleich die Junioren-Europameisterschaft, bei der sie eine hervorragende Platzierung einfuhr:

„Das war die Regatta im irischen Dublin, bei der ich den neunten Platz unter 120 Teilnehmern belegt habe. Für die damalige Zeit war dies das beste Resultat einer tschechischen Sportlerin bei einer Junioren-EM.“

Markéta Audyová  (Foto: Archiv des Tschechischen Segler-Verbandes)
Wie die meisten jungen Segelsportler in Tschechien hat auch Markéta Audyová die olympische Silbermedaille von Lenka Šmídová noch darin bestärkt, diese schöne Sportart mit aller Energie und großer Professionalität zu betreiben. Als Zehnjährige hat sie die Fahrt von Šmídová zum Medaillengewinn in Athen bereits im Fernsehen verfolgt:

„Zu dieser Zeit war ich noch ein kleines Mädchen, und ich habe den Europäern damals nur wenig zugetraut. Doch als ich Lenka später begegnet bin, ist mir erst so richtig klar geworden, dass sie eine ausgezeichnete Seglerin auf allen Booten ist.“

Markéta Audyová  (Foto: Martina Barnetová,  Archiv des Tschechischen Segler-Verbandes)
Eine solche will sie nun selbst werden, auch wenn sie den Segelsport zugunsten ihres parallel laufenden Studiums an der Technischen Hochschule in Brno / Brünn in diesem Jahr doch etwas zurückgestellt hat. Deshalb konnte sie sich mit Veronika Kozelská Fenclová, der tschechischen Olympiahoffnung für Rio, nicht darauf verständigen, auch in diesem Jahr deren Sparringpartnerin zu sein. Das heißt aber nicht, dass sich die beiden besten tschechischen Seglerinnen nun entzweit hätten. Im Gegenteil, gerade nach Rio will Audyová mit Veronikas Hilfe noch schneller zur Weltspitze aufschließen:

Markéta Audyová  (Foto: Martina Barnetová,  Archiv des Tschechischen Segler-Verbandes)
„Es gibt noch so viel, was ich von ihr lernen kann. Das bedeutet für mich auch: Ich kann besser mit Hilfe von Veronika die Zeit verkürzen, meine Performance zu verbessern, als wenn ich selbst hinter alles kommen müsste. Und Veronika kann dabei das Gefühl bekommen, ihre Erfahrungen an eine Nachfolgerin der jüngeren Generation weitergeben zu können. Und natürlich wird auch der Verband davon profitieren, wenn er die Zusammenarbeit von Veronika und mir weiter voll und ganz unterstützen wird.“

Lenka Šmídová  (Foto: YouTube)
Nicht umsonst gilt Markéta Audyová bereits jetzt als die große tschechische Medaillenhoffnung für die Spiele im Jahr 2020 in Tokyo. Spätestens dann will auch sie endgültig in die Fußstapfen einer Lenka Šmídová und einer Veronika Kozelská Fenclová treten.

Autor: Lothar Martin
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