Shimon Samuels (Simon-Wiesenthal-Center): Opfer antisemitischer Angriffe durften auf UN-Antirassismus-Konferenz nicht sprechen

Der Antisemitismus im heutigen Europa, dessen Wurzeln sowie die Möglichkeiten, dem Antisemitismus entgegenzuwirken - dies waren die Hauptthemen eines Seminars, das anlässlich des "Tages gegen Antisemitismus" am Dienstag in Brno (Brünn) stattfand. Martina Schneibergova war vor Ort.

Das Seminar wurde von der Christlichen Gemeinschaft "Wort des Lebens" in Zusammenarbeit mit der tschechischen Zweigstelle der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem organisiert.

Eine Menge Aktuelles über den Antisemitismus in der Welt - z. B. über die Tausende von Webseiten, die mit antisemitischer Thematik gefüllt sind - erfuhren die Seminarteilnehmer vom Direktor der europäischen Sektion des Simon-Wiesenthal-Centers in Paris, Dr. Shimon Samuels. Er berichtete auch über seine Teilnahme an der Antirassismus-Konferenz, die von der UNO im September 2001 in Durban organisiert wurde:

"Die UN-Antirassismus-Konferenz, bei der es die Möglichkeit gab, die Opfer rassistischer Übergriffe zu Wort kommen zu lassen, erlaubte es keinem einzigen Opfer antisemitischer Angriffe, auf der Konferenz zu sprechen."

Dr. Samuels, der damals auf der UN-Konferenz das Simon-Wiesenthal-Zentrum vertrat, berichtete des Weiteren darüber, wie eine Demonstration gegen Rassismus nicht am Rathaus in Durban gestoppt wurde, sondern bis zur Synagoge weitergeführt wurde. Dort seien - so Samuels - Plakate zu sehen gewesen, auf denen Hitler gezeigt wurde, wie er sagt: "Wenn ich gewonnen hätte, gäbe es heute kein Israel und kein palästinensisches Problem". Eine Demonstration gegen den Rassismus war also gleichzeitig eine Demonstration für den Antisemitismus.

Der israelische Botschafter in der Tschechischen Republik, Arthur Avnon, wies u. a. auf die Unterstützung hin, die dem jungen Staat Israel einst von der Tschechoslowakei gewährt wurde. Er dankte auch den Initiatoren der Petition, in denen tschechische Bürger ihre Solidarität mit Israel zum Ausdruck brachten, und die vorige Woche dem tschechischen Abgeordnetenhaus überreicht wurde. Zur Unterstützung Israels seitens der Tschechischen Republik bemerkte der Botschafter:

"Ich meine, dass das, was gemacht wurde, hoch geschätzt wurde - die Unterstützung für Israel, die von der Regierung, den Menschen sowie Medien Israel in einer für das Land sehr harten Zeit entgegengebracht wurde. Im Kampf gegen den Antisemitismus spielt meiner Meinung nach die Erziehung eine wichtige Rolle. Es ist wichtig, in der Schule über den Rassismus zu sprechen sowie darüber, wo die wirklichen Wurzeln des Nahost-Konfliktes zu suchen sind."

Den Vorsitzenden der tschechischen Zweigstelle der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem, Mojmir Kallus, fragte ich nach den Möglichkeiten, gegen Antisemitismus zu kämpfen, die während des Seminars und der anschließenden Diskussion angedeutet wurden:

"Was mir am meisten am Herzen liegt, ist wahrscheinlich die Tatsache, die hier auch erwähnt wurde, dass man mit jedem einzelnen anfangen muss. das wurde hier ganz deutlich gemacht, und ich glaube, wir sollten andere für diese Sache gewinnen, wir sollten es anderen erzählen und in dem Milieu arbeiten und wirken, wo wir uns befinden, sei es in der Kirche oder am Arbeitsplatz usw. und wir müssen natürlich auch di erforderlichen Informationen herbeiholen. Es wurde hier auch erwähnt, etliche Institutionen, die dafür sorgen, dass man Informationen, Lehrmaterialien etc. erhalten kann. Ich glaube, die Leute, die hier waren, wurden ermutigt und ich glaube, die werden von hier mit einer neuen Entschlossenheit gehen, aktiv gegen Antisemitismus zu kämpfen. Das ist wichtig. "