Tschechen leiden unter Übergewicht

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Tolle Figur ohne Anstrengung! Monatlich 15 Kilo runter! Diät, die absolut funktioniert! Solche und ähnliche Slogans, die eine im Prinzip mühelose Gewichtsreduzierung versprechen, gibt es dieser Tage immer öfter zu hören und zu lesen. Natürlich, der Sommer ist da, und man möchte im Badeanzug doch gut aussehen. An einer Diät-Motivation, die den urlaubsbedingten Rahmen sprengen könnte, mangelt es der tschechischen Nation im Allgemeinen jedoch enorm. Mehr zu diesem Thema im folgenden Beitrag von Jitka Mladkova:

In der Tschechischen Republik wächst die Zahl der Menschen, die nach medizinischen Kriterien an Übergewicht oder Fettleibigkeit leiden, dramatisch. Ganze 52 Prozent der erwachsenen Bevölkerung fallen laut Statistik 2005 in die Kategorie "übergewichtig", 17 Prozent davon gelten sogar als fettleibig - drei Prozent mehr als vor fünf Jahren. Genauso alarmierend sind die Angaben zu Kindern und Jugendlichen. In der Alterskategorie bis zwölf Jahre haben 20 Prozent Übergewicht, vor fünf Jahren waren es neun Prozent weniger. Damit sind die Voraussetzungen für die Entstehung so genannter Zivilisationskrankheiten in Tschechien recht groß. Tendenz steigend, wie uns kürzlich auch Professor Jan Svacina sagte, der als Chef der III. Klinik für interne Krankheiten in Prag als Spitzenexperte im Bereich der Diabetes hierzulande gilt:

"Als ich meine Laufbahn als Mediziner gestartet habe, gab es hierzulande zwei Prozent Diabetiker in der Bevölkerung und heute sind es offiziell sieben Prozent. Würde man eine genauere Untersuchung durchführen, würde sich die Zahl aber vermutlich auf zehn Prozent belaufen. Das heißt, jeder zehnte Tscheche ist zuckerkrank."

Mit anderen Worten, wenn es gelingen würde, den Lebensstil der Bevölkerung zu verändern, qualitativ bessere Lebensmittel zu produzieren und die Menschen dazu zu bewegen, diese Lebensmittel zu konsumieren, müsste die Umstellung einen großen Effekt haben - und das namentlich für die Kosten im Gesundheitswesen. Im Hinblick auf die tschechische Nationalspeise, die berühmte Dreierkombination aus Knödel-Kraut und Schweinebraten - stellt sich also die Frage: Kann man den Tschechen ein gesünderes Essverhalten beibringen?

"Ich denke, in einem langfristigen Zeithorizont könnte es möglich sein. Hier haben wir es aber nicht mit einem rein tschechischen Phänomen zu tun. Es handelt sich nämlich um ein Problem der gesamten EU, um das Problem der Gesetzgebung im Bereich Lebensmittelkonsum und nicht zuletzt auch um ein Problem der Forschungsförderung."

In Tschechien will man offensichtlich nicht die Hände in den Schoß legen und den Dingen freien Lauf lassen. Unter dem Leitmotto "Besiege die Faulheit und du gewinnst Gesundheit" wurde im Juni ein landesweiter Wettbewerb gestartet, der sich die Aufklärung der Bevölkerung zum Ziel setzt. Inwieweit die Aktion erfolgreich ist, wird man erst im Oktober nach ihrer Auswertung wissen.