Sportreport

Ahoi und herzlich willkommem zum Sportreport von Radio Prag. Am Mikrofon begrüßt Sie Lothar Martin.

Interessant und spannungsgeladen verlief das Play-off-Viertelfinale in der tschechischen Eishockey-Extraliga. Die Nerven ihrer Fans strapazierten aber auch die Kicker der tschechischen Nationalmannschaft mehr als gewohnt in den beiden Qualifikationsspielen zur Fußball-Weltmeisterschaft 2002. Diese beiden Ereignisse stehen auch im Vordergrund unseres heutigen Sportreports. Am Ende der Sendung hören Sie noch das kurze Statement eines tschechisches Leichtathleten, der sich nach einer verkorksten Saison 2000 gut regeneriert zurückgemeldet hat und in diesem Jahr wieder angreifen möchte. Sie wollen wissen, mit wem wir gesprochen haben? Dann, bleiben Sie doch einfach dran!


Die tschechische Fußball-Nationalelf hat in Europa einen guten Ruf. Zehn Siege in zehn Qualifikationsspielen zur Euro 2000 ließen aufhorchen. Und auch bei der Europameisterschaft in Belgien und Holland überzeugten die Schützlinge von Trainer Jozef Chovanec durch ihre attraktive Spielweise und scheiterten nur knapp und unglücklich in der stärksten Gruppe mit Welt- und Europameister Frankreich und Gastgeber Niederlande. Doch das ist Schnee von gestern. Inzwischen steht die Qualifikation zur WM 2002 in Japan und Südkorea an. Das tschechische Team startete gut, mit zwei Siegen gegen Bulgarien und Island. Und auch heute - nach fünf Spielen - ist es noch ungeschlagen und ohne Gegentor in der Europagruppe 3, in der es mit 11 Punkten die Tabelle anführt. Doch bereits das magere 0:0 zum Abschluss des Vorjahres in Ta´ Qali gegen Malta hat gezeigt, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Und noch deutlicher offenbarte sich die Tatsache, dass die tschechische Mannschaft derzeit im Umbruch ist und nicht mehr an die Form der letzten beiden Jahre anzuknüpfen versteht, in den beiden WM-Qualifikationsbegegnungen der zurückliegenden Woche. Gegen die Nordiren gelang dem Vize-Europameister von 1996 noch ein schwer erkämpfter 1:0-Sieg in Belfast, den Kapitän und Italien-Legionär Pavel Nedved durch seinen Treffer in der 11. Minute sicherstellte. Im Spitzenduell der Gruppe gegen Dänemark vor 16.000 Zuschauern in Prag mussten die Nedved and Co. aber schon zufrieden sein, dass "zu Null" gehalten zu haben. Doch hören Sie selbst: Aus der Kommentierung geht hervor, dass die Gäste aus Dänemark dem Sieg durchaus näher waren als die Platzherren. Daher verwunderte es auch nicht, was der sympathische Coach der Wikinger, Morten Olsen, nach dem Abpfiff äußerte: Das nächste Spiel für beide Teams ist ihr erneutes Aufeinandertreffen am 2. Juni in Kopenhagen. Trotz des Punktgewinns in Prag hat Olsen nach wie vor gehörig Respekt vor dem Spitzenreiter: Spätestens seit Mittwoch wissen die tschechischen Fußballer, dass man sich nicht auf vergangenem Lorbeer ausruhen kann und wieder mehr tun muss, um sich als Gruppenerster direkt für die WM qualifizieren zu können.


Nach fünf Jahren wurde das Play-off-Viertelfinale in der tschechischen Eishockey-Extraliga erstmals wieder nach dem Modus "Best of seven" ausgetragen. Diese Entscheidung erwies sich als Volltreffer! Denn so ausgeglichen und spannend wie in dieser Saison verlief noch keine Runde in der Play-off-Geschichte der Extraliga. 26 von 28 möglichen Spielen waren notwendig, um die Halbfinalisten zu ermitteln. Hier die Übersicht:

Im Duell der beiden mährischen Erzrivalen Vsetín und Zlín setzte sich der Meisterschaftsfavorit aus Vsetín mit 4:2-Siegen durch. Mit dem gleichen Ergebnis bezwang Titelverteidiger Sparta Prag das Team aus Litvínov. Sogar alle sieben Vergleiche waren nötig, um in den übrigen beiden Paarungen den Semifinalisten zu ermitteln. Mit je 4:3-Siegen behielten Vítkovice über Pardubice und Slavia Prag über Znojmo die Oberhand. Die Vorschlussrunde mit den Partien Vsetín - Slavia Prag und Sparta Prag gegen Vítkovice und das Finale werden allerdings wieder im "Best of five"-Modus ausgetragen.

Da stellte sich uns die Frage, wie die handelnden Personen die beiden Systeme bewerten. Zum "Best of seven"-Modus sagte uns Slavia-Assistenztrainer Ondrej Weissmann: "Ich denke, dass die auf dem Papier schwächeren Mannschaften eine größere Chance zur Ergebniskorrektur innerhalb der Serie haben. Die schlechter platzierten Teams spielen zunächst zweimal auswärts, dann zweimal zu Hause und danach wechselt das Heimrecht ständig - ich bin der Meinung, dass dieses System gerechter ist. Und auch für die Zuschauer ist es attraktiver, wenn das Play-off-Duell hin- und herwogt, wie im jetzigen Viertelfinale. Die Stadien sind zumeist ausverkauft und spannendes, unterhaltsames Eishockey wird geboten. So soll es sein."

Der Meinung von Ondrej Weissmann schloss sich auch die überwiegende Mehrheit der Trainer und Akteure der anderen Vertretungen an. Vielleicht wird daher auch das Halbfinale und Finale der kommenden Saison auch wieder - wie zuletzt 1996 - im "Best of seven"-Modus ausgetragen.


Von seinen letztjährigen Verletzungen auskuriert und guter Dinge war am Montag der tschechische Zehnkampf-Weltrekordler Tomás Dvorák von einem längeren Trainingsaufenthalt in Südafrika nach Prag zurückgekehrt. Und am Dienstag gab es gleich noch einen freudigen Anlass: in der Jágr-Sportbar im Zentrum Prags unterzeichnete er die ersten Exemplare seines im Juice-Verlag erschienenen Buches "Vom Gipfel in den Abgrund und zurück", das von Petr Kolár verfasst wurde. Bei dieser Gelegenheit fragten wir den sympathischen Modellathleten, ob der erste Teil des Buchtitels nicht geradezu typisch für ihn in der vorjährigen Saison war und sich sein großes Comeback für dieses Jahr erwarten lässt. Dvorák erwiderte: "Also, um ehrlich zu sein, die letztjährige Saison habe ich abgehakt. Über die Fehler, die im vorigen Jahr passiert sind, bin ich mir im klaren, denn ich habe eher positive Lehren daraus gezogen. Und zum zweiten Teil ihrer Frage: am Comeback arbeite ich derzeit vehement und mein Glauben ist ungebrochen, dass ich wieder zurückkomme. Dies hängt allerdings von vielen Faktoren ab, vor allem davon, dass mein Gesundheitszustand die gesamte Saison über so gut und schmerzfrei bleibt, wie er derzeit ist."

Bis zum ersten großen Auftritt von Tomás Dvorák beim Zehnkampf Ende Mai in Götzis ist es noch knapp zwei Monate hin. Den nächsten Sportreport aber können Sie - wenns beliebt - schon in zwei Wochen wieder empfangen.