Sportreport
Ahoi und herzlich willkommen zum Sportreport von Radio Prag. Am Mikrofon begrüßt Sie Lothar Martin. Kanada wird zu Recht als das Mutterland des Eishockeys bezeichnet, denn als Sportart wurde das Kufenspiel hier in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts populär gemacht. Als es zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch nach Europa herüber schwappte, waren es nicht zuletzt die Tschechen und später auch die Slowaken, die es auf dem alten Kontinent verbreitet haben. In beiden Ländern kann dieser Sport daher nicht nur auf eine lange Tradition, sondern auch auf viele Erfolge verweisen. Als Tschechoslowakei haben beide Nationen gemeinsam sechs WM-Titel errungen, nach der 1993 erfolgten Teilung des Staates sackte Tschechien noch vier Titel und den Olympiasieg 1998 ein, während sich die Slowakei im vergangenen Jahr die WM-Krone aufsetzte. Seit zehn Jahren treffen Tschechen und Slowaken also mehr oder weniger als Gegner auf dem Eis aufeinander. Das war auch am vergangenen Sonntag der Fall, als es im ostböhmischen Pardubice zu einer Premiere kam. Zu welcher, das verraten wir Ihnen gleich!
Nach dem letztjährigen sensationellen WM-Sieg der Slowaken in Göteborg war in Bratislava die Idee geboren worden, endlich mit den Tschechen wieder etwas Gemeinsames auf die Beine zu stellen. Für eine tschechisch-slowakische Eishockeyliga sei die Zeit noch nicht reif, hieß es, doch das alljährlich in den Extraligen beider Länder stattfindende All-Star-Game sollte eine Neuerung erfahren - nämlich das Duell der beiden Liga-Auswahlteams gegeneinander! Am Sonntag war es dann soweit. Die mit Spannung erwartete Partie hatte dabei schon vor dem Anpfiff jede Menge Vorfreude ausgelöst. Jirí Hes, der tschechische Verteidiger in Diensten des slowakischen Extraligisten Dukla Trencín, sagte zum Beispiel folgendes: "Selbstverständlich freue ich mich auf die Partie. Ich denke, dass sie ein geeignetes Modell darstellt und dass sich das Prestige des Spiels in den Augen der Öffentlichkeit noch erhöht."
Auch Václav Sýkora, der als Trainer im Duett mit Alois Hadamczik die tschechische Auswahl betreute, freute sich auf die Begegnung, vor allem, weil sie im eishockeyverrückten Pardubice stattfand. In die moderne Arena der Elbestadt waren dann auch knapp 8000 Zuschauer gepilgert, und sie erlebten zunächst das Ehrenbully:Danach entwickelte sich ein schnelles abwechslungsreiches Spiel mit vielen technischen Finessen und Kombinationen, wie sie für das Eishockey beider Länder typisch sind. Auch Chancen gab es in Hülle und Fülle, doch beide Goalies hielten großartig. So dauerte es ziemlich lange, ehe das erste Tor fiel:
Beim Spielstand von 7:5 für Tschechien blieb es bis zum Abpfiff und damit war die erste Begegnung zwischen den tschechischen und slowakischen Ligastars auch schon wieder Geschichte. Eine rundum gelungene Veranstaltung war zu Ende gegangenen. Das empfanden auch die Akteure, darunter David Moravec, der tschechische Golden-Goal-Torschütze beim WM-Finale 2001 in Hannover:
"Das Spiel fand vor allem in einem tollen Stadion und vor einer perfekten Kulisse statt. Möglicherweise haben wir heute eine neue Tradition gegründet, das Spiel selbst hatte Brisanz und musste gefallen."
Jirí Hudler, der 19-jährige Jungstar unter den tschechischen Cracks, verwies jedoch noch auf einen anderen, sehr interessanten Nebeneffekt der Partie:
"Heute war es vor allem sehr schön, als die Leute ´Tschechoslowakei´ skandiert haben. Es ist schon eine lange Zeit her, als sie das zum letzten Mal gerufen haben. Die Hauptsache aber war, dass heute das Eishockey und die Zuschauer gewonnen haben."
Ein schöner Schlusspunkt unter ein Duell, was im kommenden Jahr in Bratislava seine Fortsetzung finden soll. Und auch der Sportreport wird für heute abgepfiffen und in 14 Tagen mit einem neuen Thema fortgesetzt. Vom Mikrofon verabschiedet sich - Ihr Lothar Martin.