Sportauftakt 2018: Rang drei für Vítková, Platz vier für Eishockey-Junioren

Tschechien - USA (Foto: ČTK)

Zu Jahresbeginn ist der internationale Sportkalender stets mit einer Reihe hochkarätiger Wintersport-Veranstaltungen gespickt. In einigen dieser Wettbewerbe taten sich auch tschechische Aktive hervor.

Tschechien - USA  (Foto: ČTK)
Eishockey ist in Tschechien ein echtes Stimmungsbarometer. Wenn die Nationalmannschaft bei einem großen Turnier den Titel gewinnt, dann tanzt das ganze Land. Scheiden ihre Idole indes frühzeitig aus, dann werden sie mitunter auch in der Luft zerrissen. Und in den zurückliegenden fünf Jahren hatte die Nation auch nichts mehr zu jubeln. Die letzte Medaille – eine bronzene – wurde bei der WM 2012 errungen, und der letzte WM-Titel liegt gar sieben Jahre zurück.

Ein gewichtiger Grund für diese Durststrecke ist, dass der Eishockey-Nachwuchs in Tschechien schon längst nicht mehr so gut gedeiht wie in den 1980er und 1990er Jahren. Bei der Weltmeisterschaft für Spieler bis 20 Jahre ist Tschechien seit 13 Jahren medaillenlos, die einzigen beiden WM-Triumphe wurden in den Jahren 2000 und 2001 gefeiert. Deswegen ist das Ergebnis der diesjährigen U20-WM schon als kleiner Erfolg zu werten. Nach drei Siegen und nur einer Niederlage in den Gruppenspielen zogen die jungen Tschechen nach dem Viertelfinalsieg über Finnland im Penalty-Schießen erstmals seit 2005 in das Halbfinale ein. Dort erwiesen sich die Kanadier, gegen die sie 2:7 verloren, indes als eine Nummer zu groß für das Team von Trainer Filip Pešan. Und im Spiel um Platz 3 gegen Gastgeber USA folgte das nächste Debakel: Die Spieler um Kapitän Marek Zachar unterlagen 3:9 und belegten so am Ende den undankbaren vierten Platz. Trainer Pešan zog dieses Fazit:

Filip Pešán  (Foto: ČTK)
„Im Moment bin ich natürlich enttäuscht, denn wir wollten uns besser von der WM verabschieden. In den letzten zwei Spielen haben wir den Eindruck vermittelt, dass wir uns der Niederlage ergeben. Mit etwas Abstand werden wir aber zufrieden sein, dass wir bei einem solch hochklassigen Turnier unter die besten Vier gekommen sind.“

Auch wenn die lang ersehnte Medaille schließlich ausblieb, das erstmalige Erreichen der Vorschlussrunde nach 13 Jahren wurde in der Kabine auch gebührend gefeiert.

Grund zur Freude hatte auch eine tschechische Biathletin: Veronika Vítková. Die zweifache Junioren-Weltmeisterin feierte vor knapp drei Jahren mit dem WM-Sieg in der Mixed-Staffel und dem vierten Platz im Gesamt-Weltcup ihre bisher größten Erfolge. Doch seitdem lief es nicht mehr so gut: Vítková patzte häufig am Schießstand und rannte der Konkurrenz fast nur noch hinterher. Bis zum vergangenen Donnerstag, denn da bestieg sie beim Weltcup in Oberhof als Drittplatzierte des Sprints erstmals wieder seit Februar 2015 das Siegerpodest.

Veronika Vítková  (Foto: ČTK)
„Meine Freude ist riesengroß. Vor allem bin ich froh darüber, dass sich meine gute Trainingsarbeit ausgezahlt hat und ich seit langem wieder einmal auf dem Podest stehe“, frohlockte Vítková.

Grundlage der vorderen Platzierung war ihre Schießleistung, denn die 29-Jährige verfehlte nur eine Scheibe. Das führt sie auch auf die unnachgiebige Arbeit ihrer Trainer zurück, wobei sie zugibt:

„Obwohl mich die Trainer beim Üben stets dazu drängen, schneller zu schießen, mache ich es im Wettkampf anders. Ich schieße dann eher etwas langsamer, aber mehr auf Sicherheit.“

Eine glatte Enttäuschung waren hingegen die tschechischen Skispringer bei der am Samstag beendeten Vierschanzentournee. Bei keinem der vier Wettbewerbe erreichten sie den Finaldurchgang, ihr Bester war Čestmír Kožíšek, der in der in der Gesamtwertung auf dem 35. Platz landete.


Bergsteiger Jaroš bezwingt fünften Gipfel der „Seven Summits“

Radek Jaroš  (Foto: Milan Kopecký,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Ein weiterer Tscheche hat eine sportliche Höchstleistung noch im alten Jahr vollbracht. Die Rede ist von Radek Jaroš, dem Extrembergsteiger aus Nové Město na Moravě / Neustadt in Mähren. Am ersten Weihnachtstag hat er den höchsten Berg der Antarktis bezwungen: den 4892 Meter hohen Mount Vinson. Damit stand Jaroš bereits auf fünf der acht höchsten Erhebungen der Kontinente. Entgegen der ursprünglichen Idee der sogenannten „Seven Summits“ absolviert er sowohl den höchsten Berg Australiens als auch Ozeaniens. Um das sogenannte Projekt „Gipfel der Welt“ erfolgreich zu beenden, muss der 53-Jährige nun noch drei Gipfel besteigen: den afrikanischen Kilimandscharo, den ozeanischen Puncak Jaya (Carstensz-Pyramide) und den Aconcagua in Südamerika.

Radek Jaroš ist spätestens vor dreieinhalb Jahren zu einer Legende in Tschechien geworden. Am 26. Juli 2014 hat er im Himalaya den K2 bestiegen und damit als erst 15. Bergsteiger der Welt alle Achttausender der Erde ohne Sauerstoffgerät bezwungen. Nun mache er weiter wie einst Reinhold Messner, schildert Jaroš. Das Projekt sei aber eher Abenteuer und Reisen, er lerne so andere Kontinente, das dortige Klima, die Menschen und ihre Lebensbedingungen kennen.

Mount Vinson  (Foto: Radek Jaroš)
Dass es mitunter tatsächlich die Witterungsbedingungen sind, die einen Aufstieg zum gefährlichen Wagnis werden lassen, dies bekam Jaroš nun in der Antarktis zu spüren. Denn eigentlich hatte er keine für ihn allzu hohe Hürde zu meistern:

„Der Aufstieg auf diesen knapp 5000 Meter hohen Berg ist aus technischer Sicht nicht sehr anspruchsvoll“, sagte Jaroš nach der Gipfelbesteigung. Doch ausgerechnet zu Weihnachten hatten er und seine sechs Mitstreiter in diesem Hochgebirgsmassiv mit einem schweren Sturm zu kämpfen:

„Der Wind, der uns auf dem Kamm entgegenblies, war eigentlich nicht lange auszuhalten. Aber wir haben einen Weg zum Gipfel über die vom Wind abgekehrte Seite genommen. Erst auf den letzten vielleicht 300 Metern sind wir direkt auf dem Kamm gelaufen. Nur so konnten wir den Gipfel besteigen.“

Radek Jaroš: „Der Aufstieg auf diesen knapp 5000 Meter hohen Berg ist aus technischer Sicht nicht sehr anspruchsvoll.“

Wie stark Jaroš und seinen Gefährten der Orkan zusetzte, das mussten sie zu Heiligabend in ihren Zelten erfahren:

„Ungefähr gegen 2 Uhr in der Nacht begann es stürmisch zu winden. Die ersten fünf, sechs Stunden war es zwar unangenehm, doch wir konnten unser Zelt mit den Händen festhalten. Dann wurde mir aber klar, dass eine Zeltstange gebrochen war. Ich ging raus, um nachzusehen und stellte fest, dass die Stange den oberen Zeltstoff schon durchbohrt hatte. Damit war klar, dass unser Zelt bei dem anhaltenden Sturm immer weiter zerstört würde. Deshalb haben wir es abgebaut und begonnen, den umliegenden Schnee zu Quadern zu formen und damit eine Art Schutzwall zu errichten. Nur so war es möglich, das Zelt wieder aufzubauen.“

Mount Vinson  (Foto: Public Domain)
Diese Anstrengungen haben fast einen halben Tag lang gedauert. Laut Jarošs Aussage verbrachte man zehn Stunden am Stück im Freien. Insgesamt seien drei der fünf Zelte seiner Expedition arg beschädigt worden, und die darauffolgende Nacht hätten einige seiner Mitstreiter in Zelten einer russischen Expedition unterkommen müssen, so der Bergsteiger. Alles in allem aber habe sie der Orkan nur einen Tag gekostet:

„Es war eine relativ kurze Expedition. Wir wollten ursprünglich zu Heiligabend auf dem Gipfel stehen, so aber hat es einen Tag länger gedauert. Der Aufstieg vom Basiscamp zum Gipfel dauerte sechs bis sieben Stunden.“

Selbst wenn Radek Jaroš als Bezwinger aller Achttausender auch schon härtere Strapazen gemeistert hat, so hat er am Mount Vinson auch eine neue Erfahrung gemacht: Man darf sich in der kaum belebten Antarktis keinen groben Fehler erlauben, weil man ohne rettende Hilfe auskommen muss. Dafür sei das Wetter für ihn eine angenehme Überraschung gewesen:

Jaroš: „Die gesamten 24 Stunden über scheint dort derzeit die Sonne, wenn sie nicht gerade von tiefen Wolken verdeckt wird, so wie es den einen Tag und die zwei Nächte der Fall war, als uns der schwere Sturm heimsuchte.“

„Die gesamten 24 Stunden über scheint dort derzeit die Sonne, wenn sie nicht gerade von tiefen Wolken verdeckt wird, so wie es den einen Tag und die zwei Nächte der Fall war, als uns der schwere Sturm heimsuchte. Ansonsten ist das Wetter hier verhältnismäßig stabil, um die Zeit des sogenannten Polartags herum ist es sogar ungewöhnlich warm. Jeder denkt bei der Antarktis an Temperaturen von bis zu minus 40 oder minus 60 Grad Celsius, doch während der Zeit des Polartags ist das Wetter wirklich angenehm.“

Und dies seien, so der Tscheche, gegenwärtig Temperaturen von minus 5 bis minus 8 Grad Celsius. Schon in diesem Jahr könnte Jaroš ein oder zwei weitere kontinentale Top-Gipfel bezwingen. Allerdings nur, wenn alles reibungslos klappe und ein anderes Projekt erfolgreich abgeschlossen werde, sagt der 53-Jährige:

Aconcagua  (Foto: ANDY ABIR ALAN,  CC BY-SA 3.0)
„In diesem Jahr werde ich meinen Film über die 14 Achttausender im Himalaya zu Ende bringen. Das hat für mich Priorität. Für das Projekt ‚Gipfel der Welt‘ am wahrscheinlichsten ist im Herbst oder Winter eine Expedition zum Aconcagua in Südamerika. Sollte wider Erwarten noch Zeit bleiben, dann werde ich meine Schritte auch noch nach Afrika zum Kilimandscharo lenken. Vorrang aber hat, wie gesagt, das Filmprojekt ‚Die Gipfel des Himalaya‘ in Nepal.“

Autor: Lothar Martin
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