Silvester-Feuerwerk: Hohe Nachfrage in Tschechien, Angebot aber begrenzt

Feuerwerk, Böller und Leuchtraketen – diese pyrotechnischen Erzeugnisse gehören schon seit Jahrzehnten zu Silvesterfeiern einfach dazu. In Tschechien ist die Nachfrage nach diesen Artikeln gestiegen.

Stanislav Lichorobiec | Foto:  ČT24

Davon lassen sich die Tschechen nicht abhalten, auch wenn eine unsachgemäße Handhabe mit Feuerwerkskörpern langwierige bis lebenslange Folgen für den leichtsinnigen Nutzer haben kann. Pyrotechnik-Experte Stanislav Lichorobiec aus Ostrava / Ostrau zeigt einer Reporterin des Tschechischen Rundfunks dazu ein Foto von einem 17-jährigen Jungen, der sich 2017 beim Abbrennen eines Silvester-Böllers schwer an einer Hand verletzt hat:

„Man kann erkennen, dass die Hand massiv verletzt ist, an ihr fehlen zwei Finger. Mit dieser Einschränkung wird der Junge nun sein ganzes Leben zurechtkommen müssen. Auch wenn die Verbrennungen an der Hautoberfläche allmählich verheilen: Mit dieser Hand kann er nicht mehr so zupacken, wie er es früher gewohnt war.“

Illustrationsfoto:  ČT24

Die hohe Verletzungsgefahr zu Silvester war übrigens auch einer der Gründe, weshalb in Deutschland das Abbrennen von Pyrotechnik zum Jahreswechsel seit 2020 untersagt ist. Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Bundesländer hatten dies damals beschlossen, damit die ohnehin schon überlasteten Krankenhäuser nicht auch noch viele Verletzte aus der Silvesternacht behandeln müssen. In Tschechien gilt ein ähnliches Verbot für die Prager Innenstadt. In anderen Großstädten wie beispielsweise in Brno / Brünn ist das öffentliche Abbrennen von Feuerwerkskörpern nur zu Silvester und Neujahr erlaubt.

Nichtsdestotrotz oder gerade deswegen ist das Interesse an Pyrotechnik hierzulande sehr hoch. Die Nachfrage sei teilweise sogar höher als im Vor-Corona-Jahr 2019, heißt es. Dieser Kauflust können jedoch einige Händler nur noch mit Ach und Krach entsprechen, weil Schifftransporte aus China wegen der Corona-Pandemie in Verzug geraten sind. Zu diesen Händlern gehört Daniel Hradil aus Ostrau.

Illustrationsfoto: Veronika Hlaváčová,  Tschechischer Rundfunk

„Im Moment sind unsere Waren so gut wie ausverkauft. Die Ankunft der Container verspätet sich um drei bis fünf Monate. Demzufolge erhalten wir neue Ware erst im Verlauf des Januars“,

sagte Hradil am Mittwoch. Ergänzend fügte er hinzu, dass er nun bis Silvester sogar Ladenhüter zum Verkauf anbieten werde, um seine Lager völlig zu leeren. Zdeňka Lorenčíková ist eine Händlerin aus dem benachbarten Karviná / Karwin. Bei ihr haben die typischen Silvesterkunden noch etwas mehr Glück:

„Jene Waren, die wir für den  Jahreswechsel benötigen, sind zum Glück rechtzeitig angekommen. Aber es stimmt, dass wir nicht so viel Pyrotechnik auf dem Lager haben wie in den vergangenen Jahren. Von den Importeuren haben wir erfahren, dass sich die Lieferung einiger Container verspätet hat.“

Vietnamesen-Markt in Potůčky | Foto: Pavel Polák,  Tschechischer Rundfunk

Nicht wenige Menschen kaufen Silvesterböller und Feuerwerkskörper aber auch auf den populären Vietnamesen-Märkten. Einer der bekanntesten von ihnen ist jener in Potůčky / Breitenbach. Er liegt direkt im tschechischen Grenzort, der mit dem sächsischen Johanngeorgenstadt verbunden ist. Dort überprüfen Mitarbeiter der tschechischen Handelsinspektion derzeit täglich, ob die explosive Ware richtig ausgewiesen und gelagert ist. Einer der Inspektoren erklärt gegenüber dem Tschechischen Rundfunk, was geschieht, wenn die Artikel schlecht gelagert sind:

„Der Verkäufer muss die Ware aus seinem Angebot nehmen und sie an den Lieferanten zurückgeben. Er kann sie aber auch auf eigene Kosten vernichten.“

Illustrationsfoto: Vlasta Gajdošíková,  Tschechischer Rundfunk

Weshalb die sachgemäße Lagerung von Feuerwerkskörpern so wichtig ist, erläutert der Direktor der Handelsinspektion für die Kreise Karlovy Vary / Karlsbad und Plzeň / Pilsen, Jan Řezáč:

In Tschechien verkaufte Feuerwerkskörper entsprechen teils nicht den deutschen Bestimmungen. Trotzdem versuchen einige wenige, mit ihnen Handel zu treiben. So hat die bayerische Polizei kurz vor Weihnachten im Grenzort Schirnding einen Mann gestellt, der fast acht Kilogramm Pyrotechnik mit sich führte. Eine Woche zuvor wurden ebenfalls in Schirnding vier Männer aus Baden-Württemberg dingfest gemacht, die insgesamt 55 Kilogramm Silvesterfeuerwerk bei sich hatten.

Autoren: Lothar Martin , Klára Křižáková , Dominik Hron
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