Bedrich Smetana als Musiklehrer bei Graf Thun-Hohenstein in Benátky
Das mittelböhmische Städtchen Benátky nad Jizerou (Benatek) war bereits vor einem Monat unser Reiseziel, als wir über die Musikerfamilie Benda erzählt haben. Wir kehren heute noch einmal in das dortige Schloss zurück, machen aber einen Sprung in der Zeit, und zwar um anderthalb Jahrhunderte. In der Mitte des 19. Jahrhunderts begrüßte das Schloss den damals noch sehr jungen Komponisten Bedrich Smetana. Mehr erfahren nun in der letzten Folge unserer Musikserie im Rahmen der Sendereihe "Reiseland Tschechien". Am Mikrophon sind Gerald Schubert und Markéta Kachlíková.
"Smetana erfuhr, dass der Graf Thun-Hohenstein einen Musik- und Klavierlehrer für seine Kinder sucht. Bedrich sah sehr jung aus und der Herr Graf stellte sich wohl einen anderen Lehrer vor. Er wollte Bedrich Smetana nicht sofort ablehnen und gab ihm eine sehr schwere Klavierkomposition als Probe zu spielen. Er dachte, es wird schlecht ausfallen und er wird sich danach von Bedrich verabschieden und einen anderen Lehrer suchen können. Doch Bedrich am Klavier: dies konnte nicht anders ausfallen, als ausgezeichnet. Smetana hat die Komposition aus dem Stegreif makellos gespielt und wurde sofort aufgenommen."
Er blieb bei Graf Thun-Hohenstein und seinen fünf Kindern von 1844 bis 1847.
"Er wurde hier überhaupt nicht als Diener, sondern als ein gleichwertiger Partner behandelt. Kein Kulturfest, kein Konzert war ohne Smetana möglich. In der Wintersaison brachten sie ihn mit nach Prag und im Sommer hielt er sich mit der Familie auf dem nahen Schlösschen Bon Repos auf."Smetana speiste mit der Adelsfamilie, er wohnte ein seinem eigenen Zimmer und erhielt ein Gehalt von 300 Gulden jährlich. Dies ermöglichte ihm, an der Proksch-Musikschule in Prag so etwas wie ein Fernstudium zu absolvieren. Bei Thun-Hohenstein kümmerte sich Smetana um fünf Kinder. Er gab jedem Kind eine Stunde Klavierunterricht, dann spielte er mit ihnen, ging mit ihnen spazieren und wurde zu einem beliebten Familienmitglied. Ein Zeugnis darüber, wie sein Leben bei den Thuns damals aussah, hat uns eine seine Schülerin, die Komtesse Felicie überlassen. Sie notierte in ihrem Tagebuch, Smetana habe harte Arbeit mit den Kindern gehabt. Von den Kindern sei nämlich sie allein begabt, jedoch auch faul gewesen. Trotzdem gelang es dem Lehrer, allen Kindern eine gewisse Summe von Kenntnissen über die Musik sowie Spielfertigkeiten beizubringen. Sie konnten Hauskonzerte veranstalten und andere Adelige dazu einladen sowie Gespräche über Musik führen.
"Bedrich Smetana hatte hier so gute materielle Bedingungen, wie er es sich früher kaum erträumt hatte. Er ließ sich sofort wieder in die Musikschule von Herrn Proksch einschreiben. Unter den Studenten war auch Katerina Kolárová, später die erste Frau Smetanas. Bedrich Smetana komponierte hier auch, und ich würde sagen, dass Benátky ihn für die Musik gerettet hat."
"Als er nach vier Jahren selbständig werden und von Graf Thun-Hohenstein weggehen wollte, weil er plante, seine eigene Musikschule in Prag zu gründen, wollte ihn der Graf nicht gehen lassen. Er stellte ihm die Bedingung, dass er einen gleichwertigen Ersatz finden muss. Smetana löste es so, dass seine Frau Katerina für die erste Zeit zu diesem Ersatz wurde und den Unterricht übernahm."
Smetana verließ also Benátky und ging zunächst nach Prag und später nach Schweden. Mit der Familie Thun-Hohenstein pflegte er aber weiter enge Beziehungen:
"Smetana stand mit der Familie Thun-Hohenstein lange Zeit, eigentlich sein ganzes Leben lang, in sehr freundschaftlichem Kontakt. Das beweist die reiche Korrespondenz, von der wir hier einen Bruchteil ausstellen können. Wenn die Komtessen heirateten, komponierte er anlässlich ihrer Hochzeit kleine Werke. Und als er alt und krank war und seine letzten Lebensjahre bei seiner Tochter Sofie im nahen Jabkenice verbrachte, half ihm die Familie Hohenstein einen Arzt zu finden usw. Es war also eine lebenslange Freundschaft."Im Museum von Benátky sind heute die ursprünglichen Möbel einschließlich eines Klaviers ausgestellt, auf dem Smetana gespielt hatte. Seinen Gedenksaal dominiert eine wertvolle Gipsbüste, die im Jahre 1881 der akademische Bildhauer Josef Strachovský schuf.
"Die Büste entstand noch zu Smetanas Lebzeiten. Sie sollte daher sein Aussehen getreu widerspiegeln."
Und damit beenden wir unseren heutigen Ausflug nach Benátky, bei dem uns Miloslava Minaríková begleitet hat. Zum letzten Mal wird heute eine Quizfrage gestellt, für deren richtige Beantwortung ein Hörer oder eine Hörerin eine CD mit den Slawischen Tänzen von Antonín Dvorák erhält. Sie lautet: Wie hieß die erste Oper Bedrich Smetanas? Unsere Anschrift: Radio Prag, Vinohradska 12, 120 99, Praha 2 oder unsere E-Mail-Adresse: [email protected]. Die richtige Antwort auf unsere vergangene Quizfrage schickte uns u. a. Joe Leyder aus Bettendref. Er schrieb uns richtig, dass der preußische König Friedrich II., bei dem Franz Benda als Kapellmeister wirkte, Flöte spielte.