Bedřich Smetana als Musiklehrer in Benátky nad Jizerou
Des 200. Geburtstags Bedřich Smetanas gedenkt man auch in Benátky nad Jizerou. Das Museum der mittelböhmischen Kleinstadt hat am Donnerstag zum Fünf-Uhr-Tee in den Salon der Gräfin Thun eingeladen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand das Wirken des jungen Smetana als Musiklehrer in dem Städtchen an der Iser.
Das prachtvolle Renaissance-Schloss in Benátky nad Jizerou erstrahlt in den schönsten Herbstfarben. Im 19. Jahrhundert war es im Besitz der Grafen von Thun und Hohenstein. Im Museumstrakt im zweiten Stock befindet sich ein Gedenkraum für Bedřich Smetana. Hier hält die renommierte Smetana-Kennerin Olga Mojžíšová einen Vortrag über den Komponisten. Zum Auftakt wird den Besuchern Tee mit Keksen serviert. Dazu erklingt ein Klavierstück von Bedřich Smetana, interpretiert von einer Pianistin der städtischen Musikschule.
„Smetana hat den Kindern der Thuns Musikunterricht gegeben. Musikalisch am begabtesten war wohl die Tochter Elisabeth Filizitas. Die älteste Tochter, Maria, hatte bereits vor Smetanas Zeit eine musikalische Ausbildung erhalten. Aus den Erinnerungen der Kinder wissen wir, dass Bedřich Smetana sie umfassend unterrichtete. Er brachte ihnen nicht nur das Klavierspiel bei und spielte ihnen vor, sondern erklärte ihnen auch die Werke und bemühte sich, sie in die Welt der Komponisten und der Musik einzuführen,“ erzählt die Musikologin, die am Bedřich-Smetana-Museum in Prag tätig ist.
Dass Smetana zum Grafen Leopold Leonhard von Thun und Hohenstein und dessen Frau Elisabeth, geborene Freiin Mladota von Solopisk, kam, habe eine Vorgeschichte. Diese hat mit Kateřina Kolářová zu tun. Sie hatte Smetana als Gymnasiast in Plzeň / Pilsen kennengelernt. Später wurde sie seine Frau. 1843 zog Kateřinas Familie nach Mladá Boleslav / Jung Bunzlau. Smetana verließ Pilsen ebenfalls und ging nach Prag. Das Liebespaar war sich wieder nahe, doch Smetana, der ganz für die Musik lebte, hatte in Prag keine Lebensgrundlage. Wahrscheinlich habe ihn der Direktor des Prager Konservatoriums, Jan Bedřich Kittl, dem Grafen Thun als Hauslehrer empfohlen, führt Olga Mojžíšová aus:
„Bei den Thuns hatte Smetana zugleich beste Möglichkeiten, sich selbst als Musiker fortzubilden. Er studierte intensiv Komposition und eignete sich sehr gute Grundlagen des musikalischen Handwerks an. Doch neben diesen Studien komponierte er auch viel. Bei den Kompositionen aus jener Phase sind bereits die Keime seines späteren musikalischen Stils zu erkennen.“
Smetana verbrachte auch außerhalb der Musikstunden Zeit mit den Kindern der Thuns. Im Winter nahmen sie ihn mit nach Prag und im Sommer auf ihr nahes Schlösschen Bon Repos. Der junge Musiker, nun frei von Existenzsorgen, nahm in vollen Zügen am Prager Musikleben teil. Ebenso bedeutsam für sein Fortkommen waren die gesellschaftlichen Kontakte, die er durch seinen aristokratischen Dienstherrn gewann. In jenen Jahren entstand neben vielen anderen Werken auch ein gefühlvolles, kleines Klavierstück, das der angehende Komponist seiner großen Liebe Kateřina Kolářová widmete.
Als Bedřich Smetana 1847 um Entlassung aus dem Dienst bei Leopold Leonhard Thun bat, ließ ihn der Graf nur widerstrebend gehen. Er hielt Smetana hin, bis dieser ihm einen neuen Musiklehrer beschafft hatte. Seine Nachfolgerin wurde schließlich niemand anders als Kateřina Kolářová. Den Thuns blieb Bedřich Smetana nach seinem Abschied aus Benátky nad Jizerou dauerhaft verbunden. So komponierte er zur Hochzeit der ältesten Tochter seines früheren Dienstgebers, Maria, den Klavierzyklus „Hochzeitsszenen“.
„Smetana blieb weiterhin mit den Thuns in Kontakt. Die Kinder der Thuns studierten auch danach bei ihm Musik, und man besuchte sich noch in späteren Jahren gegenseitig. Graf Thun hielt auch seine schützende Hand über das Musikinstitut, das Smetana gründete. Und als der Komponist es im Alter ertaubte, wurde auf Initiative von Elisabeth Filizitas Thun ein Benefizkonzert zu seinen Gunsten veranstaltet. Der Ertrag ermöglichte es dem Komponisten, medizinische Hilfe auch bei ausländischen Ärzten zu suchen.“
Der musikalische Fünf-Uhr-Tee bleibt nicht die einzige Veranstaltung zum 200. Jubiläum des Geburtstags Bedřich Smetanas in Benátky. Es folgt eine Operngala mit Solisten des Prager Nationaltheaters im städtischen Kultursaal. Aufgeführt werden dabei Arien und Szenen aus den Opern Bedřich Smetanas. Und im November gibt die Musikschule Benátky ein Konzert zu Ehren des großen Musiklehrers der Stadt, der sein erstes kleines Werk bereits mit 7 Jahren schrieb.
Die Operngala findet am 21. Oktober um 19 Uhr im großen Saal des ehemaligen Pfandleihhauses, tschechisch „Záložna“ statt.
