Sender Radio Freies Europa feiert Jubiläum seiner Prager Ära

Foto: ČT24

Vor 20 Jahren hat der amerikanische Sender Radio Free Europe / Radio Liberty (RFE / RL) sein Programm das letzte Mal aus München ausgestrahlt, denn am 1. Juli 1995 verlegte er seinen Sitz offiziell nach Prag. Zum 20. Jahrestag dieses Umzugs hat der tschechische Premier Bohuslav Sobotka zwei ehemalige Leiter von Radio Freies Europa für ihre Verdienste geehrt.

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Nach dem offiziell bekannt gegebenen Standortwechsel dauerte es indes noch einige Monate, bis die Erkennungsmelodie von Radio Freies Europa aus der Moldaustadt zu hören war. Die Premiere wurde mit einer zehnminütigen Nachrichtensendung nach Russland und Lettland vollzogen. Mit dem Umzug wurde der Umbruch in Europa reflektiert, sagt RFE-Sprecher Jan Obrmann:

„Das bereits geflügelte Wort von der Verschiebung des Eisernen Vorhangs in den Osten wurde mit diesem Vorgang symbolisch bestätigt.“

Václav Havel  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Der Sender siedelte sich im Gebäude des ehemaligen kommunistischen Parlaments in Prag an, dieses wurde ihm vom tschechischen Staat für den symbolischen Preis von einer Krone vermietet. Das war der Wunsch des damaligen Präsidenten Václav Havel:

„Der Name der Stadt Prag wird nun in gewisser Weise als die Quelle der Botschaft wahrgenommen, die dieser Sender ausstrahlt.“

Und der Prager Militärhistoriker Prokop Tomek ergänzt:

„Damals wurde der Sendestart von Radio Freies Europa in Prag als die Anerkennung dafür wahrgenommen, dass die Tschechische Republik den Weg zu demokratischen Veränderungen eingeschlagen hat.“

Nenad Pejic  (Foto: Archiv von Radio Freies Europa)
Vor dem Sendeauftakt in Prag strahlte Radio Freies Europa seine Programme vor allem in die postkommunistischen Länder aus, einschließlich Tschechien, die Slowakei und Polen. In den 20 Jahren danach verschob sich das Interesse des Senders immer mehr nach Asien, zuletzt hat er zum Beispiel Sendungen nach Südossetien, Pakistan und Afghanistan ins Programm aufgenommen. Der heutige Chefredakteur von RFE / RL, Nenad Pejic, sieht das so:

„Es steckt schon ein wenig Ironie dahinter: Wenn wir mit unserer Arbeit mitgeholfen haben, Demokratie und Freiheit in bestimmte Länder zu transportieren, dann müssen wir gehen. Unser Ziel ist dann erreicht.“

Neben dem Sendegebiet hat in der 20-jährigen Prager Ära auch das Domizil von RFE gewechselt. Nach dem 11. September 2001 galt der Sitz des Senders im Stadtzentrum nicht mehr als sicher. Deswegen war die zu dem Gebäude führende Straße auch acht Jahre lang gesperrt, sie wurde zudem von einer Militärpatrouille mit einem dort stationierten Panzerspähwagen bewacht. Seit 2009 liegt der neue Sitz am Ostrand des Prager Stadtteils Vinohrady.

Radio-Sitz am Ostrand des Prager Stadtteils Vinohrady  (Foto: Archiv von Radio Freies Europa)
Das dort errichtete moderne Gebäude gleicht einer Festung und ist dem Sprecher des Senders zufolge das am besten bewachte Objekt in Tschechien. Unter dem Schutz der Sicherheitskräfte arbeiten heute dort mehr als 500 Angestellte, die die Programme des Senders in 28 Sprachen und in 21 Länder der Welt ausstrahlen.

Für ihre Verdienste um den Betrieb des Senders und die damit verbundene Verbreitung von Demokratie und Freiheit hat Premier Sobotka am Dienstag den Journalisten und früheren Leiter der tschechischen Sendungen, Pavel Pecháček, und den ehemaligen Präsidenten des Senders, Kevin Klose, ausgezeichnet. Sobotka bezeichnete den Sender dabei als einen Fixpunkt für Objektivität im All der Desinformationen.