Sportreport
Mitte letzter Woche hat sich der bevorstehende Winter bereits bemerkbar gemacht. Überall in den höheren Lagen Mitteleuropas war der erste Schnee gefallen. Rein kalendarisch ist es allerdings noch ein wenig hin bis zur weißen Jahreszeit, und auch die Wintersportler sitzen noch in ihren Startlöchern. Mit einer Ausnahme: Im Eishockey hat die Saison bereits begonnen. Auch in Tschechien ist das nicht anders - bis zum Sonntag waren schon sieben Spieltage in der Eliteklasse, der Ceský Telecom-Extraliga, absolviert. Noch ist die Saison zu jung, um eine Einschätzung über die Spielstärke der 14 im tschechischen Oberhaus vertretenen Mannschaften zu geben. Doch die Experten hatten sich bereits vor der ersten Begegnung festgelegt: Die Meisterschaft wird in der Hauptstadt entschieden zwischen den beiden Lokalrivalen Sparta Prag und Slavia Prag. Und da beide Titelaspiranten am Dienstag vergangener Woche schon das erste Mal in dieser Spielzeit im direkten Vergleich aufeinander trafen, hat sich Radio Prag vor Ort selbst ein Bild davon gemacht, wozu beide Teams in dieser Saison in der Lage sind. Sie wollen es auch erfahren, dann bleiben Sie doch einfach dran!
Sparta gegen Slavia, das ist das elektrisierende Derby schlechthin in der tschechischen Sportlandschaft. Allerdings im Fußball, wo sich beide Clubs in den Punktspielduellen bereits 142 Mal gegenüber standen. Im Eishockey ist diese Tradition noch nicht so lang, denn die Auseinandersetzung vor Wochenfrist war "erst" die 34. Partie der beiden Rivalen gegeneinander. Das hat damit zu tun, dass der Eishockeyverein von Slavia Prag im Jahr 1937 aus der Topliga abgestiegen war und die Rückkehr dorthin erst im Frühjahr 1994 schaffte - begünstigt durch die Teilung der Tschechoslowakei und die Neustrukturierung der tschechischen Spielklassen. Wie im Fußball hat in der Bilanz bisher Sparta die Nase vorn: 21 Siegen standen 9 Niederlagen und drei Unentschieden gegenüber. Das war vor der Begegnung am 24. September, die in der T-Mobile Arena, der Heimstätte von Titelverteidiger Sparta Prag ausgetragen wurde. Und wie ist das Duell ausgegangen? Hören Sie selbst:
Ein Remis also in der Spitzenpartie, die leider nur von knapp 5500 Zuschauern besucht wurde. Das hängt ursächlich mit dem durch den andauernden Ausfall der Metro im Stadtzentrum verursachten Verkehrstrauma zusammen, das die meisten Prager wenn möglich nur zweimal täglich in Kauf nehmen wollen - auf dem Weg zur Arbeit und wieder zurück nach Hause. Und natürlich spielte es auch eine Rolle, dass die Saison gerade erst angefangen hat und die Teams noch längst nicht all ihre Trümpfe aufzeigen. Aber wie waren die beiden Trainer mit dem Spiel und dem Ausgang der Partie zufrieden?
Zunächst die Meinung von Slavia-Coach Vladimír Ruzicka: "Also ich denke, von einem Derby wird stets einiges erwartet, und auch wir waren darauf vorbereitet, dass es für uns kein leichtes Spiel wird. Wir waren mit der eindeutigen Taktik angetreten, hinten ausgezeichnet verteidigen und über Konter und das Überzahlspiel versuchen, ein Tor zu erzielen. Das Powerplay ist uns jedoch nicht gelungen, das war ganz einfach schrecklich. Aber im Spiel Fünf gegen Fünf waren wir sehr gut, und ich denke, wir haben nur wenige Chancen von Sparta zugelassen. Selbstverständlich ist das 1:1 hier bei Sparta ein sehr wertvolles Ergebnis."
Und was sagte der Co-Trainer der gastgebenden Vertretung, Pavel Hynek: "Also ich denke, das Eishockey-Derby hat - ähnlich wie tags zuvor das Fußball-Derby - einen erbitterten Kampf, großen Einsatz und viele Zweikämpfe geboten, wobei beide Teams sehr aufmerksam das Mitteldrittel abgesichert haben. Aufgrund des Spielverlaufs, nach dem wir 1:0 geführt haben, ärgert es uns ein wenig, dass wir dieses Ergebnis nur bis zur 55. Minute halten konnten. Aber ich denke, dass die Punkteteilung gerecht ist."
Aufmerksamer Beobachter des Gipfeltreffens der Meisterschaftsfavoriten und in der heimischen Extraliga spielenden Nationalspieler war auch der tschechische Auswahlcoach Slavomír Lener. Natürlich hat uns auch dessen Urteil interessiert: "Also mir hat das Spiel gefallen. Es war eine einsatzstark und taktisch sehr gut geführte Partie, in der dem jeweiligen Gegner sehr wenig Raum gelassen wurde. Kurz: Solche Begegnungen liegen nahe am internationalen Niveau und die Spieler, die hier zum Einsatz kommen und Kandidaten für die Auswahl sind, zeigen sich immer besonders."
Bis auf die Besucherzahl, die ansonsten immer zwischen acht- und zwölftausend Zuschauern liegt, ein alle Seiten zufriedenstellendes Derby also, dass jedoch noch Steigerungsmöglichkeiten nach oben offen ließ. Die werden ganz sicher noch ausgeschöpft, wenn beide Clubs im weiteren Saisonverlauf noch dreimal aufeinander treffen werden. Im nur 5000 Zuschauer fassenden Eisstadion des HC Slavia hat man nur wenig Chancen, eine Eintrittskarte zu ergattern. Aber wenn Sie, liebe Hörer, auch angeregt durch diesen Bericht, die Zweitauflage in der Prager T-Mobile Arena hautnah miterleben wollen, hier die Information - sie wird am 10. Dezember steigen!
Und mit diesem Hinweis verabschiede ich mich für heute vom Mikrofon und verbleibe bis zum nächsten Sportreport - Ihr Lothar Martin.