Mehr Touristen und große Verpflichtungen: Westböhmisches Bäderdreieck nun Unesco-Weltkulturerbe

Karlovy Vary

Seit Samstag gehören die drei bekanntesten Kurbäder Westböhmens zum Weltkulturerbe der Unesco. Sie hatten sich vor mehr als zehn Jahren in einer gemeinsamen europäischen Initiative beworben.

Jan Kuchař,  Andrea Pfeffer Ferklová und Martin Kalina | Foto: Slavomír Kubeš,  ČTK

Die Bürgermeister der drei bekanntesten Kurbäder Westböhmens feiern. Karlovy Vary / Karlsbad, Mariánské Lázně / Marienbad und Františkovy Lázně / Franzensbad stehen nun auf der Welterbe-Liste der Unesco. Fast elf Jahre zog sich der Vorbereitungs- und Nominierungsprozess hin, für den sich elf europäische Städte zu einem gemeinsamen Antrag unter dem Titel „Slavné lázně Evropy“ (Bedeutende Kurbäder Europas) zusammenfanden. Andrea Pfeffer-Ferklová (Partei Ano), Bürgermeisterin von Karlsbad, blickt zurück:

„Sieben europäische Staaten, elf Kurbäder. Der Weg zur Nominierung hat lange gedauert, weil wir uns absprechen mussten und jede der Städte ganz anders ist. Wir mussten solche Bedingungen entwickeln, die wir alle auch erfüllen, um die Sache gemeinsam angehen zu können.“

Illustrationsfoto: David Wiley,  Flickr,  CC BY 2.0

Nach einer Auftaktkonferenz, einem Expertengutachten und zahlreichen Verhandlungen wurde die Nominierung schließlich 2018 eingereicht. Bis dahin hatten die beteiligten Städte insgesamt knapp 900.000 Euro in die Vorbereitungen investiert. Die Entscheidung der Unesco fiel dann in dem üblichen Zeitrahmen von mindestens zwei Jahren, leicht verzögert durch die Corona-Pandemie.

Tschechien hatte die Leitung des gesamten Projektes inne. In der Gruppennominierung waren auch Bäder aus Deutschland vertreten, konkret Baden-Baden, Bad Ems und Bad Kissingen. Aus Österreich beteiligte sich Baden bei Wien. Die weiteren Städte liegen in Italien, Frankreich, Belgien und Großbritannien.

Karlovy Vary | Foto: Ralf Gervink,  Pixabay,  CC0 1.0 DEED

Überall dort wurde am Wochenende also gefeiert, nachdem das Unesco-Welterbekomitee in China positiv über den gemeinsamen Eintrag befunden hatte. Nun stehe allerdings viel Arbeit an, so Pfeffer-Ferklová:

„Auf der Welterbeliste der Unesco eingetragen zu sein, ist einzigartig und eine starke Marke. Wir erwarten einerseits einen Zustrom von Touristen. Andererseits ist es eine große Verpflichtung. Wir müssen das, was hier einst entstanden ist, für die kommenden Generationen erhalten, damit auch sie etwas davon haben.“

Martin Kalina (Piraten), Bürgermeister von Marienbad, ist ebenfalls bereit für neue Aufgaben:

Mariánské Lázně | Foto: Christoph Hönigschmid,  Pixabay,  CC0 1.0 DEED

„Wir haben uns zehn Jahre lang systematisch darauf vorbereitet, jetzt folgen die weiteren Schritte. Das Wichtigste an der Nominierung war für uns, dass wir nicht den Ein-Tages-Tourismus fördern wollen. Beim Kurerlebnis geht es um den längerfristigen Aufenthalt, bei dem die Heilquellen ihre Wirkung entfalten können. Um wirklich den Effekt einer Kur zu erleben, müssen die Menschen mindestens zwei Wochen lang hier bleiben. Darauf hoffen wir.“

Dafür muss die Infrastruktur angepasst werden, in Marienbad soll darum der Zugang zu den öffentlichen Verkehrsmitteln verbessert werden. Die Unesco-Listung bedeutet auch eine finanzielle Unterstützung für die historischen Orte. Der „Fonds für das Erbe der Welt“ hält etwa vier Millionen US-Dollar (3,4 Millionen Euro) jährlich für Erhaltungsmaßnahmen bereit – allerdings als Gesamtsumme für alle eingetragenen Stätten, deren Zahl momentan weltweit bei 1135 liegt.

Villa Tugendhat | Foto: Lenka Žižková,  Radio Prague International

Tschechien ist nun mit 15 Sehenswürdigkeiten in der Weltkulturerbe-Liste vertreten. Dazu gehören etwa die historischen Zentren von Prag, Český Krumlov / Krumau und Telč / Teltsch, das Schlossareal von Litomyšl / Leitomischl oder die funktionalistische Villa Tugendhat in Brno / Brünn. Auf der Liste des immateriellen Welterbes hat Tschechien sieben Einträge, etwa die Faschingsumzüge in der Region Hlinsko oder die Blaudruck-Technik aus Mähren.