Stepanek wieder im Kommen und die Unihockey-Weltelite kommt nach Prag
Im August wird in mehreren Sommersportarten geerntet - Erfolg oder auch nur Hohn und Spott. Dass die tschechischen Tennisspieler, Kanuten und vielleicht auch die Leichtathleten beides kennen gelernt haben bzw. noch erfahren werden, darüber hören Sie im heutigen Sportreport. Außerdem berichtet Lothar Martin über ein Topturnier in Prag, das Jahr für Jahr immer wieder neue Teilnehmer und Bewunderer gewinnt.
Die Tops und Flops der tschechischen Sportwoche
Das Enfant terrible im tschechischen Herrentennis, der 28-jährige Eigenbrötler Radek Stepanek, ist wieder im Kommen. Von seinen letzten 14 Einzelspielen gewann er zwölf. Die Gelegenheit, diese Bilanz auf 13 zu erhöhen, verbaute ihm kein Geringerer als der Weltranglisten-Erste Roger Federer. Doch für seinen Zweisatzsieg musste der Schweizer im Halbfinale des ATP-Masters-Turniers von Montreal am Samstag hart kämpfen. Besonders im ersten Satz, der erst im Tie-Break entschieden wurde, hatte Stepanek einige Male die Chance, Federer das Aufschlagspiel abzunehmen. Doch er ließ sie ungenutzt. Stepanek zog dennoch eine positive Turnierbilanz:"Der Schlüssel zum Erfolg lag im ersten Satz, den ich nur knapp verloren habe. Ich glaube, dass ich in diesem Satz sogar der etwas Bessere von uns beiden war, aber das ist schon Geschichte. Ich bin ansonsten mit meinem Auftritt hier in Montreal zufrieden. Ich habe einige Spieler der Top Twelve bezwungen, und das ist für mich eine gutes Signal, dass meine Formkurve wieder nach oben zeigt und dass ich fähig bin, mich mit den Weltbesten zu messen."
Die Möglichkeit, sich mit den Weltbesten zu messen, hatten in der vergangenen Woche auch die tschechischen Rennkanuten. Diese Probe aufs Exempel haben sie jedoch nicht bestanden! Im Gegenteil, denn bei den Weltmeisterschaften im nordrhein-westfälischen Duisburg fuhren sie das schlechteste Ergebnis der letzten 21 Jahre ein - sie blieben ohne eine einzige Medaille. Aber was noch schwerer wiegt, sie qualifizierten sich lediglich in zwei Bootsklassen für die Olympischen Spiele 2008 in Peking. Eine davon ist der Zweier-Canadier mit Martin Doktor und Jiri Heller. Im Finale über die 500-Meter-Distanz belegte dieses Duo allerdings nur den neunten und letzten Platz. Doktor, der 1996 in Atlanta zweifacher Olympiasieger wurde, schwante dabei schon vor dem Endlauf, dass dieser kein Zuckerschlecken wird:
"Es macht keinen Sinn, vor dem Finalrennen große Prognosen abzugeben, da es ohnehin keine langsamen Boote geben wird. Man muss sich nur klarmachen, dass die Russen als Titelverteidiger schon gescheitert sind und nur das B-Finale bestreiten werden. "
Möglichst wenige B-Finals wollen die tschechischen Leichtathleten bei den Weltmeisterschaften bestreiten, die vom 25. August bis zum 2. September im japanischen Osaka ausgetragen werden. Bei diesen Titelkämpfen wird Tschechien mit 22 Athleten an den Start gehen - zehn Männern und zwölf Frauen. Die größten Medaillenhoffnungen ruhen einmal mehr auf Zehnkampf-Weltrekordler Roman Sebrle, der im Land der aufgehenden Sonne seine Titelsammlung endlich komplett machen will: Nach dem Olympiasieg 2004 in Athen und den EM-Triumphen 2002 und 2006 will er nun erstmals auch den WM-Titel. Dabei hätte ein Sportunfall im Januar, als er während eines Trainingslagers in Südafrika durch den Speer eines einheimischen Sportlers mit voller Wucht in die Schulter getroffen wurde, durchaus auch das Ende seiner erfolgreichen Karriere bedeuten können. Sebrle hatte jedoch Glück im Unglück - weder ein Organ noch ein wichtiger Muskel wurden verletzt. Mit viel Fleiß und Akribie hat er sich daher auf sein großes Ziel vorbereitet und ist bereits am Samstag - drei Wochen seinem WM-Wettkampf - zur abschließenden Vorbereitungsphase nach Japan abgereist. Dem 32-Jährigen ist allerdings nicht bange, dass er dadurch eine Art Lagerkoller erleiden könnte:
"Ich werde in diesen drei Wochen nur in der Gesellschaft meines Trainers sein. Aber für Kurzweil werden vor allem die Computerspiele sorgen, die ich auf meinem Laptop habe. Ich hoffe außerdem, dass ich dort auch einen Internetzugang finden werde, um mich mit der Außenwelt über meine neu eingerichtete Webseite www.sebrleroman.cz kurzzuschließen."
Die SPORT- Reportage
Olympische Sportarten wie Badminton oder der Moderne Fünfkampf sind out. Junge Leute interessieren sich heute mehr für Bungeejumping, Freeclimbing oder Rafting. Aber all diese Freizeitsporte, die man den so genannten Adrenalin-Sportarten zuordnet, sind eher etwas für den einmaligen unverwechselbaren Kick als für eine sportliche Betätigung, die man wiederholt, Sommer wie Winter, mit Freude durchführt. Deshalb sind auch in Tschechien andere der neuen Sportarten populärer als die drei genannten. Ganz vorn in einem Ranking unter den "Modern Sports" steht zum Beispiel das Unihockey, das sich in Tschechien als Floorball immer mehr verbreitet. Und das ziemlich rasant, wie der Präsident der Tschechischen Floorball-Union, Filip Suman, betonte:"Die bevorstehende Floorball-Saison wird erneut von Rekordzahlen geprägt. Für die jeweiligen Floorball-Wettbewerbe haben sich mehr als 100 Mannschaften neu gemeldet. Wir sind zudem darüber erfreut, dass vor allem bei den Frauen ein enormer Zuwachs zu verzeichnen ist."
Ein eindrucksvoller Beleg für diese Entwicklung ist das internationale Floorball-Turnier Fortuna Czech Open, das in diesem Jahr zum bereits 15. Male veranstaltet wird. Und zwar von Donnerstag bis Sonntag in zwölf Prager Sporthallen mit der 14.000 Zuschauer fassenden T-Mobile Arena an der Spitze. Um zu erfahren, weshalb ein solcher Aufwand nötig ist, genügt ein Blick auf das Teilnehmerfeld: In den verschiedenen Altersklassen der Männer, Frauen und Junioren werden insgesamt 224 Teams aus 19 Ländern an den Start gehen. Darunter sind Mannschaften aus Kanada und Australien, so dass sich in Prag Vertretungen dreier Kontinente ein erneutes Stelldichein geben werden. Die sportliche Hauptattraktion ist jedoch die Konkurrenz der Männerelite, in der 16 Clubs den Kampf um den mit 200.000 Kronen (ca. 7000 Euro) dotierten Siegerpokal aufnehmen werden. Und dieser Wettbewerb hat es in sich, findet Turnierdirektor Tomas Vaculik:
"Auch in diesem Jahr ist diese Konkurrenz mit Mannschaften der absoluten Weltspitze besetzt. Die komplette tschechische Elite, die von den acht besten Teams der vergangenen Play offs in der Fortuna Extraliga gebildet wird, trifft dabei auf acht renommierte ausländische Clubs. Zu den größten Favoriten gehört fraglos der Titelverteidiger des vorjährigen Czech-Open-Turniers, die schwedische Vertretung Pixbo Wallenstam."
Ein Evergreen im Wettbewerb der Männerelite, in der die Teilnehmer zunächst in vier Vierergruppen aufeinander treffen, ist die Beantwortung der Frage: Welchem nichtschwedischen Team gelingt es, die bereits sechs Jahre währende Siegesserie der Mannschaften aus dem Drei-Kronen-Land zu durchbrechen? Für Tomas Vaculik hat dafür eine finnische Vertretung die besten Voraussetzungen:
"Das Team, das die schwedischen Siegespläne ganz sicher durchkreuzen will, ist der finnische Meister SSV Helsinki. Das ist eine echte Spitzenmannschaft, die wir zum ersten Mal in Prag begrüßen dürfen."
Und die tschechischen Vertreter? Werden sie wieder nur im geschlagenen Feld landen? Nach Meinung von Roman Kovarik, dem Marketing-Direktor des tschechischen Wettbüros Fortuna, wird sich daran auch diesmal nichts ändern:
"Was die tschechischen Teams anbelangt, da müssen wir leider konstatieren: Bei allergrößtem Willen, ein besserer Kurs als 20:1 für einen Turniersieg von Meister Tatran Stresovice ist nicht drin. Aber das ist eher ein Tipp aus der Kategorie Science fiction."
Die Antwort von Petr Darmek, dem Trainer des Clubs Tatran Stresovice, ließ nicht lange auf sich warten:
"Der Favorit auf den Turniersieg sind wir mit Sicherheit nicht. Aber wir wollen die Rolle des Hechts im Karpfenteich wahrnehmen."
Es ist also angerichtet für ein tolles und spannendes Unihockey-Turnier in Prag, das noch dazu in diesem Jahr unter dem Motto "Summer of love" veranstaltet wird.