Sicher wie eine Festung – das neue Prager Funkhaus von Radio Free Europe

Das neue Funkhaus

Der US-Rundfunksender Radio Free Europe hat im März sein neues Funkhaus bezogen. Seit 1995 hat Radio Free Europe seinen Hauptsitz nun schon in Prag. Dreizehn Jahre lang sendete er vom Gebäude des ehemaligen tschechoslowakischen Parlaments aus. Das neue Funkhaus im zehnten Prager Stadtbezirk soll nun den Reportern und anderen Mitarbeitern noch mehr Sicherheit gewährleisten. Radio Free Europe versorgt Länder in aller Welt mit unzensierten, objektiven Informationen. Ein Auftrag, der, gelinde gesagt, nicht ganz ungefährlich ist.

Gebäude des ehemaligen tschechoslowakischen Parlaments
Als am 17. November 1989 in Prag das kommunistische Regime gestürzt wurde, berichtete Radio Free Europe darüber noch von München aus. 1950 hatte der vom US-Kongress finanzierte Sender dort seine Zelte aufgeschlagen. Um Kosten zu sparen, verlegte er ein paar Jahre nach der Wende den Sitz nach Prag, ins Gebäude des ehemaligen tschechoslowakischen Parlaments. Dass dieser Standort nahe dem Stadtzentrum zu einem Sicherheitsrisiko werden könnte, wurde nach den Terroranschlägen von al-Quaida auf das Welthandelszentrum in New York am 11. September 2001 klar:

„Den Ausschlag für die Entscheidung, aus dem Stadtzentrum wegzuziehen, gaben die Anschläge vom 11. September. Sie haben damals weltweit die Wahrnehmung der Sicherheitslage für viele Organisationen - für amerikanische, aber auch andere Botschaften - völlig verändert“,

so Julian Knapp, der Pressesprecher von Radio Free Europe. Monatelang wurde das alte Funkhaus von Radio Free Europe nach den Terroranschlägen mit Panzern bewacht, Fußgänger mussten einen weiten Bogen um das Gebäude schlagen, der Verkehr auf der daran vorbeiführenden Hauptverkehrsader war behindert. Denn Radio Free Europe verbreitet seine Sendungen in Regionen, in denen Demokratie und Pressefreiheit noch ein Fremdwort sind, und dazu gehören gerade auch die Staaten, in denen der islamistische Terrorismus sein Hinterland hat. Julian Knapp:

Julian Knapp  (Foto: Autorin)
„Insgesamt decken wir 20 Länder ab. Das fängt an bei Russland, Zentralasien, Afghanistan, Iran, Irak, aber auch Teile von Osteuropa gehören noch dazu, zum Beispiel Weißrussland oder die Republik Moldawien. Wir senden also in 20 Länder und das in insgesamt 28 Sprachen.“

Es gebe zwar keine konkrete Bedrohung, sagt Julian Knapp. Aber wer sich auf einem Feld mit jeder Menge ideologischem Sprengstoff bewege, wie es Radio Free Europe tue, der müsse seine Mitarbeiter auch schützen. Über tausend Sicherheitsvorgaben hatte die Baugesellschaft bei der Errichtung des neuen Funkhauses zu beachten. Das neue Haus ist aber nicht nur sicher wie eine Festung, es ist auch auf dem neuesten Stand der Radiotechnik.

„Die Arbeitsbedingungen vor allem für die Journalisten und die Moderatoren, aber auch die Studioumgebung und die Technik ist viel moderner. Sie ist auf dem neuesten Stand und macht die Arbeit für alle sehr viel angenehmer.“

Als der amerikanische Präsident Barack Obama Anfang April in Prag war, hat US-Außenministerin Hillary Clinton das neue Funkhaus von Radio Free Europe besucht. Radio Free Europe sei nach wie vor ein enorm wichtiger Bestandteil der Politik Amerikas und der westlichen Länder, sagte sie vor den Mitarbeitern. Es gebe unglücklicherweise noch immer zahlreiche Staaten, in denen freie Meinungsäußerung und unabhängiger Journalismus mit Gewalt unterdrückt werden, bekräftigte Hillary Clinton.