Strengere Regeln für Fasswein-Verkauf sollen Steuerbetrug eindämmen

Foto: Archiv Radio Prag

Tschechische Weine machen mehr denn je von sich reden. Bei internationalen Weinwettbewerben wurden sie zuletzt nicht selten mit verschiedenen Preisen dekoriert. Im Inland selbst aber gibt es Probleme mit dem Verkauf des Weins. Neben dem normalen Flaschenweinverkauf wird vielerorts auch Fasswein in PET-Flaschen abgefüllt und so in beliebigen Spätverkaufs- oder Tabakläden verkauft. Diese Weine sind nicht selten gepanscht und die Verkäufer umgehen sehr häufig die Zahlung der Mehrwertsteuer. Landwirtschaftsminister Marian Jurečka will dieser Praxis jetzt einen Riegel vorschieben.

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Guter Wein ist teuer, und deshalb greifen viele Tschechen im Alltag doch eher zu billigeren Sorten. Das haben windige Geschäftemacher erkannt und deshalb den preiswerteren Verkauf von Fasswein organisiert. Dabei wird in der Regel minderwertiger Billigwein in Tanks oder Fässern aus dem Ausland gechartert und vor Ort beispielsweise als Mährischer Riesling oder Veltliner verkauft. Diese Praxis hat nun auch Landwirtschaftsminister Jurečka auf den Plan gerufen:

„In etwa jedem drittem Fass, das in Tschechien vertrieben wird, ist gepanschter Wein. Die Verbraucher werden getäuscht, während sich die redlichen böhmischen und mährischen Winzer mit unehrenhaften Unternehmern herumschlagen müssen.“



Marian Jurečka  (Foto: ČT24
Aus diesem Grund hat sich Jurečka am Mittwoch auch mit Vertretern des tschechischen Winzerverbandes getroffen, um über Schritte zur Lösung des Problems zu debattieren. Herausgekommen ist dabei unter anderem diese Maßnahme:

„Der Verkauf von Fasswein soll künftig in Verpackungen erfolgen, die man weder austauschen noch wieder nachfüllen kann. Damit wird für den Kunden die Gewähr erhöht, dass er auch wirklich Wein erhält. Und für den Fall, dass Mängel festgestellt werden, ließe sich dann leicht nachprüfen, wer sie verursacht hat“, erläutert der Präsident des Winzerverbandes, Tibor Nyitray.

Tibor Nyitray  (Foto: ČT24)
Wie Nyitray betonte, hätten er und seine Winzerkollegen in den Gesprächen mit Jurečka nicht auf eine Einfuhrbeschränkung von Fassweinen gedrängt, sondern auf eine klare Regelung des Weinverkaufs in Tschechien. Dennoch will Minister Jurečka künftig auch den Import von Fasswein strenger reglementieren: Er soll ihm zufolge nur in 25-Liter-Fässern erfolgen, die entsprechend etikettiert sind.

Dass bei den bislang in Tschechien verkauften Fassweinen nicht selten manipuliert wurde, haben die Kontrollen der Staatlichen Landwirtschafts- und Nahrungsmittel-Inspektion (SPZI) bewiesen. Im vergangenen Jahr haben deren Kontrolleure insgesamt 864 Weinproben entnommen, davon 471 bei Fassweinen. Jede dritte davon wurde beanstandet, sagt der Sprecher der Inspektion, Pavel Kopřiva:

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„Bei den von uns beanstandeten Proben wurde die Zugabe von synthetischem Glyzerin und synthetischen Farbstoffen festgestellt. Außerdem war stets auch Wasser beigemengt. Ein häufiger Verstoß waren zudem irreführende Angaben über das Herkunftsland. Dafür drohen den Tätern empfindliche Geldbußen.“

Angesichts von zirka 30.000 Verkaufsstellen für Fassweine in Tschechien waren diese Kontrollen aber eher noch der Tropfen auf den heißen Stein. Landwirtschaftsminister Jurečka will daher die Kontrolltätigkeit noch verstärken lassen, unter anderem durch das sogenannte „Winzer-Kobra-Team“. Diesem Team sollen neben den staatlichen Lebensmittelkontrolleuren auch Spezialisten von Polizei und Zoll angehören. Diese und weitere Maßnahmen will Jurečka in einer Gesetzesnovelle zum Weinbau verankern lassen, die er bis Ende Juni im Kabinett vorlegen will. Es sei geplant, dass das neue Gesetz ab 1. Januar 2016 in Kraft tritt, sagt der Minister.