Skalpelle statt Bomben: Tschechische Chirurgen im Irak

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Das irakische Mossul ist in diesen Tagen Schauplatz von massiven Kämpfen gegen den IS. Nun will auch Tschechien in der Region Hilfe leisten. Ein Team von Ärzten soll im kommenden Jahr in den Irak reisen. Das tschechische Parlament hat bereits Ende Oktober der Mission zugestimmt.

Nordirak  (Foto: ČTK)
Syrien und der Irak – diese zwei Länder im Nahen Osten sind am meisten betroffen vom Terror des sogenannten Islamischen Staates. Im Irak ist die Schlacht um Mossul ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die dschihadistische Terrormiliz. Geschlagen wird die Schlacht in der nordirakischen Stadt von der heimischen Armee und internationalen Verbänden. Tschechien hielt sich bisher jedoch zurück mit seinem Engagement.

Im kommenden Jahr soll das anders werden. Zwar will Prag nicht militärisch aktiv werden, doch umso mehr sollen die tschechischen Streitkräfte ihre Partner in anderen Bereichen unterstützen. Das Parlament hat Ende Oktober grünes Licht gegeben für eine Ärzte-Mission im Land an Euphrat und Tigris. Jiří Šedivý ist Botschafter Tschechiens bei der Nato:

Jiří Šedivý  (Foto: Archiv des tschechischen Außenministeriums)
„Wir sprechen hier von einem Team von Chirurgen. Die Mediziner werden in einer Klinik des US-Militärs arbeiten, es handelt sich also um keine eigenständige Militärmission. Ziel ist also nicht, beispielsweise ein Feldkrankenhaus aufzubauen oder Ähnliches. Die rund 17-köpfige Einheit wird sich voll und ganz in die amerikanische Einrichtung integrieren, die im Oktober dort aufgebaut wurde.“

Das Einsatzgebiet liegt ungefähr 200 Kilometer vom umkämpften Mossul. Ein weiträumigerer Einsatz der tschechischen Spezialisten ist jedoch nicht auszuschließen, wie Verteidigungsminister Martin Stropnický bestätigt. Alles hänge von der Lage im Krisengebiet ab, so der Politiker. Für die Sicherheit und die Ausrüstung der Tschechen sorgt laut Absprache der internationalen Partner die US-amerikanische Seite.

Beim medizinischen Personal könnte es jedoch nicht bleiben. Nach dem Ende der Ärzte-Mission sollen Ausbilder für die Truppen vor Ort folgen. General Josef Bečvář ist Generalstabschef der tschechischen Armee:

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„Ungefähr zehn Angehörige der Genietrupps sollen sich um die Weiterbildung dort kümmern. Sie sollen als Ausbilder für die Entschärfung selbstgebauter Sprengfallen tätig sein.“

Damit würde sich eine bereits laufende Mission in Tschechien fortsetzen. Kurdische Kämpfer werden im südböhmischen Bechyně von tschechischen Experten auf ihren Einsatz an der Front vorbereitet.

Auch die Nato dürfte sich über den geplanten tschechischen Einsatz im Irak freuen. Das Bündnis selbst bereitet dort ebenfalls eine Mission in diese Richtung vor:

Petr Pavel  (Foto: ČT24)
„Derzeit laufen die Vorbereitungen für eine Trainings- und Assistenzmission im Irak an“, so General Petr Pavel. Der Tscheche ist derzeit Vorsitzender des Nato-Militärausschusses. Gerade Pavel hatte vor einigen Monaten in Prag kritisiert, die einzelnen Mitgliedsstaaten würden zu wenig Beitrag leisten für den Nordatlantikpakt.