Skifahrer Ondřej Bank beendet seine Karriere wegen Verletzungspechs

Foto: Christian Walgram, World Press Photo

In der zurückliegenden Woche hieß es wiederholt im Sport: Es ist Zeit, Abschied zu nehmen. Zum einen von einem tollen Sportler, der immer am Limit fuhr, dadurch aber auch viele Verletzungen einstecken musste. Zum anderen von einem Dickicht an Verflechtungen, das die größte Sportorganisation unseres Planeten, den Weltfußball-Verband Fifa, über Jahre hinweg in einen Sumpf aus Korruption und Vetternwirtschaft geführt hat.

Foto: Christian Walgram,  World Press Photo
Vor kurzem wurde bekannt, dass der österreichische Fotograf Christian Walgram bei dem international anerkannten Wettbewerb World Press Photo den Hauptpreis in der Kategorie Sport gewonnen hat. Das Siegerfoto schoss er bei der Alpinen Ski-WM 2015 im amerikanischen Beaver Creek – der Sportler, der darauf abgelichtet war, ist Ondřej Bank. Der Tausendsassa aus Mähren, der beim nordböhmischen Klub Dukla Liberec trainiert, ist dabei allerdings kurz vor seinem Sturz im Zielbereich der Kombinationsabfahrt zu sehen. Als Bank vor elf Tagen von einem Journalisten erfuhr, dass gerade das Walgram-Foto mit ihm als Protagonisten zum Sieger der Sportkategorie im Jahr 2015 gekürt wurde, zeigte er sich angenehm überrascht. Die Aufnahme, in der er nur auf einem Ski über den Abhang fliegt, ist tatsächlich ein einmaliger Schnappschuss. Doch als eine Sensation will sich Bank nicht vermarkten lassen:

„Als ich das Foto zum ersten Mal gesehen habe, war ich noch zerschunden am ganzen Körper. Das Foto selbst ist gut gelungen. Man hat daher versucht, mich zu überreden, es auch für kommerzielle Zwecke zu nutzen. Doch ich habe abgelehnt. Ich möchte an solch einer Sache nichts verdienen.“

Foto: ČT
Mit solch einer Sache meint Bank die eigene Leidensgeschichte in seiner Sportlerkarriere. Schon mit 15 Jahren hatte sich Bank bei einem Sturz das linke Schienbein gebrochen und das Wadenbein sogar zweimal. Danach folgten weitere schwere Komplikationen wie ein Kreuzbandriss im Knie, mehrere gebrochene Finger, eine Knöchelfraktur und eine rätselhafte Viruserkrankung, bei der er im Jahr 2011 gleich 15 Kilogramm an Gewicht verlor. Nach dem bösen Sturz in Beaver Creak glaubten nicht wenige, dass dies schon das Karriere-Ende des unerschrockenen Skifahrers sein dürfte. Doch Bank rappelte sich im vergangenen Sommer erneut auf, machte weiter und startete mit neuem Elan in die laufende Saison. Er war optimistisch und voller Tatendrang, auch weil er eigenen Aussagen zufolge erstmals in seiner Laufbahn ein starkes Team mit modernstem Skimaterial um sich hatte. Seinen von Verletzungen malträtierten Körper aber konnte er nicht mehr zu absoluter Höchstform treiben. Im Gegenteil, nach einem neuerlichen Gesundheitscheck fasste er vor gut einer Woche den Entschluss, seine aktive Karriere zu beenden. Am vergangenen Montag trat er vor die versammelte Medienschar und erklärte:

Ondřej Bank,  foto: ČT
„Wir wollten im Training noch einmal Gas geben. Aus Ermüdung kam es aber zu einer Anschwellung im Kniegelenk, und der Knochen unter dem Knorpel begann zu bluten. Mein mich behandelnder Arzt, Professor Kolář, empfahl mir einen Monat völlige Ruhe, damit es zu keinem schlimmeren Knorpelschaden kommt. Ich hatte ja schon vorher entschieden, dass dies meine letzte Saison sein wird. Es sieht also so aus, dass ich keinen weiteren Wettkampf mehr bestreiten werde.“

Diesen Worten fügte der 35-Jährige hinzu, dass er die Saison damit nach drei Vierteln abschließe und er seine Arbeit nicht mehr wie gewünscht zu Ende bringen könne. Und von seinen Teamgefährten habe er sich auch schon verabschiedet. Was bleibt, sind die vielen kleinen Teilerfolge, die der beste tschechische Skifahrer aller Zeiten in seiner ereignisreichen Karriere erzielt hat. Dazu gehören zwei dritte Plätze im Weltcup, in dem er insgesamt 182 Rennen bestritten hat. Es sind die Podiumsplätze 2007 in Beaver Creak und 2015 in Kitzbühel, die er jeweils in der Superkombination erkämpfte. Banks größter Erfolg war indes der fünfte Platz im Riesenslalom bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi. Nach dem ersten Lauf hatte er dort sogar noch auf dem zweiten Platz gelegen. Obwohl er schließlich die anvisierte Medaille noch knapp verpasst habe, erinnere er sich immer wieder gern an diesen Wettkampf, so Bank. Andererseits hätte er seine Erfolgsbilanz gerne noch etwas aufgebessert, wenn ihm die Gesundheit nicht den großen Strich durch seine Rechnung gemacht hätte.

Ondřej Bank,  foto: ČT
Aber Bank wäre nicht Bank, wenn er seine Situation nicht auch mit dem ihm eigenen Humor tragen würde. Darum scheute er auf seiner Abschiedspressekonferenz auch nicht den Vergleich mit dem großen tschechischen Eishockeystar Jaromír Jágr:

„Schon am Freitag hatte ich meinen Entschluss gefasst, die Karriere zu beenden. Doch als ich morgens aufstand, musste ich aus den Nachrichten erfahren, dass Jágr wieder zwei Tore geschossen hat, und das mit 44 Jahren. Darum habe ich mir gesagt: Es muss doch peinlich aussehen, wenn ich schon mit 35 Jahren aufhöre.“

Doch auch ohne seinen geliebten Sport steht Ondřej Bank vor interessanten Aufgaben. Nun werde er sich verstärkt seiner Familie sowie seiner Sportbekleidungsfirma widmen, sagte er und ließ wissen, dass er schon bald zum zweiten Male Vater werde.


Fußball: Tschechischer Verband begrüßt Wahl Infantinos zum Fifa-Chef

Miroslav Pelta,  foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Am vergangenen Freitag war das Augenmerk der weltweiten Sportöffentlichkeit vorrangig auf die größte Stadt der Schweiz gerichtet. Denn in Zürich befindet sich der Sitz des Weltfußball-Verbandes (Fifa), und dort wollte die durch zahlreiche Verfehlungen in Misskredit geratene Fifa auf ihrem Wahlkongress endlich eine Kehrtwende schaffen. Auch der Chef des tschechischen Fußballverbandes (FA ČR), Miroslav Pelta, verknüpfte mit diesem Kongress einige Erwartungen:

„Es ist gewiss sehr gut, dass es nun eine Säuberung geben wird. Gegen viele Personen aus der Führungsetage der Fifa wird entweder polizeilich ermittelt, oder gegen sie läuft bereits ein Strafverfahren. Das halte ich für ein großes Problem. Daher ist jetzt nötig, einen dicken Strich zu ziehen und mit sauberer Weste neu zu beginnen. Die Wahl von Gianni Infantino oder Scheich Salman bin Ibrahim Al Khalifa würde den Neustart dieser bedeutenden Institution ermöglichen.“

Gianni Infantino sprang als Kandidat quasi für Uefa-Präsident Michel Platini in die Bresche, da dieser von der Ethik-Kommission der Fifa gesperrt wurde. Für den Generalsekretär des tschechischen Verbandes, Rudolf Řepka, war sein Amtskollege auf europäischer Ebene jedoch von Anfang an keine zweite Wahl:

„Gianni ist kein Ersatz, sondern ein vollwertiger Kandidat. Er ist die Garantie dafür, dass die Prozesse in der Fifa gut verlaufen werden. Wir rechnen damit, dass die Reformvorschläge angenommen werden, denn es ist notwendig, dass die Fifa aus ihrem klinischen Tod erwacht. Nur so kann sie wieder Kredit erlangen.“

Und Pelta fügte vor der Wahl hinzu:

Gianni Infantino,  foto: ČTK
„Gianni hat das Handicap, dass er von der Position des Uefa-Generalsekretärs aus Fifa-Präsident werden will. Es wäre ein Husarenstück, wenn ihm dies gelänge.“

Doch wie sich nur wenige Stunden später herausstellte: Dieses Husarenstück ist gelungen. Von der Mehrheit der Delegierten wurde Infantino bereits im zweiten Wahlgang zum neuen Fifa-Präsidenten gewählt. Als Pelta von einem Reporter der Inlandsendungen des Tschechischen Rundfunks nach seiner Meinung zum Wahlausgang gefragt wurde, antwortete der tschechische Verbandschef:

„Ich würde nicht sagen, dass dies für mich eine Überraschung ist. Gianni Infantino hat eine riesige Arbeit geleistet, er war 24 Stunden am Tag ständig auf Tour. Und ganz wesentlich war seine heutige Ansprache. Er hat dabei in mehreren Sprachen jeden Kontinent direkt angesprochen, die Delegierten waren davon begeistert.“

Auch dies habe dazu beigetragen, dass Infantino die vielleicht noch unentschlossenen Verbände auf seine Seite gebracht habe. Doch nun müsse der Schweizer die Ärmel hochkrempeln und an die positiven Ergebnisse in der Arbeit seines Vorgängers Sepp Blatter anknüpfen, sagte Pelta. Doch was wird Infantino nun anders machen als Blatter? Auf diese Frage erwiderte Pelta:

„Es ist natürlich schwer, beide zu vergleichen. Herr Blatter hat für den Fußball große Arbeit geleistet, doch nach all den kontroversen Entscheidungen der jüngeren Vergangenheit, mit der WM-Vergabe an Katar an der Spitze, begann seine Funktion undurchsichtig zu werden, sie war mehr und mehr negativ behaftet. Jetzt haben wir eine neue Situation, in der wir alles transparent machen werden. Denn niemand will dahin zurückkehren, dass der Fußball beargwöhnt wird. Es beginnt eine neue Ära des Weltfußballs.“

Autor: Lothar Martin
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