Skinheads überfallen Homosexuelle

Am Freitag hatte sich Vizepremier Pavel Rychetsky mit Romavertretern getroffen und anschließend u.a. verkündet, der Staat müsse sich noch intensiver bemühen, die Sicherheit der Roma zu gewährleisten. Vor allem vor den zunehmenden Angriffen der Skinheads muss man die Roma schützen. Doch es kommen ständig weitere Minderheiten dazu, die der Staat vor den rechtsradikalen Chaoten schützen müsste. Olaf Barth berichtet.

In der Nacht zum Sonntag überfielen wahrscheinlich acht Skins einen sogenannten "Gay-Club" im nordböhmischen Liberec / Reichenberg. Nachdem das Personal und anwesende Polizisten ihr Eindringen noch verhindern konnten, warfen sie mit Steinen. Mehrere Fensterscheiben gingen zu Bruch. Obwohl die Polizei, Zeugen zufolge, schnell vor Ort war, konnte sie nur zwei der glatzköpfigen Schläger festnehmen. Nach den übrigen wird gefahndet. Bei den beiden fünfzehn- und achtzehnjährigen Festgenommenen fanden die Ordnungshüter faschistisches Material. Sie sollen außerdem während des Angriffs verschiedene Nazi-Parolen gebrüllt haben. Sie werden u.a. der "Unterstützung von Gruppierungen" angeklagt, "deren Ziel die Unterdrückung von Bürgerrechten und -freiheiten ist". Soviel zum Rechtstschechisch.

Jiri Hromada, der Vorsitzende der tschechischen Schwuleninitiative, meint, die Polizei sei in der Vergangenheit zu nachsichtig gegen solche Neonazis vorgegangen, die die Liquidierung aller Homosexuellen sogar öffentlich gefordert hätten. Er möchte sich nun mit der Bitte nach einem strengeren Vorgehen gegen die Rechtsradikalen an Innenminister Stanislav Gross richten. Jener freilich, hat eben ein solches Vorgehen schon mehrmals angekündigt. Allein, bei den Ankündigungen ist es bisher geblieben.

Angriffe auf Homosexuelle seien schließlich nichts Neues, meint auch der Politologe Miroslav Mares von der Brünner Masaryk-Universität. 1999 war in Prag sogar ein Schwuler von einem Skinhead erstochen worden.

Doch der Politologe sieht noch weitere Minderheiten von den Skinheads bedroht. Deren Hass richte sich gegen Roma, Juden, Homosexuelle und Menschen mit anderer Hautfarbe, erklärt Mares.

Hromada sieht aber auch die Katholische Kirche in der Verantwortung. Äußerungen von Kirchenvertretern, dass Homosexualität eine heilbare Krankheit sei, hätten die Skins sicherlich in ihrem Hass bestärkt. Er hoffe nur, dass dies nicht der Anfang einer Serie geplanter Angriffe gegen Homosexuelle gewesen sei, so der Vorsitzende der Schwuleninitiative.

Autor: Olaf Barth
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