Sportreport

FK Viktoria und Slavia, Foto: CTK

Ahoi und herzlich willkommen zum Sportreport von Radio Prag. Am Mikrofon begrüßt Sie Lothar Martin.

Das letzte Mal habe ich Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, vor knapp einem Monat zum Sportreport begrüßt, denn vor 14 Tagen, am 1. Mai, haben wir wie üblich den Internationalen Tag der Arbeit begangen. In diesem einen Monat ist natürlich auch einiges passiert im Sport. Insbesondere aber im Fußball, wo in fast allen europäischen Ländern die nationalen Meisterschaften und Pokalwettbewerbe ihre neuen Sieger fanden. Nicht anders war es auch in der Tschechischen Republik, wo diese Entscheidungen einen noch ziemlich frischen Anstrich haben, da sie erst in den zurückliegenden Tagen gefallen sind. Und spannend waren sie allemal. Darum lassen Sie uns in den nachfolgenden Minuten noch einmal eintauschen in die Brisanz und in die Emotionen, die auch der Endspurt des Titelkampfes und das Pokalfinale in Tschechiens Fußballstadien zu bieten hatten.


FK Viktoria und Slavia,  Foto: CTK
Die Meisterschaft in der tschechischen Gambrinus-Liga verlief diese Saison ähnlich aufregend und dramatisch wie das Titelrennen in der deutschen Bundesliga. Nach der ersten Saisonhälfte hatte sich ein Trio, bestehend aus den Prager Clubs Sparta, Viktoria Zizkov und Bohemians, vom Feld abgesetzt und schien die Titelvergabe unter sich ausmachen zu wollen. Doch der FC Slovan Liberec, bisweilen zehn Punkte hinter Spitzenreiter und Titelverteidiger Sparta Prag zurück, ließ sich nicht abschütteln. In der Rückrunde nutzten die Nordböhmen dann die Schwächephasen der Konkurrenten und schoben sich mit der tollen Serie von 18 Spielen ohne Niederlage nach und nach an der hauptstädtischen Streitmacht vorbei. Zuerst ging Bohemians die Luft aus, danach kam Sparta von der Rolle und lediglich die Nobodys aus dem traditionellen Arbeiterbezirk Zizkov konnten bis zuletzt dagegen halten. Dennoch: drei Spieltage vor Schluss hatten die Kicker vom Jeschken, die zudem mit dem Erreichen des UEFA-Cup-Viertelfinales für Furore gesorgt hatten, sechs Punkte Vorsprung auf ihren schärfsten Widersacher. Aber ähnlich wie den Leverkusenern in Deutschland flatterten auf einmal auch bei den Reichenbergern die Nerven. Vor dem 30. und letzten Spieltag war ihr Punktepolster zum FK Viktoria auf einen einzigen Zähler geschrumpft. Beide Titelaspiranten mussten auswärts antreten, und das nur ca. zehn Kilometer Luftlinie entfernt in der Landesmetropole. Liberec musste bei Bohemians und Zizkov beim Lokalrivalen Slavia ran. Ein Sieg, und Slovan Liberec hätte zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte den Meistertitel gewonnen. Deshalb entschied ich mich, die Partie im Prager Stadtteil Vrsovice zu besuchen. Zur Halbzeit allerdings führte die gastgebende Bohemians-Elf mit 2:1. Was sich dann u.a. in der zweiten Halbzeit abspielte - hier eine kurze Rückblende:

In der Tat, fünf Minuten vor Ultimo hatte Ex-Bundesligakicker Pavel Kuka das goldene Tor in der Begegnung seines Slavia-Teams mit dem FK Viktoria Zizkov erzielt und das 1:0 war auch der Endstand im Strahov-Stadion. Während Liberec im Prager Talkessel jubeln konnte, hatte Zizkov es versäumt, den Strahov-Berg und damit auch den Gipfel zu erstürmen. Slovan-Trainer Ladislav Skorpil wusste zwar, bei wem man sich bedanken konnte, bilanzierte aber ebenso: "Ohne Berücksichtigung dessen, dass über den Titel letzten Endes das Tor von Slavia entscheiden musste, bin ich der Meinung, dass wir uns die Trophäe für unsere Anstrengungen die gesamte Saison über verdient haben. Ich verweise nur darauf, dass wir als einzige Vertretung Titelverteidiger Sparta Prag in beiden Duellen bezwingen konnten."

Für Trainer Skorpil und die Mehrzahl der Spieler von Slovan Liberec war es der erste Meisterschaftstriumph. Daher konnten sie den Erfolg kaum fassen. Auf die Frage jedoch, ob sich somit der größte sportliche Traum für ihn und seine Mannen erfüllt habe, antwortete Slovan-Kapitän Tomás Janu: "Also jetzt realisieren wir zwar erst, was wir vollbracht haben, aber jeder hofft, dass dies nicht der einzige sportliche Erfolg im Leben bleiben wird. Auf uns wartet nun die Champions League und auch so gibt es noch genügend Chancen, noch mehr zu erreichen."

Ja, so sind sie, die Erfolgsbesessenen: kaum ist ein Ziel erreicht, da winkt auch schon das nächste. Für Liberec und den am Ende noch zweitplatzierten Ex-Meister Sparta Prag ist es die Qualifikation zur Champions League, während sich Viktoria Zizkov mit Rang drei zufrieden geben musste, was "nur" zur UEFA-Cup-Teilnahme langte. Die hatte auch Titelverderber Slavia sicher, bevor er im Pokalfinale auf den erfolgsverwöhnten AC Sparta traf. Wie das Duell der beiden hauptstädtischen Traditionsvereine ausging, das erfahren Sie gleich.


Das Endspiel um den so genannten Sport 1 Cup, wie der tschechische Fußballpokal betitelt wird, wurde am Montag zum zehnten Male ausgetragen. Beide Kontrahenten, Sparta und Slavia, konnten vor dem Anpfiff auf je zwei Siege in diesem erst seit der Teilung der Tschechoslowakei bestehenden Wettbewerb verweisen. Gleiches war bis dahin nur Viktoria Zizkov gelungen. Eines der beiden Prager S-Teams konnte demnach als erste Vertretung zum dritten Male triumphieren und damit eine wenig zufriedenstellende Saison noch erfolgreich abschließen. Wie es ausging, dazu auch hier unsere Rückblende: Titel, Pokale und Medaillen sind also vergeben. Doch bei der bevorstehenden Fußball-Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea ist Tschechien nicht vertreten. Daher wird uns der hiesige Rasenkick erst im Frühherbst wieder beschäftigen. Im Sportreport aber hören wir uns, wenns beliebt, schon in zwei Wochen wieder. Bis dahin verabschiede ich mich vom Mikrofon - Ihr Lothar Martin.