Stählernes Netz über der Moldau – Neue Brücke verbindet Troja und Holešovice

Troja-Brücke (Foto: ČTK)

Prag hat eine neue Moldaubrücke. Sie verbindet die Stadtteile Troja und Holešovice im Norden der Stadt. Seit Montag ist sie für den Verkehr freigegeben: Autos, Straßenbahnen, Radfahrer und Fußgänger können sie nutzen. Als Bestandteil des Prager Stadtrings führt die Troja-Brücke zum sogenannten Blanka-Tunnel. Dieser Großkomplex wurde zwischenzeitlich schon als Milliardengrab abgeschrieben, soll nun aber noch dieses Jahr eröffnet werden.

Troja-Brücke  (Foto: ČTK)
Am vergangenen Wochenende hatten die Prager die Gelegenheit, ihre neue Brücke zu Fuß oder auf dem Fahrrad zu erkunden. Es ist ein auffälliges und monumentales Bauwerk. Ein hoher Bogen in strahlendem Weiß dominiert nun das breite Moldautal im Prager Norden. Rechts und links der Fahrbahn spannt sich ein stählernes Netz über den Fluss. Architekt der Brücke ist Roman Koucký:

„Es ist die erste Prager Brücke, die im 21. Jahrhundert gebaut wurde. Ich bin überzeugt davon, dass sie deshalb von einem ganz großen Wiedererkennungswert sein sollte. Dafür brauchten wir eine herausragende architektonische Gestaltung, und aus diesem Grund haben wir diesen großen Bogen mit einer Spannweite von über 200 Metern errichtet. Das ist vermutlich der größte Netzbogen weltweit.“

František Polák  (Foto: ČT24)
Eine Brücke von solchen Ausmaßen ist nicht billig. Am Ende waren die Baukosten mit umgerechnet 47 Millionen Euro bei weitem höher als veranschlagt. Ausgeführt hat den Bau die Firma Metrostav. Im Tschechischen Rundfunk verteidigte der Sprecher der Firma, František Polák, die gestiegenen Kosten:

„Metrostav hat eine andere Moldaubrücke gebaut als im ursprünglichen Vertrag vorgesehen. Der Grund dafür ist, dass die Stadt Prag den architektonischen Wettbewerb mit Verspätung ausgerufen hat. Erst nachdem der Vertrag schon unterschrieben war, wurde der Wettbewerb entschieden. Danach stand fest, dass die Brücke eine ganz andere wie auch schönere Form annehmen wird. Aus diesem Grund ist die Brücke, die die Prager heute sehen, viel teurer geworden.“

Blanka-Tunnel  (Foto: ŠJů,  Wikimedia CC BY 4.0)
Metrostav ist verantwortlich für den Bau des umstrittenen Blanka-Tunnels, der zum inneren Prager Stadtring gehört. Eigentlich ist der Tunnel ein Komplex aus mehreren Unterführungen von insgesamt 6,5 Kilometern Länge, auch die Troja-Brücke ist ein Teil des Großprojekts. Seit Beginn der Bauarbeiten im Jahr 2008 sorgt der Blanka-Tunnel für Negativ-Schlagzeilen. Mehrere Male stürzte das Erdreich über dem Tunnel ein, Krater taten sich auf. Erst Ende September endete ein Rechtsstreit zwischen der Baufirma Metrostav und der Stadt Prag. Grund der Auseinandersetzung waren unter anderem die zusätzlichen Kosten für die Troja-Brücke. Die Gesamtkosten werden derzeit auf umgerechnet 1,34 Milliarden Euro geschätzt. Die Fertigstellung des Blanka-Tunnels war für 2011 geplant, nun ist man schon drei Jahre im Verzug. Pavel Přibyl ist Professor für Verkehrswesen an der Technischen Universität in Prag:

Troja-Brücke  (Foto: ČTK)
„Dass dieser Stadtring immer noch nicht fertiggestellt ist, ärgert mich wirklich sehr. Wir haben kürzlich eine Studie über den dadurch entstehenden Zeitverlust durchgeführt. Wir haben gemessen, wie lange man braucht, um vom Stadtteil Holešovice nach Smíchov zu fahren, und haben festgestellt, dass so täglich Kosten von 1,3 Millionen Kronen entstehen. Allein dadurch, dass die Autos im Verkehr stehen und nicht vorwärts kommen.“

Nach Auskunft des Verkehrsexperten wird sich der Wert der Brücke erst zeigen, wenn auch der Tunnel fertiggestellt ist. Vergangene Woche kündigte die Stadt Prag überraschenderweise an, dass der Blanka-Tunnel Anfang Dezember in Betrieb gehen soll. Zuvor war von 2015 als Eröffnungsjahr die Rede gewesen. Das frühere Datum hängt möglicherweise mit den tschechischen Kommunalwahlen zusammen, die an diesem Sonntag bevorstehen.