Kuroblaten – schon Goethe mochte dieses Gebäck

Foto: Eva Turečková

Man genießt sie warm oder kalt und erhält sie in Geschmacksrichtungen von Zimt bis Nuss: Kuroblaten sind eine Süßspeise mit Tradition.

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Jaroslava kommt aus Plzeň / Pilsen und ist sogar nur wegen des Schmankerls nach Karlovy Vary / Karlsbad gereist:

„Ich habe mir eine warme Oblate gekauft. Auch andere Geschmacksrichtungen habe ich schon ausprobiert. Das war eigentlich mein Hauptgrund, warum ich überhaupt hier hergekommen bin. Darauf habe ich mich schon das ganze Jahr gefreut. Jetzt bin ich zufrieden.“

Wer schon einmal in einem Kurort in Tschechien war, kennt sie bestimmt – die Kuroblaten. Die Geschichte dieser süßen Delikatesse geht bis in das späte 18. Jahrhundert zurück. Damals haben vor allem die gut betuchten Kurgäste aus der Oberschicht dieses süße Gebäck genossen. Was für die Besucher an diesem Dessert so besonders war, sagt der Ernährungshistoriker Martin Franc:

Foto: Eva Turečková
„Da es ein Produkt für Kurgäste war, wurde Wert darauf gelegt, dass es zart war und einen delikaten Geschmack hatte. Alle Verbesserungen an dem Produkt gingen dahin, es noch feiner zu machen und weniger nach purem Zucker schmecken zu lassen. Wichtig war dabei auch immer die jeweilige Geschmacksrichtung.“

Man könnte sagen, dass die Hostien aus der Kirche die Vorgänger der süßen runden Waffeln sind. Bereits im 18. Jahrhundert hatte man angefangen, diese mit Zucker zu bestreuen. Vor allem in der Oberschicht und bei Besuchern von außerhalb kam das gut an. So ließen sich auch schon Goethe, Mozart und Schiller diese Art der Süßspeise schmecken.

Um das Jahr 1850 wurde begonnen, diese Spezialität für Kurgäste herzustellen, und zwar als leichtes Dessert für Zwischendurch. Diese Ur-Oblate sah aber noch nicht ganz so aus wie heute. Es gab nämlich nur eine Oblatenseite, die mit Zucker bestreut war. Schritt für Schritt ging man dazu über, zwei knusprig gebackene Oblaten mit einer Masse aus Zucker in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen zusammenzukleben. Viel später kamen erst die mit Schokolade gefüllten Oblaten hinzu.

Foto: Eva Turečková

Foto: Eva Turečková
Mit der Gründung der Firma Karl Bayer im Jahre 1867 entstand eine richtige Oblaten-Industrie. Der Konditorin Barbara Bayer gelang es, den typischen hauchdünnen Teig mit sprudelndem Heilwasser zu backen. Die Nachfrage nach dem warmen runden Gebäck wuchs. Schon damals gewannen die Oblaten auch international an Popularität. Die Süßspeise wurde im Jahr 1900 sogar bei der Weltausstellung in Paris ausgezeichnet.

Doch für die Kuroblaten sah es nicht immer so rosig aus. 1916 wurde nämlich ihre gewerbliche Herstellung verboten. Der Sohn und der Enkel des Unternehmensgründers Karl Bayer übernahmen schließlich 1932 die Oblaten-Bäckerei und brachten wieder Leben in das Geschäft. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges kamen noch weitere Hersteller hinzu. Denn es ist nicht sonderlich schwer, die Oblaten zu backen. Bis heute gibt es mehrere Firmen, die diese traditionelle Süßigkeit produzieren. Das lädt aber auch dazu ein, sich zu streiten, wer nun das Originalrezept der Karlsbader Oblaten in der Schublade hat.

Martin Franc  (Foto: Elena Horálková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Nach 1989 gab es nicht mehr nur einen dominierenden Hersteller. Da kam es auch zu Konflikten darüber, wer nun der rechtliche Erbe des Produktes ist. Dabei spielt auch eine Rolle, welche Geschmacksrichtungen zum Beispiel traditionell sind oder was in den Teig gemischt werden darf. Tschechien bemühte sich zudem um den Schutz der Oblaten durch die Europäische Union. Es bestand jedoch Konkurrenz von Herstellern ähnlicher Produkte, vor allem aus Deutschland. Nach ihrem erzwungenen Weggang 1945 nahmen nämlich zahlreiche Deutsche aus der Region ihre Rezepte mit in die neue Heimat. Kuroblaten werden aber zum Beispiel auch im polnischen Schlesien hergestellt. Eine gewisse Konkurrenz ist also da. Es gibt keine Regel, nach der sich ein Originalprodukt vom anderen unterscheiden ließe“, so Martin Franc.

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Bis heute gehören die Karlsbader Oblaten zum beliebtesten und bekanntesten Waffelgebäck aus Tschechien. In dem Geschäft, in dem Jaroslava ihre Oblaten gekauft hat, wird das Gebäck jeden Tag frisch mit dem Zuckergemisch unterschiedlichster Geschmacksrichtungen zusammengeklebt. Am besten verkaufen sich jene mit Haselnussgeschmack. Auch die mit Schokolade gefüllten Waffeln stehen ganz oben. In letzter Zeit machen aber auch ganz andere Geschmacksrichtungen das Rennen, sagt die Verkäuferin Jana in Karlsbad:

„Eher ungewöhnliche Geschmacksrichtungen sind Sauerkirsche, algerischer Kaffee, Chili oder Duo. Letzteres sind eigentlich zwei Oblaten in einer, da werden Haselnuss-und Schokoladenoblaten zusammengeklebt. Sie schmecken einfach sehr gut und sind daher beliebt.“