Tschechische Kurbäder erwarten deutsche Kassenpatienten

Karlsbad
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Die Gäste der westböhmischen Kurstädte Karlsbad, Marienbad oder Franzensbad stammen zu einem großen Teil aus Deutschland. Nahe liegend ist das so genannte Bäderdreieck für die deutschen Besucher nicht nur in geographischer Hinsicht. Auch andere Gründe sprechen dafür, dort eine Kur zu absolvieren. Ein Gedanke, den neuerdings auch deutsche Krankenkassen aufgreifen. Hören Sie mehr von Gerald Schubert:

Karlsbad  (Foto: CzechTourism)
Die HEK, also die Hanseatische Krankenkasse, hat den Schritt bereits getan: In Kooperation mit dem Deutschen Medizinischen Zentrum schloss sie einen Vertrag mit der Danubius-Gruppe ab, die im westböhmischen Mariánské Lázne (Marienbad) Kureinrichtungen betreibt. Auf diese Weise kann die HEK nun deutsche Patienten an ausländische Bäder vermitteln - die EU macht's möglich. HEK-Pressesprecher Thorsten Brunkhorst:

"Wir stehen sicher am Anfang eines Trends, der letztendlich durch das Zusammenwachsen Europas gefördert wird. Aber auch hier sind natürlich gewisse Grenzen gesetzt."

Poděbrady  (Foto: Miloš Turek)
Zum einen, so Brunkhorst, dürfe es gerade im medizinischen Bereich keine Sprachbarrieren geben. Patienten müssen mit Ärzten und Pflegepersonal ungehindert kommunizieren können - eine Voraussetzung, die durch Deutsch sprechendes Personal im grenznahen Bäderdreieck in der Regel erfüllt ist. Punkt zwei: Die geforderte Qualität.

"Die muss mit der in Deutschland identisch sein, die deutschen Standards müssen eingehalten werden. Dazu sind sicherlich nicht alle ausländischen Leistungserbringer in der Lage, so dass sich der Kreis der potentiellen Anbieter auch dadurch reduziert."

Marienbad  (Foto: CzechTourism)
In Marienbad sieht die HEK die entsprechende Qualität hingegen gewährleistet. Vonseiten der Klienten wird ebenfalls reges Interesse erwartet. Immerhin kuren ja bereits jetzt zahlreiche Deutsche auf eigene Kosten in Westböhmen. Für das Bäderdreieck bedeutet das voraussichtlich: Noch mehr Gäste, noch mehr Einnahmen. Ein Trend, mit dem der stellvertretende Bürgermeister von Marienbad, Zdenek Kral, aber nicht uneingeschränkt zufrieden ist:

"Natürlich ist das eine gute Entwicklung - geradezu ein Boom! Die Betriebe sind gut besucht, es werden Gebäude renoviert, die lange Zeit dem Verfall preisgegeben waren, es entstehen neue Einrichtungen. All das ist zweifellos sehr positiv. Aber ich bedauere es einfach, dass man in Marienbad schon fast kein Tschechisch mehr hört! Das sollte man ändern, aber daran besteht einfach kein Interesse."

Denn die Kurbetriebe würden eben lieber zahlungskräftigere Deutsche begrüßen, meint Král. Für tschechische Patienten würden die Heilbäder im eigenen Land immer unerschwinglicher.

Ein möglicher Lösungsansatz wäre eine umfangreichere Kostendeckung durch die heimischen Versicherungen. Die bezahlen nämlich oft nur die Heilprozeduren, nicht aber den Aufenthalt. Das immer schwieriger finanzierbare Gesundheitswesen dürfte für einen solchen Schritt allerdings nur wenig Spielraum bieten.

Foto: CzechTourism