Eishockey: Neue Liga-Saison hält Höhepunkt im Riesengebirge parat
Den kommenden Freitag haben sich die Fans des tschechischen Eishockeys dick angestrichen, denn dann beginnt die neue Saison in der höchsten Spielklasse des Landes, der Extraliga. Nach dem Corona-bedingten Ausschluss der Zuschauer in der Vorsaison dürfen die Anhänger nun wieder ihre Idole live sehen und anfeuern. Zudem hält die neue Spielzeit schon in drei Monaten ein Highlight parat, das wegen der Pandemie ebenso um ein Jahr verschoben werden musste.
In der Saison 2021/22 der tschechischen Extraliga werden erstmals 15 statt der üblichen 14 Mannschaften spielen. Der Grund ist die Corona-Pandemie, die für finanzielle Unsicherheiten gesorgt hat. Deshalb wurde in der vergangenen Saison der Abstieg in die zweite Liga ausgesetzt, der Play-off-Sieger des Unterhauses stieg jedoch auf. Dafür wird der Kampf um den Klassenerhalt in den nächsten sechs Monaten umso härter: Der Letzte der Hauptrunde (56 Spieltage) steigt direkt ab, und die Teams auf den Plätzen 11 bis 14 bestreiten Play-downs. Der Verlierer der beiden K.o.-Runden muss dann gegen den Ersten der sogenannten Chance Liga antreten, um den letzten Teilnehmer für die Extraliga-Saison 2022/23 zu ermitteln. Dann werden erneut 14 Clubs um den Titel spielen.
Jágr – das Zugpferd der Winter Hockey Games in Spindlermühle
Viele große Sportveranstaltungen sind im vergangenen Jahr wegen Corona ausgesetzt beziehungsweise verschoben worden. Dazu gehört auch ein Freiluftevent im Eishockey. Dies hat der berühmteste tschechische Spieler aller Zeiten, Jaromír Jágr, in einem Video entsprechend angekündigt.
Es war der Videoclip zum sogenannten Winter Classic, das ursprünglich im Dezember 2020 stattfinden sollte. Jágr spricht in dem Video davon, dass er schon mehrere Tausend Eishockeybegegnungen absolviert habe, auf Teichen ebenso wie in den modernsten Arenen der Welt, doch hier habe er noch nie gespielt – in Špindlerův Mlýn / Spindlermühle. Den mondänen Wintersportort im Riesengebirge hatten Jágr und seine Co-Organisatoren ausgewählt, um dort bereits im vergangenen Winter ein großes Eishockeyfest unter freiem Himmel zu feiern, bei dem mehrere Teams an drei Tagen der Hartgummischeibe hinterherjagen. Daraus ist aus dem besagten Grund nichts geworden, doch die tschechische Eishockey-Ikone und ihre Mitstreiter ließen sich davon nicht entmutigen. Im Gegenteil, in diesem Jahr präsentieren sie sozusagen die XXL-Variante des ursprünglichen Events, diesmal unter dem Namen D+D REAL Winter Hockey Games. Und Jágr ist auch recht optimistisch, dass die einwöchige Veranstaltung ohne größere Eingriffe über die Bühne geht:
„Zunächst wusste vor einem Jahr niemand, was man von der Aktion hätte erwarten können. Keiner konnte sich vorstellen, dass die gesamte Saison ohne Zuschauer, also vor leeren Rängen stattfindet. Letztlich mussten wir diese Erfahrung machen, aber wir haben es überlebt. Ich bin ein großer Optimist. Ich glaube fest daran, dass die Einschränkungen diesmal minimal sein werden oder es überhaupt keine mehr geben wird. Der Vorteil ist, dass die Winter Hockey Games im Freien ausgetragen werden. Das dürfte besser sein als in irgendeinem Gebäude oder einem überdachten Eisstadion.“
Veranstaltung bietet fünf Tage Eishockey pur und aller Couleur
Der genaue Austragungsort ist eine künstliche Eisfläche und ein um sie gebautes Stadion-Oval für 7500 Zuschauer, die im Auslaufareal einer beliebten Skipiste in Spindlermühle errichtet werden. Und an den fünf Tagen vom 7. bis 11. Dezember wird den Eishockeyfans auch eine ganze Menge geboten. Neben dem Erstligaduell zwischen Mountfield HK und Sparta Prag, das schon 2020 stattfinden sollte, werden zudem zwei Begegnungen zwischen Tschechien und der Slowakei ausgetragen. Und zwar die der Legenden-Teams beider Nationen (10.12.) und eine im Para Ice Hockey. Dazu gibt es ein Match zwischen einer Mannschaft der Eishockey-Partner und Sponsoren und einer Auswahl der Fußball-Legenden Tschechiens sowie das ganz spezielle Duell zwischen einer Universitäts-Auswahl und dem tschechischen Nationalteam der Frauen. Der vielbeschäftigte Jágr erklärt, weshalb er diesen Aufwand betreibt:
„Für mich ist wichtig, dass die Zuschauer auf ihre Kosten kommen, dass sie hinterher sagen werden: Uns hat es gefallen. Und dass sie gern gekommen sind. Sie sollen am Ende bestätigen, dass die Veranstaltung ihr Geld wert war. Es soll einfach ein großes Ereignis werden, zu dem die Besucher in Scharen strömen.“
Am meisten verrückt nach Eishockey sind die Fans jedoch, wenn ihre eigene geliebte Mannschaft zu einem brisanten Match antritt. Deswegen wird es beim diesjährigen Event auch drei Punktspiele geben und nicht nur zwei, wie im Vorjahr geplant. Die Voraussetzung dazu haben Jágr und seine Sportskameraden selbst geschaffen: Sie haben sich vergangene Saison in der zweiten Liga durchgesetzt und mit Rytíři Kladno den sofortigen Wiederaufstieg ins Oberhaus geschafft. Darum spielen die „Ritter“ bei den Winter Hockey Games auch nicht mehr gegen Vrchlabi, sondern gegen Pardubice. Diese Partie findet am 9. Dezember statt. Den Part des Zweitliga-Konkurrenten von Vrchlabi hat der Traditionsverein aus Vsetín übernommen – beide Teams treffen einen Tag später aufeinander. Weshalb die Wahl auf die Clubs aus Pardubice und Vsetín fiel, dazu sagte Jágr:
„Es sind zwei Mannschaften, die eine große Fan-Basis haben. In Pardubice kommen im Schnitt um die 8000 Besucher zu den Heimspielen, egal ob ihr Team in Form ist oder schlecht spielt. Das Gleiche gilt für Vsetín. Wenn dort eine attraktive Partie ansteht, dann ist die Eishalle stets ausverkauft.“
Jágr selbst hat vor, bei den Winter Hockey Games zu zwei Begegnungen aufzulaufen:
„Gern würde ich zum Duell der Eishockey-Legenden von Tschechien und der Slowakei antreten sowie zum Match von Rytíři Kladno. Beide Spiele sollte ich verkraften können, sofern ich mich nicht verletze.“
Der 49-jährige Oldie weiß genau, wovon er spricht. Jetzt, im ungewöhnlich hohen Alter für einen Sportler, mehren sich auch beim Olympiasieger, Doppel-Weltmeister und zweifachem Stanley-Cup-Gewinner die Verletzungen. Auch Kondition und Schnelligkeit sind nicht mehr auf dem allerhöchsten Niveau. Wird sich das Idol, das in punkto Stocktechnik und Spielverständnis immer noch zur erweiterten Weltklasse gehört, deshalb für seinen Aufritt in Spindlermühle schonen? Auf diese Frage antwortete der Ex-NHL-Star mit einem leichten Grinsen im Gesicht:
„Sich für einen solchen Event zu schonen, ist nicht so einfach, wie man meint. Aus meinen Erfahrungen von Winter Classics, die ich in Nordamerika gespielt habe, weiß ich, was das bedeutet. Freiluftspiele belasten den Körper schon ein wenig anders, zum Beispiel wird die Muskulatur nicht so gut erwärmt. Aber ich werde das Maximale dafür tun, dass ich beide Einsätze gut überstehe.“
Auch Fußballstars geben sich in Spindlermühle ein Stelldichein
Das wird in gewisser Weise auch erforderlich sein, denn der Superstar ist nicht nur Eigner des Clubs Rytíři Kladno, sondern auch das Gesicht der Mega-Veranstaltung. Doch Jágr wird nicht allein für Aufmerksamkeit sorgen. Schon am 8. Dezember gibt sich in Spindlermühle das „Who is Who“ des tschechischen Fußballs die Klinke in die Hand. An diesem Tag trifft nämlich eine Legenden-Auswahl des Landes, hauptsächlich gebildet von den Vize-Europameistern des Jahres 1996, gegen eine Vertretung der Partner und Sponsoren des tschechischen Eishockeys an. Kapitän der Fußballer ist dabei der Champions-League-Gewinner von 2005, Vladimír Šmicer. Beim legendären 3:3 und anschließendem Sieg im Elfmeterschießen des FC Liverpool gegen Finalkontrahent AC Mailand schoss Šmicer das zweite Tor der „Reds“ und verwandelte den entscheidenden Elfmeter. Doch der mittlerweile 48-Jährige hat auch Talent zum Eishockey:
„Als ich vor zehn Jahren meine aktive Karriere beendete, fing ich an, Eishockey zu spielen mit meinen Freunden, die ebenfalls Ex-Fußballer sind. Natürlich sind wir keine Profis, aber wir spielen zwei bis drei Mal in der Woche zusammen und genießen das sehr. Wir sind Amateure, die das Eishockeyspiel lieben.“
Šmicer ist dabei nur einer von mehreren Ex-Stars, die sich in Spindlermühle statt auf dem grünen Rasen auf einer spiegelglatten Eisfläche ausprobieren werden:
„Alle Spieler meines Teams sind Fußball-Legenden – wie Karel Poborský, Patrik Berger und Milan Baroš. Ich denke darüber nach, noch Petr Čech zu fragen, denn er ist ein guter Torhüter. Das ganze Team besteht also aus großen Stars. Wir haben zusammen gespielt, deswegen war es leicht für mich, sie zu fragen, ob sie mitmachen wollen. Alle sind bereit, und wir freuen uns sehr auf die Eishockeybegegnung.“
Die preiswertesten Tickets für das Programm vom Donnerstag bis Samstag kosten 990 Kronen (38,50 Euro) und für Mittwoch 290 Kronen (11 Euro). Der Eintritt zum Spieltag der Junioren am Dienstag (7.12.) ist frei.