Steigende Preise: Bierkonsum in Gaststätten geht in Tschechien deutlich zurück

Tschechien steht beim Bierverbrauch im EU-Vergleich souverän an der Spitze. Immer weniger wird der Hopfensaft hierzulande aber in Restaurants oder Kneipen konsumiert.

Schankwirt Marek Procházka steht hinter der Theke des Gasthofs „U Klokočníka“ im Prager Stadtteil Nusle und wäscht Biergläser ab. Er sagt:

Illustrationsfoto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

„Es hängt vom Wetter ab. Wenn es warm ist, dann ist der Biergarten voll, und die Leute haben mehr Durst. Wenn aber schlechtes Wetter ist, gehen nicht so viele Menschen in die Gaststätte.“

Auch in seinem Betrieb wurden die Bierpreise wegen Corona-Krise und Inflation in den letzten paar Jahren erhöht.

„Die Gäste achten beim Bestellen von Bier inzwischen mehr auf die Qualität als auf die Quantität“, berichtet Procházka weiter, während er die Humpen frisch befüllt.

Laut den Daten der Registrierkassenfirma Dotykačka sind die Bierpreise in Tschechien 2023 um etwa zehn Prozent angestiegen. Zu Beginn dieses Jahres lag der Preis für ein gezapftes Lager durchschnittlich bei 58 Kronen (2,35 Euro), in Prag sogar bei 70 Kronen (2,83 Euro). Das habe einen Rückgang im Verbrauch zur Folge, sagt Luboš Kastner, Vorstandsmitglied bei der tschechischen Wirtschaftskammer:

Luboš Kastner | Foto: ČT24

„Der Konsument reagiert sehr stark auf den Preis. Deswegen ist die Teuerung auch ein ausschlaggebendes Kriterium, warum der Bierverbrauch derzeit sinkt.“

In dem aktuellen Minustrend mache sich bemerkbar, dass Bier in Tschechien bisher sehr günstig verkauft wurde, fährt Kastner fort. Dies habe sich nun geändert, und dazu beigetragen habe auch die Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes.

„Das Bier muss nun quasi dafür geradestehen, dass es in Tschechien lange billig war. Im weltweiten Vergleich ist es aber auch jetzt nicht teuer. Sein Preis wächst hierzulande nur schneller und passt sich an den europäischen Durchschnitt an. Das ist logisch, denn die Kosten für die Hersteller liegen auch auf europäischem Niveau“, so Kastner.

Der tschechische Verband der Brauereien und Mälzereien teilt mit, dass der Bierverbrauch hierzulande im vergangenen Jahr um mehr als zwei Prozent zurückgegangen sei. Diesen Trend verspüren die Restaurants und Kneipen sogar schon länger. Noch vor 15 Jahren machte der Konsum in Gastroeinrichtungen mehr als die Hälfte des gesamten Bierverbrauchs in Tschechien aus. 2023 lag der Wert nur noch bei gut 30 Prozent. Die Menschen würden ihr Bier jetzt eher im eigenen Garten oder in der Garage trinken, schildert Verbandschef Tomáš Slunečko. Und beim Gaststättenbesuch seien jetzt mehr die Alternativen zum klassischen Bier gefragt:

Tomáš Slunečko | Foto: Verband der Brauereien und Mälzereien

„Dies ist sowohl in den Restaurants als auch im Angebot der Brauereien erkennbar. Es gibt inzwischen eine breitere Skala an alkoholfreien Bieren, und diese auch mit verschiedenen Geschmacksrichtungen.“

Aber auch der Aufenthalt in der Kneipe an sich erlebe eine Veränderung, merkt Luboš Kastner an. Früher sei der meiste Alkohol in den Abendstunden getrunken worden…

„Jetzt aber geht der Konsum am Tagesende, also zum späteren Abend hin, stark zurück. Das wird besonders deutlich bei Schnäpsen und Likören, deren Verbrauch schon um mehr als 20 Prozent gesunken ist“, sagt der Wirtschaftsfunktionär.

Ein Grund dafür: Auch Spirituosen sind in Tschechien wegen der erhöhten Mehrwertsteuer in diesem Jahr teurer geworden.

Autoren: Daniela Honigmann , Patrik Salát
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