Steigende Bierexporte Tschechiens, sinkender Inlandkonsum

Trotz eines leicht rückläufigen inländischen Bierkonsums haben die tschechischen Brauereien im vergangenen Jahr etwas mehr vom goldenen Gerstensaft produziert als 1999. Der Grund liegt in einer anziehenden Exportnachfrage namentlich nach sogenannten Premium-Bieren. Mehr dazu im folgenden Beitrag von Rudi Hermann.

Die Tschechen laufen Gefahr, eine Weltspitzenposition, auf die sie besonders stolz sind, preiszugeben. Nach Angaben des tschechischen Brauereiverbandes sank nämlich der Bierkonsum pro Kopf und Jahr, Säuglinge, Kinder und Antialkoholiker mit eingerechnet, von 160,0 auf 158.9 Liter. Das ist zwar nicht viel, doch wenn man weiß, dass die Deutschen den Tschechen hart auf den Fersen sind, zählt jeder ausgetrunkene Krug. Doch genug gescherzt. Kopfzerbrechen muss der leicht zurückgegangene inländische Konsum den hiesigen Brauereien nicht machen, denn trotzdem produzierten sie 2000 mit einem Gesamtausstoß von 17.92 Millionen Hektolitern etwa 60 000 Hektoliter mehr als noch vor Jahresfrist. Denn im Ausland ist man auf das tschechische Bier aufmerksam geworden. Namentlich die beiden Super-Premium-Marken Pilsner Urquell und Budweiser Budvar dominieren dieses Segment. Pilsner Urquell avancierte dabei zum Exportführer mit 526 000 Hektolitern, was einem Zuwachs von 26% entspricht. Budvar brachte es auf 504 000 Hektoliter exportiertes Bier, bei dieser international bestens eingeführten Marke wächst der Export aber nicht mehr so schnell; die Zuwachsrate betrug lediglich 2.6%. Bei den Ausfuhren deutlich zurück liegt die Brauereigruppe Prager Brauereien mit ihrem Spitzenprodukt Staropramen. Die Nummer Zwei auf dem inländischen Markt nach den Pilsner Brauereien exportierte 261 000 Hektoliter Bier.

Der Pressesprecher der Pilsner Brauereien, Jaroslav Pomp, erklärte gegenüber der Wirtschaftszeitung Hospodarske noviny, die tschechische Gesellschaft kopiere mittlerweile die Entwicklung in den westlichen Ländern, wo sich der Trend durchsetze, weniger zu trinken, dafür bessere Qualität. Die sich verbessernde Kaufkraft in Tschechien werde sich zwangsläufig auf die Nachfrage nach Spitzenbieren auswirken. Schon im letzten Jahr habe man für Pilsner Urquell auf dem Inlandmarkt einen Nachfrageanstieg um 6.6% verzeichnet. Und die Tschechen seien ein Volk, das gerne Geld für gutes Bier ausgebe, wenn es sich dies leisten könne.

Autor: Rudi Hermann
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