"Süße Tortillas" - Karlsbader Oblaten werden auch in Mexiko hergestellt
Wer schon mal ein kleines Mitbringsel aus Tschechien gesucht hat, der hatte sie bestimmt schon in der Hand: die Rede ist von Karlsbader Oblaten. In Tschechien kommt man um die hauchdünnen, goldgelb-knusprigen Waffelscheiben nicht herum. Nach dem Willen von Pavel Palecek soll das bald auch in Mexiko so werden. Thomas Kirschner über einen tschechischen Unternehmer in der neuen Welt.
Seit mehr als zwanzig Jahren lebt Pavel Palecek in Mexiko. Während eines Kuba-Urlaubs Anfang der 80er Jahre lernte er eine Mexikanerin kennen, wenige Monate später folgten Hochzeit und Ausreise. Seine böhmische Heimat vermisst er nicht: viel zu kalt und regnerisch sei es hier. Als Unternehmer hat Palecek die Beziehung zu Tschechien jedoch nicht verloren: Bilder von Josef Lada und Alfons Mucha schmücken sein Café in Mexiko City, in dem es natürlich auch Pilsener Bier gibt. Das letzte Projekt: Mit aus der Slowakei importierten Waffelmaschinen bäckt Palecek Karlsbader Oblaten - mitten in Mexiko. Sie schmecken genau wie in Tschechien, versichert er, nur der Name wurde geändert, da die Mexikaner mit dem westböhmischen Kurort nichts verbinden.
"Ich nenne sie nicht ´Karlsbader Oblaten´, sondern ´Prager Oblaten´, denn auf den Oblaten ist die Prager Burg und die Karlsbrücke abgebildet. Deshalb heißen sie ´Obleas de Praga - Karlsbader Oblaten´."
In Mexiko kommen die süßen Tortillas aus Böhmen gut an. Pavel Palecek plant bereits weitere Sorten und den Kauf neuer Maschinen, auch wenn die Produktion derzeit erst am Anfang steht und die Oblaten in Mexiko längst noch nicht einfach zu finden sind.
"Die Oblaten sind zurzeit in Luxusgeschäften zu erhalten, außerdem in verschiedenen Cafés. Aber ich hoffe natürlich, dass sich das noch ausweitet."
Tschechen, die die mexikanischen Oblaten zu Gesicht bekommen, dürften übrigens in mehr als einer Hinsicht nostalgisch werden. Denn die Prager Stadtansicht, die auf alle Oblaten geprägt wird, könnte ihnen noch bekannt vorkommen. Allerdings aus ganz anderen Zusammenhängen...
"Das Emblem ist kopiert von den alten tschechischen 100-Kronen-Scheinen. Wir haben einfach Burg und Karlsbrücke davon abgemalt."