Spiele in Vancouver: Segen und Fluch des Geldes reißt neue Dimensionen auf

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Nun ist es also wieder da und allgegenwärtig, das größte weltumspannende Event, das unser Planet zu bieten hat: die Olympischen Spiele. Im kanadischen Vancouver werden zum 21. Male die Spiele in den Wintersportarten ausgetragen.

Bei den Spielen in Vancouver werden zwar "nur" 86 Medaillensätze vergeben, doch auch die „kleine Ausgabe“ des einst vom Franzosen Pierre de Coubertin ins Leben gerufenen Megaspektakels hat es in sich. Denn längst sind die Spiele nicht mehr nur ein offener Wettstreit der besten Sportler aus allen Ländern der Erde, sondern auch eine riesige Marketing- und Business-Veranstaltung. Das belegen unter anderem diese Zahlen:

An den Spielen in Vancouver werden mehr als 2700 Sportler aus 82 Nationen teilnehmen. Das sind zwei Länder mehr als bei der bisherigen Rekordteilnahme vor vier Jahren in Turin. Am olympischen Fackellauf vor den Spielen waren 12.000 Läufer beteiligt. Mit einer Dauer von 106 Tagen und einer überwundenen Distanz in Kanada von 45.000 Kilometer war es der längste inländische Fackellauf der Geschichte. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat in seinem TOP-Sponsorenprogramm für die Spiele in Vancouver und 2012 in London neun Firmen akquiriert, die Einnahmen in Höhe von 883 Millionen US-Dollar garantieren.

Das sind 17 Millionen Dollar mehr als für das vergangene Olympiapaket Turin 2006 und Peking 2008. Von den olympischen Wettbewerben wird erneut eine Heerschar internationaler Journalisten berichten. Hierzulande wird zum Beispiel das öffentlich-rechtliche Tschechische Fernsehen (ČT) im Schnitt 41 Stunden täglich auf seinen vier Programmen aus Vancouver ausstrahlen.

Wo die Mechanismen der Megalomanie greifen und dabei jede Menge Kapital fließen lassen, da ist auch die Versuchung sehr groß, mit allen Mitteln – erlaubten wie unerlaubten – zu Ruhm und Geld zu gelangen. Das schmutzige Geschäft mit leistungsfördernden Präparaten, sprich: Doping, ist immer noch akut. Vor den Spielen sind bereits mehr als 30 Athleten positiv getestet und von der Teilnahme an den Vancouver-Wettbewerben ausgeschlossen worden. Und die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) verspricht, dass die Dopingkontrollen während der Spiele die umfassendsten und präzisesten der olympischen Geschichte sein werden. Ob man dank dieser Kontrollen den betrügerischen Dopingsumpf aber wird trocken legen können, bleibt zu bezweifeln.

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Neue Rekorde auf der einen, weitere Dopingfälle auf der anderen Seite und irgendwo dazwischen ich, der Verbraucher. Bis zu acht Sportübertragungen könnte ich laut tschechischem Angebot bereits via Internet verfolgen. Doch das ist mir zuviel Retorte. Also musste ein neues TV-Gerät her, mit LED-Qualität und in HD-Production versteht sich. So kann Olympia nun auch in mein Wohnzimmer kommen. Den Verkauf moderner Fernsehgeräte auf dem heimischen Markt konnte ich damit aber nicht neu ankurbeln. Da war das Weihnachtsgeschäft halt früher dran als die olympischen Slogans: „Schneller, höher, weiter“ und „Dabei sein ist alles“.

Autor: Lothar Martin
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