Senioren verbringen Lebensabend oft nicht bei bester Gesundheit

Foto: Filip Jandourek, ČRo

Die Lebenserwartung der Tschechinnen und Tschechen ist weiter gestiegen. Frauen werden im Schnitt 82 Jahre alt, Männer 76. Doch nicht wenige von ihnen verbringen ihren Lebensabend nicht bei bester Gesundheit. Laut Eurostat leiden die Seniorinnen hierzulande bis zu 20 Jahre lang an gesundheitlichen Problemen, und die Männer 15 Jahre. Woran liegt das?

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Woanders in Europa genießen die Rentner einen beschwingteren Lebensherbst als in Tschechien. In Schweden, Norwegen oder Malta zum Beispiel sind die Pensionäre nur halb so lange erkrankt. Eine nicht geringe Rolle spielt dabei, mit welcher Intensität und Qualität die Altvorderen im Krankheitsfall betreut werden. In einigen europäischen Ländern helfen ihnen zum Beispiel die sogenannten Ergotherapeuten. Das sind Mediziner, die gleich in drei Fachgebieten geschult sind – sie sind Psychologe, Logopäde und Physiotherapeut in Personalunion. In Tschechien gibt es gegenwärtig nur rund 700 dieser Allround-Mediziner. Zu ihnen gehört Olga Marková. Sie ist zudem die Vizepräsidentin des tschechischen Ergotherapeuten-Verbandes:

„Das grundsätzliche Problem ist, dass ältere Patienten relativ oft im Krankenhaus landen. Hierzulande ist es so, dass wenn ältere Menschen einmal in einer Klinik betreut werden, sie sich nur mit Mühe wieder an den häuslichen Alltag gewöhnen. Deshalb wollen wir diesen Menschen nicht nur im Krankenhaus helfen, sondern ihnen ebenso aufzeigen, wie sie auch zu Hause wieder selbständig agieren können. Einfach deshalb, damit sie nicht in der Abhängigkeit von anderen leben müssen.“

Einer ihrer gegenwärtigen Patienten ist Josef, ein 55-jähriger Wirtschaftsprüfer. Vor einem Jahr erlitt er einen Schlaganfall, weil eine Arterie in seinem Gehirn verstopft war. Seitdem ist Josef halbseitig gelähmt. Trotzdem ist er bemüht, mit der Unterstützung von Frau Doktor Marková in den normalen Alltag zurückzufinden. Und dies scheint ihm ganz gut zu gelingen:

„Ich bin bereits beweglicher und selbständiger als vor einem Jahr. Und ich muss schon nicht mehr im Rollstuhl sitzen, sondern kann mich mit Hilfe von Krücken in meiner Wohnung bewegen.“

Olga Marková unterstreicht, wie wünschenswert solch eine Entwicklung ist:

„Für die eigene Lebensqualität ist es extrem wichtig, dass ein Patient so schnell wie möglich in sein gewohntes Umfeld zurückkehrt und dass er sich in diesem auch wieder gut zurechtfindet.“

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Die positiven Effekte, die eine Hilfe zur Selbsthilfe der Patienten in sich birgt, hat auch das Gesundheitsministerium in Prag erkannt. Daher wolle man nun eine Kampagne starten, die die Bürger des Landes noch mehr dazu motiviert, sich zu bewegen, nicht zu rauchen und sich zur Prävention regelmäßig untersuchen zu lassen. Dazu sagt die stellvertretende Gesundheitsministerin, Alena Šteflová:

„Wir wissen heute, dass uns vier Krankheitsbilder die größten Sorgen bereiten –Herz- und Kreislauf-Erkrankungen, onkologische Leiden, Diabetes und Fettleibigkeit. In bis zu 80 Prozent der Fälle ist der Lebenswandel schuld: Verursacht werden die meisten Probleme durch falsche Ernährung, mangelnde Bewegung, Rauchen und Alkohol.“

Um aber die Menschen davon zu überzeugen, mehr auf ihren Speiseplan zu achten oder öfter Sport zu treiben, muss man sie erst einmal erreichen. Es sei nicht zufriedenstellend, dass in etwa nur 60 Prozent der Bürger regelmäßig ihren Hausarzt aufsuchen, sagt Šteflová und ergänzt:

„Wir haben eine ganze Palette an Testverfahren, das Angebot ist wirklich erstaunlich. Doch die Nachfrage der Bevölkerung ist nicht so, wie wir uns das wünschen würden. Wir stehen also im Moment noch am Anfang der Diskussionen, die wir dazu führen müssen.“

Sollten alle Anstrengungen letztlich fruchten, dann sollte auch Tschechien demnächst besser dastehen in der Erhebung von Eurostat, was die Lebensqualität seiner Senioren im Alter betrifft.