Steiler Aufstieg, schnell verglüht: die Rockband Stromboli
Stromboli – so heißt eine italienische Vulkaninsel und so nannte sich auch eine der wenigen tschechoslowakischen Rockbands, die in der zweiten Hälfte der 80er Jahre im Westen auftreten durfte. Erstaunlich, wenn man weiß, dass eines der Mitglieder aus einer zuvor verbotenen Band stammte. Die Erklärung ist indes einfach: Das Musikgemisch des Quintetts zündet einfach gut.
1983 war die New-Wave-Band Pražský Výběr von den kommunistischen Zensoren verboten worden. Am schwersten tat sich damit Gitarrist Michal Pavlíček. Als Mitte der 80er ein leichtes kulturpolitisches Tauwetter einsetzte, konnte er sich aber bei einem Jazz-Festival in Prag mit dem Schlagzeuger Klaudius Kryšpín und dem Bassisten Vladimír Kulhánek zusammentun. So war die Band Stromboli geboren. Mit Jazz hatte ihre Musik allerdings nur am Rande zu tun: Das Trio klang vielmehr nach Bands wie Journey oder Styx oder dem Space-Rock von Rush. Wenige Zeit später kamen zwei weitere Mitglieder hinzu – stilprägend war vor allem Bára Basiková.mit ihrem sphärischem Scat-Gesang. Das Gemisch zündete: Schlagzeuger Kryšpín galt und gilt auch bis heute als einer der besten seines Fachs und Pavlíček als der innovativste tschechische Gitarrist der 80er. Stromboli wurde eine der erfolgreichsten tschechoslowakischen Rock-Acts der Zeit. Auch die kommunistischen Behörden waren nun milder gestimmt. Im September 1987 durfte Stromboli beispielsweise in München spielen anlässlich des Friedensmarsches für Olof Palme - eine ziemlich Überraschung für den Musiker, dessen eigentliche Band verboten worden war. Die Texte hielt man lieber unpolitisch: Mastermind Pavlíček hatte die Idee, Gedichte von Christian Morgenstern zu vertonen, so zum Beispiel „Das große Lalula“. Stromboli war aber kein langes Leben beschieden. Noch während der Aufnahmen zum zweiten Album der Band emigrierten Schlagzeuger Kryšpín und die Keyboarderin Vendula Kašparková nach Australien. Die anderen Musiker waren zudem jeweils in weiteren musikalischen Projekten eingespannt. Und als 1989 die Wende kam, zerfiel Stromboli. Zurückgeblieben sind einige interessante Songs in großer Stilbreite bis hin zu etwas, was man am besten mit sphärischem Black Metal bezeichnen würde.