Skimarathon-Läufer Řezáč ist in der Form seines Lebens

Stanislav Řezáč (Foto: TONO agency)

Im Sport gibt es immer wieder auch Akteure, die wenig im Rampenlicht stehen, aber dennoch Großartiges leisten. Sei es im sportlichen Wettstreit selbst oder aber hinter den Kulissen, wo aktive Sportler anderen Mitmenschen tatkräftig helfen, die vom Schicksal nicht so begünstigt sind. Zwei dieser Sportler, die sich durch Kampfgeist, Siegeswillen, Fleiß und Akribie beziehungsweise Mut, Hilfsbereitschaft und Sinn für das Gemeinwohl auszeichnen, stellt Ihnen Radio Prag heute vor.

König-Ludwig-Lauf  (Foto: Veranstaltungsarchiv)
Auch im Skilanglauf berichten oder sprechen die Medien oft nur über die Sieger und Besiegten in den olympischen Disziplinen. In den traditionellen Langlauf-Nationen wie den skandinavischen Ländern Norwegen, Schweden und Finnland, aber auch in Italien oder Deutschland werden jedoch ebenso die „Ritter der Loipe“ geschätzt und geehrt, die auf den langen Marathonstrecken zu Hause sind. Die Rede ist von den traditionellen Massenrennen wie dem Wasalauf, dem Birkebeiner oder dem Marcialonga. In die Phalanx dieser Läufe und seiner Protagonisten aber ist längst auch ein zäher Tscheche eingedrungen, für den ein altes Sprichwort aus der Winzersprache wie die Faust aufs Auge passt: „Je älter, desto besser.“

Stanislav Řezáč  (Foto: TONO agency)
Stanislav Řezáč, mittlerweile 38 Jahre alt, ist in der Form seines Lebens. Bei den traditionellen Marathonrennen hat er in seiner langen Karriere schon so manchen Podestplatz errungen. Im vergangenen wie auch in diesem Jahr ist die Anzahl seiner großen Siege aber noch einmal deutlich gestiegen. 2011 hat Řezáč sowohl das norwegische Birkebeinerrennet als auch die gesamte World Classics Tour gewonnen, in dieser Saison stehen bereits die Siege beim 50-Kilometer-Isergebirgslauf in Nordböhmen und beim König-Ludwig-Lauf in Oberbayern zu Buche. Sein dritter Triumph beim heimischen Isergebirgslauf, den er Anfang Januar perfekt machte, aber hat für ihn eine ganz besondere Bedeutung:

Řezáčs dritter Erfolg beim Isergebirgslauf  (Foto: ČT 4)
„Ich bin froh, dass ich zu Hause siegreich war, und diesen Erfolg stufe ich momentan am höchsten ein. Den Isergebirgslauf habe ich zwar auch schon 2000 und 2001 gewonnen, doch erst danach wurde die Konkurrenz so richtig stark – durch mehrere Spitzenläufer aus Schweden und Norwegen. Es war zudem ein Rennen, das zum FIS-Marathon-Cup gehört, und einen solchen Lauf habe ich jetzt erstmals gewonnen.“

Řezáčs dritter Erfolg beim Isergebirgslauf ist um so höher zu bewerten, wenn man weiß, dass er in diesem Jahr unter ganz harten Bedingungen zustande kam: Der Schnee war schwer und matschig, während des Rennens schneite es andauernd, und es wehte ein kräftiger Wind. Deshalb war auch Řezáč selbst ziemlich überrascht, dass er die Strecke von allen am besten meisterte:

König-Ludwig-Lauf  (Foto: ČT 4)
„Ich habe heute überhaupt nicht daran geglaubt, dass es so gut laufen würde, denn die Zielankünfte hier sind immer recht schwer für mich. Das Finish war auch etwas länger als ich dachte, ich habe den Endspurt schon zweieinhalb bis drei Kilometer vor dem Ziel angezogen. Aber ich hatte genügend Energie, daher konnte ich mich von den anderen Spitzenläufern lösen und den Vorsprung auch bis ins Ziel behaupten. Dort haben dann zwar noch zwei Touristen meine Spur gekreuzt, doch zu einer Karambolage kam es zum Glück nicht.“

Jörgen Aukland,  Stanislav Řezáč und Jerry Ahrlin  (Foto: TONO agency)
Wesentlich knapper war Řezáčs bisher letzter Sieg am vergangenen Sonntag beim 40. König-Ludwig-Lauf in Oberammergau. Im Ziel lag der Tscheche nur um eine dünne Skispitze vor dem Zweitplatzierten Jerry Ahrlin aus Schweden. Nach Auswertung des Fotofinishs wurde Řezáčs Vorsprung auf ganze drei Zentimeter beziffert! Umso schöner aber für den 38-Jährigen, denn im Vorjahr war er demselben Gegner fast genauso knapp – um zirka zehn Zentimeter – unterlegen. Nun aber hat Řezáč das Traditionsrennen in Oberbayern schon zum sechsten Male gewonnen und zugleich auch die Führung in beiden World-Tour-Serien übernommen, in den Ski Classics und im FIS Marathon Cup. In den Classics ist er der Titelverteidiger, den Marathon Cup will er zum ersten Mal nach Hause holen. Doch das wird alles andere als leicht, denn in beiden Serien stehen noch vier von sieben beziehungsweise sechs von zehn Rennen aus. Deshalb stellt Řezáč für alle, die ihn jetzt schon als Triumphator sehen, klar:

„Das sind ganz harte professionelle Rennen, mehr kann ich dazu nicht sagen. Viele olympische Sieger und Medaillengewinner haben sich auf diesen langen Strecken schon versucht und dabei festgestellt: Es ist nicht einfach, bei diesen Läufen unter die besten Drei zu kommen.“


Extremsportler Škrabálek: Helfe gern bedürftigen Menschen, die Sport treiben wollen

Jan Škrabálek  (Foto: Archiv der Miloš-Škorpil-Läuferschule)
Vor einer Woche haben wir Sie in unserer Sendung bereits darüber informiert, dass in Tschechien nahezu 300 Sportler das Projekt „Sport pro charitu“ unterstützen. Dieses Projekt hat die Olga-Havlová-Stiftung vor fast drei Jahren ins Leben gerufen mit dem Ziel, Menschen mit Behinderung das Alltagsleben zu erleichtern und ihnen ferner die Möglichkeit zu geben, auch Sport zu treiben. Einer, der sich dieser Aufgabe mit Haut und Haaren verschrieben hat, ist der anerkannte tschechische Extremsportler Jan Škrabálek:

„Ich unterstütze das Projekt, weil ich grundsätzlich gemerkt habe, dass es gut wäre, auch anderen Leuten zu helfen und nicht nur sich selbst.“

Jan Škrabálek  (Foto: Archiv der Miloš-Škorpil-Läuferschule)
Jan Škrabálek ist Tschechiens wohl derzeit bester Gleitschirmflieger, der schon dreimal am Extremsportwettkampf Red Bull X-Alps teilgenommen hat. Also dem Wettbewerb, bei dem gut trainierte Ausdauersportler sowohl in der Luft als auch zu Fuß die 820 Kilometer lange Alpenstrecke von Salzburg bis nach Monaco so schnell wie möglich zurücklegen müssen. Um an diesem Wettkampf aber überhaupt teilnehmen zu können, muss Škrabálek für Ausrüstung und andere Kosten um die 6000 Euro aufbringen, für die er ständig Sponsoren sucht. Nach einer Begegnung mit Vertretern der Olga-Havlová-Stiftung sei ihm bewusst geworden, dass die Stiftung im Prinzip das Gleiche tut – jedoch mit dem Unterschied, dass ihre Spendengelder bedürftigen Menschen zu Gute kommen. Deshalb habe er beizeiten den Entschluss gefasst, bei seinen „Tingeltouren“ auch Gelder für die Stiftung einzuwerben. Aber nicht nur das:

Jan Škrabálek  (Foto: Archiv der Miloš-Škorpil-Läuferschule)
„Ich sehe es in erster Linie als meine Aufgabe an, behinderten Menschen, die mit Hilfe der Stiftung an Sportwettbewerben teilnehmen wollen, in ihrer Wettkampf-Vorbereitung zu helfen. Ganz konkret, indem ich mich sportlich um diese Leute kümmere und ihnen beim Training mit Rat und Tat zur Seite stehe.“

In diesem Jahr habe er sich sportlich keine allzu hohen Ziele gesteckt, zumal die X-Alps nur alle 24 Monate in einem ungeraden Jahr stattfinden. Den einen oder anderen Halb-Marathon aber wolle er schon absolvieren und dabei eine gute Zeit laufen, sagt Škrabálek. Und in seiner Hilfe für andere Menschen werde er auch nicht nachlassen, betont der 38-jährige Extremsportler:

„Ich werde weiter Sport treiben und versuchen eigene Konzepte zu entwickeln, um Menschen zu unterstützen, die sich trotz ihrer Behinderung auch sportlich betätigen wollen. Ich will ihnen helfen, unter das Dach der Stiftung zu gelangen, und möchte ihnen dann womöglich auch ein Vorbild sein. Dabei will ich mich weiter von meinem Grundsatz leiten lassen, indem ich zeige, dass man nicht nur für sich selbst, sondern auch für Andere Sport treiben kann. Für Leute, die dazu auch eine finanzielle Unterstützung benötigen.“

Autor: Lothar Martin
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