Stiftung NROS trät seit zehn Jahren maßgeblich zum Aufbau des "Dritten Sektors" in Tschechien bei

Nach der Samtenen Revolution von 1989 geriet der Wiederaufbau der Bürgergesellschaft - des sog. Dritten Sektors - zu einer der Hauptdevisen des gesellschaftlichen Umbruchs. Prominentester Befürworter dieses Anliegens: der damalige Präsident Vaclav Havel. Wesentlichen Anteil an der Stärkung des gemeinnützigen Sektors hatte die "Stiftung für die Entwicklung der Bürgergesellschaft" - im Tschechischen abgekürzt als NROS -, die sich seit 1993 auf diesem Gebiet engagiert. Ihren zehnjährigen Geburtstag, den sie in diesem Jahr begeht, nahmen wir zum Anlass, Ihnen in der heutigen Ausgabe von "Forum Gesellschaft" die Stiftung vorzustellen und zugleich allgemein auf die Entwicklung des Dritten Sektors in den vergangenen zehn Jahren zurück zu blicken.

Wenn sich Hana Schilhánova, die Direktorin von NROS, an die Neugründung gemeinnütziger Organisationen zu Beginn der 90er Jahre erinnert, fällt ihr zunächst der Idealismus ein, mit dem man damals ans Werk gegangen sei:

"In dieser Zeit herrschte im zivilgesellschaftlichen Bereich großer Enthusiasmus. Es gab eine ganze Reihe an Einfällen, die Menschen hatten Lust, etwas zu verändern, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Aber es fehlten die Erfahrungen. Und so haben im Grunde viele Organisationen ohne eigenes Büro und Telefon begonnen, von zuhause aus. Man traf sich in Cafes, und der entsprechende background fehlte schon ziemlich."

Zwischen damals und heute, so Hana Schilhánova, liege ein ordentliches Stück Arbeit. Man habe zunächst einmal viel darüber diskutiert, wie die Bürgergesellschaft, für deren Wieder-Entstehen sich auf politischer Ebene insbesondere der damalige Präsident Vaclav Havel einsetzte, eigentlich aussehen sollte. Und es galt natürlich auch, sich klar zu positionieren und gegenüber dem staatlichen und dem wirtschaftlichen Bereich abzugrenzen:

"Heute hat der Dritte Sektor bereits seine professionelle Rolle gefunden, zahlreiche NGOs arbeiten bereits als ordentliche Organisationen, haben Statute, Aufsichtsorgane und machen durchaus bedeutende Arbeit, die allmählich auch in der Gesellschaft Anerkennung findet."

Dennoch, so die Direktorin, hätten gemeinnützige Organisationen heute nach wie vor auch noch mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie am Anfang:

"Das wären der Kampf ums Überleben, Probleme mit finanziellen Mitteln, die nicht eindeutige Legislative. Zudem tun sich gemeinnützige Organisationen in Tschechien sehr schwer, Dachorganisationen zu bilden, so genannte umbrella organisations'".

Wichtigstes Ziel von NROS war in den ersten Jahren nicht nur die Förderung konkreter gemeinnütziger Projekte, sondern auch die Weiterbildung von Mitarbeitern und Freiwilligen im gemeinnützigen Sektor. Im Vergleich zur Gründerzeit vor zehn Jahren seien hier inzwischen enorme Fortschritte erzielt worden:

"Heute können die NGOs bereits Projektanträge schreiben, Abrechnungen machen, sich in der Öffentlichkeit präsentieren. Und allmählich beginnt die Öffentlichkeit auch, den Wert dieser Arbeit zu schätzen und begreift, dass auch sie Verantwortung trägt, nicht nur der Staat - wie viele Menschen immer noch denken. Es ist schwer, hier eine Bewusstseinsänderung zu bewirken."

Vor diesem Hintergrund ist Silke Biesenbach, die seit 2 Jahren im Rahmen einer von der Robert Bosch Stiftung geförderten Stelle bei NROS arbeitet und hier ein trinationales Schüler-Projekt leitet, voller Bewunderung für diejenigen, die sich in Tschechien ehrenamtlich engagieren:

Ein wesentliches Anliegen von NROS ist auch die Vorbereitung gemeinnütziger Organisationen auf den bevorstehenden EU-Beitritt. Verantwortlich hierfür ist bei NROS u.a. David Stulik. In diesem Zusammenhang bekommt er täglich zahlreiche Anfragen verschiedener Organisationen:

Wie sieht nun die Zukunft der "Stiftung zur Unterstützung der Bürgergesellschaft" nach dem EU-Beitritt Tschechiens aus? Silke Biesenbach:

Für David Stulik steht hinsichtlich seines eigenen Aufgabenbereiches - der Vorbereitung der NGOs auf den EU-Beitritt - vor allem eins fest:

www.nros.cz