Smetanas "Teufelswand" nach der Ära des surrealistischen Films
In vollem Gang sind derzeit die Proben für die Premiere der Oper "Teufelswand" von Bedrich Smetana im Prager Nationaltheater. Sie wurde dort bisher 13mal inszeniert, nun wird sie jedoch überhaupt zum ersten Mal von einem ausländischen Regisseur aufgeführt, und zwar von dem Engländer David Pountney, Experte für die tschechische Oper. Die Uraufführung wird im Dezember stattfinden, bereits jetzt können die Theaterbesucher aber eine Ausstellung besichtigen, die die bisherige Aufführungstradition im Nationaltheater dokumentiert. Markéta Maurová hat die Vernissage besucht.
Bei ihrer Uraufführung im Jahre 1882 stieß die "Teufelswand" bei dem Publikum auf Ablehnung. Wer oder was daran schuld war, fragte ich den Operndramaturgen des Prager Nationaltheaters, Jan Panenka:
"Meiner Meinung nach gab es mehrere Ursachen. Die eine war eine nachlässige Vorbereitung der Uraufführung. Es war die letzte Oper Bedrich Smetanas, und sein Stern ging damals doch schon unter und wurde durch den Antonin Dvoraks ersetzt. Das Misstrauen gegenüber der "Teufelswand" war eigentlich ein Misstrauen gegenüber dem Werk dieses alternden Autors, das keiner verstanden hatte."
Erst viele Jahre später begriff das Publikum, dass die "Teufelswand" kein Beleg der Abnahme der schöpferischen Kräfte, sondern ein Werk eines Neuerers ist. Das Missverständnis zog sich jedoch durch lange Jahrzehnte:
"Erst in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts hörte man auf, die Oper als eine realistische Oper zu betrachten, und sie wurde als ein phantastisches Theater wahrgenommen. Und auf einmal zeigte sich, was für Möglichkeiten in der Oper ruhen."
Eine phantasievolle Interpretation wird auch vom britischen Opernregisseur David Pountney erwartet. Er selbst sagt über seinen ersten Eindruck, nachdem er sich die Oper angehört hatte:
"Totale Panik. Diese Oper ist für einen Regisseur ein wirklich schweres Stück. Denn es gibt hier sehr tiefe Emotionen und Gefühle, es gibt hier Possen- und Komödienelemente, es gibt darin zeremonielle, patriotische und historische Teile und dagegen Teile, wo die Männer die Mädchen begrabschen - es ist eine sehr merkwürdige Mischung. Wir können sehr dankbar sein, dass wir 150 Jahre später, mit allen unseren Erfahrungen mit dem surrealistischen Film, mit dieser Mischung besser und leichter fertig werden können."