Slavia Prag und Energie Karlsbad bieten mitreißende Eishockey-Finalserie
In der Play-off-Finalserie zur tschechischen Eishockeymeisterschaft liegt der HC Slavia Prag nach drei Spielen mit 2:1 nach Siegen vorn. Den Meistertitel gewinnt diejenige Mannschaft, die zuerst vier Siege auf ihrem Konto hat. Zum bisherigen Verlauf der Finalserie lesen Sie die nachfolgene Reportage.
Im Halbfinale ging es dann noch weitaus spannender und knapper zu: Beide Serien gingen über die Maximalzahl von sieben Spielen, in denen sich am Ende Slavia Prag mit 4:3 Siegen über Liberec und Karlsbad mit dem gleichen Resultat über Budweis durchsetzten. Mit anderen Worten: Das diesjährige Finale bestreiten der HC Slavia Prag und das Überraschungsteam der Stunde, der HC Energie Karlsbad. Da die Play-offs der O2-Extraliga hierzulande wie feierliche Messen zelebriert werden, durfte auch zum Auftaktspiel der Finalserie am vergangenen Freitag in der Prager O2-Arena eine Interpretation der tschechischen Nationalhymne nicht fehlen.
Danach aber ging es gleich zur Sache in der mit über 12.000 Zuschauern gut gefüllten Arena. Vor allem die Gäste aus Karlsbad versteckten sich nicht:In der Folgezeit entwickelte sich eine abwechslungsreiche und spannende Partie, in der auch die Gastgeber nichts schuldig blieben:
Nach zwei Dritteln führten die Grün-Weißen aus der Kurstadt mit 3:2, doch schon 59 Sekunden nach der Drittelpause besorgte Jaroslav Bednář den erneuten Ausgleich zum 3:3. Das rassige Match aber hatte noch mehr zu bieten:
Die vierte Führung ließen sich die Karlsbader nicht mehr aus der Hand nehmen. Beide Teams erzielten kurz darauf noch je einen Treffer, so dass die Gäste das Spiel mit 5:4 gewannen.
Auch der zweifache Torschütze dieser Begegnung, der Karlsbader Zwei-Meter-Hüne Petr Kumstát, schätzte den 5:4-Sieg als verdient ein:
“Wir wollten gut in der Abwehr stehen und auf Konter spielen, was uns sehr gut gelungen ist. Auf der engen Eisfläche kam es zu vielen Zweikämpfen. Wir haben uns daher bemüht, aktiv zu sein und immer wieder vors Tor zu ziehen. Wir haben im Angriff wirklich gut gespielt und unsere Chancen verwertet. Ich denke, dass wir verdient gewonnen haben.“
Der HC Energie Karlsbad stieg erst im Jahr 1997 ins Oberhaus auf und versuchte sich seitdem vergeblich für die Play offs zu qualifizieren. In dieser Saison feierten die Kurstädter also nicht nur eine erfolgreiche Premiere, sondern stießen – neben ihrem Können vor allem von einer einzigartigen Euphorie getrieben – gleich bis ins Finale vor.Für den HC Slavia Prag ist die Endspielserie hingegen kein Neuland mehr. Im Gegenteil: Innerhalb der letzten sechs Jahre sind sie schon zum vierten Male im Finale vertreten. 2003 krönten sie ihre erste Endspielteilnahme mit dem Meistertitel, 2004 und 2006 zogen sie gegen Zlín bzw. Sparta Prag den Kürzeren. Dass die Rot-Weißen aus der Hauptstadt somit über ein Plus an Erfahrung verfügen, bewiesen sie schon am Samstag, als sie die zweite Partie mit 5:2 für sich entschieden. Slavia-Verteidiger Tomáš Žižka konnte daher nach dem Spiel zufrieden konstatieren:
„Jeder von uns spielt am Anschlag. Aus der gestrigen Partie haben wir unsere Lehren gezogen. Da haben wir mit offenem Visier gespielt, was die Karlsbader wollten und wofür sie uns auch bestraft haben. Heute haben wir in der Abwehr besser gestanden und die Karlsbader etwas aus der Reserve gelockt. Daraus ergaben sich für uns viele Chancen, von denen wir zum Glück fünf genutzt haben. Also, heute waren wir die Besseren und haben verdient gewonnen.“
Die zweite Begegnung wurde übrigens von 16.152 Zuschauern in der O2-Arena verfolgt – das ist ein neuer Besucherrekord in der laufenden Saison. Nach der Partie aber skandierten nur noch die Slavia-Fans.
Die Karlsbader hatten aber alles andere als Grund zum Trübsal blasen, zumal sie nach den zwei Spielen mit einem Sieg in Prag am Dienstag und Mittwoch die nächsten zwei Begegnungen vor eigenem Publikum bestreiten konnten. Und darauf freute sich Energie-Verteidiger Josef Řezníček in Prag schon sehr:„Das ganze Umfeld von Karlsbad steht derzeit Kopf. Alles spricht nur noch über Eishockey und alle Leute freuen sich schon auf die beiden Spiele zu Hause. Aber die Kapazität des Eisstadions ist leider sehr begrenzt. Daher wird die alte Halle rappelvoll sein und ich denke, auch die Atmosphäre wird noch viel besser sein als hier in dieser großen Arena.“
Josef Řezníček ist mit 41 Jahren und 964 Ligaeinsätzen der derzeit dienstälteste Spieler in der O2-Extraliga. Und das, obwohl er weitere vier Jahre in Deutschland gespielt hat, und zwar von 1992–1996 im sächsischen Weißwasser.
Die Kapazität des alten Eisstadions in Karlsbad liegt übrigens bei 4680 Zuschauerplätzen. Die waren natürlich am Dienstag wieder restlos besetzt. In der scheppernden Atmosphäre ihrer kleine Halle wollten die Karlsbader ihr Team erneut zum Sieg schreien, doch erstmals in den Play offs musste der HC Energie mit 3:4 eine Heimniederlage einstecken. Slavia Prag ist so nach dem zweiten Sieg dem Titelgewinn einen Schritt näher als der Underdog aus Westböhmen. Das möglicherweise schon entscheidende Spiel findet am Samstag erneut in Prag statt. Bis aber der Meisterpokal überreicht wird, werden die Fans ihre Mannschaften aber noch kräftig anfeuern und weitere Tore fordern.