Smog-Alarm in Tschechien – Wissenschaftler Šram: Endlich Maßnahmen gegen Feinstaub umsetzen

ArcelorMittal plant in Ostrava, photo: CTK

Der klirrende Frost der letzten Tage brachte es klar zum Vorschein: die Luft in Tschechien ist nicht die beste. Im Gegenteil: Eine extrem hohe Feinstaubbelastung drückte vor allem im Mährisch-Schlesischen Kreis auf die Lunge und aufs Gemüt. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, den Aufenthalt im Freien auf das Nötigste zu beschränken und Innenräume nur kurz zu lüften. Doch mit solchen Aufrufen allein geben sich die unter dem Smog leidenden Einwohner nicht mehr zufrieden.

ArcelorMittal Ostrava  (Foto: CTK)
„Wir ersticken! Helft uns!“ Mit diesem Hilferuf hatte sich die Bürgerbewegung „Aliance Nebe nad Ostravou“ (Der Himmel über Ostrau) schon am Dienstagabend an die Politrepräsentanten des Mährisch-Schlesischen Kreises und an das Stahlunternehmen ArcelorMittal Ostrava gewandt. Der Grund: durch die grimmige Kälte hatte sich die extrem verschmutzte Luft wie eine Glocke über die Stadt gestülpt. Die hohe Feinstaubbelastung schlug buchstäblich auf die Bronchien. Im Ostrauer Stadtteil Zábřeh war der kritische Wert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft gleich um das Elffache überschritten worden. Aber damit nicht genug: Am Mittwoch, als die Temperaturen zum Teil unter minus 20 Grad sanken, breitete sich der Smog bereits über halb Tschechien aus:

„In Nordmähren war es am schlimmsten. Dort hat sich die Luftverschmutzung an diesem Tag zwischen 700 bis 800 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft bewegt“, sagte Josef Keder vom Tschechischen Hydrometeorologischen Institut.

Seit wenigen Monaten gibt es gesetzliche Normen zur Begrenzung von Feinstaub. Allerdings noch keine Handhabe, was bei einer Überschreitung dieser Normen zu tun ist. Deshalb haben Firmen, die die Luft sehr stark verschmutzen, in Eigeninitiative ihre Produktion zum Teil zurückgeschraubt. Auch das bereits erwähnte Unternehmen ArcelorMittal Ostrava:

„Wir haben die Produktion an unserer Erzaufbereitungsanlage zurückgefahren, denn diese Anlage ist der größte Verursacher von Feinstaubemissionen in der Region“, versicherte die Sprecherin des Unternehmens, Věra Breiová.

Ein Tropfen auf den heißen Stein, meint Radim Šram von der tschechischen Akademie der Wissenschaften. Šram setzt die dortige Luftverschmutzung dann auch ins rechte Bild: „Sie ist vergleichbar mit einigen Lokalitäten in China.“

Die Bilder der vom Smog verhüllten Olympiastadt Peking sind hierzulande noch allgegenwärtig. Deshalb fordert Šram jetzt auch unmissverständlich:

„Man sollte schnellstens etwas dagegen tun. Andernfalls müssen wir uns klar machen, dass unsere Bevölkerung den Feinstaub noch einige Jahrzehnte in sich tragen wird.“

Im Parlament hat man auf diese unerfreuliche Entwicklung inzwischen reagiert und das Kabinett von Premier Fischer aufgefordert, sich mit der Smog-Situation in Nordmähren zu befassen. Die Abgeordnete Věra Jakubková, die das Ganze initiiert hatte, forderte insbesondere den Verkehrsminister auf, ein „Regelwerk“ zu schaffen, ab welcher Feinstaubbelastung zum Beispiel Fahrverbote und weitere Maßnahmen umzusetzen sind.